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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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sicherer, radikalen schwarzen Elementen nahestehender Quelle, dass Staff Sergeant Cassidy immer noch in Gefahr ist.«
    Die Lippen fest zusammengepresst, holte Knapp durch die Nase tief Atem. Er atmete aus. »Darf ich fragen, warum, Sir?«
    »Staff Sergeant Cassidy geht in der Ausübung seiner Pflichten nicht immer sehr sensibel vor.« Mellas lächelte. »Vor allem gegenüber Schwarzen.«
    Knapp lächelte zurück. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Ich denke, es wäre das Beste, ihn aus der Kompanie zu versetzen«, sagte Mellas. »Laut meiner Quelle verlangen die erwähnten radikalen Elemente bestimmte Veränderungen und eine Entschuldigung von Cassidy. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie wahrscheinlich es ist, dass es dazu kommt.«
    »Er würde es tun, wenn es ihm befohlen würde.«
    »Ja«, sagte Mellas, »und welche Auswirkungen hätte das auf die Autorität der anderen Stabsunteroffiziere?«
    »Ja. Ich verstehe.«
    Mellas ließ das erst einmal wirken, bevor er fortfuhr. »Cassidy muss nichts über die Hintergründe der Versetzung erfahren. Es würde die Situation entschärfen. Wer weiß, wohin es führt, wenn wir Nachforschungen anstellen.«
    »Und Lieutenant Fitch? Was hält er davon?«
    »Sie und ich, wir sind die Einzigen, die Bescheid wissen. Sie verstehen doch sicher, in welche Zwickmühle Fitch, und übrigens auch der Colonel, damit geriete. Der Colonel wäre gezwungen, eine förmliche Untersuchung einzuleiten.«
    »Ja, ich verstehe, Sir.« Knapp trommelte mit seinen ordentlich geschnittenen Nägeln auf die Sperrholzplatte des Tisches. Er rieb sich den Nacken. »Ich könnte jemanden gebrauchen, der hier in der Etappe für Arbeitsgruppen zuständig ist. Die Stellungen werden vermutlich erweitert und Bunker gebaut werden müssen. So einen Stützpunkt am Laufen zu halten macht eine Menge Arbeit, wissen Sie.«
    »Das ist mir klar, Sergeant Major. Es ist erstaunlich, wie viel erledigt werden muss, und Anerkennung gibt’s dafür keine.« Mellas lachte leichthin. »Ich hab in unserer Football-Mannschaft als Guard gespielt, und ich weiß noch, wie ich mal in der Zeitung die treffende Bemerkung gelesen habe, dass es irgendwie immer die Halfbacks sind, die die Punkte machen, und nie das Team.«
    Knapp schien die Bemerkung zu gefallen. »Ja, Sir. Das ist hier auch nicht anders.«
    Mellas lächelte. »Nein, kein bisschen«, sagte er. »Ganz egal, wo man hinkommt, es ist immer noch wie auf der Highschool.«
    Der Sergeant Major lachte. Mellas verkniff sich ein Lächeln angesichts der Ironie, die darin lag, dass Knapp über eine Äußerung lachte, die eigentlich ihn selbst betraf.
    »Okay. Mal sehen, was ich tun kann, Sir«, sagte Knapp. »Ich will Ihnen nichts versprechen. Aber wir möchten schließlich nicht den Tod eines guten Marines auf dem Gewissen haben.«
    »Genau so sehe ich das auch, Sergeant Major. Ich wusste, Sie würden das verstehen.«
    »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind, Lieutenant.« Er stand mit Mellas zusammen auf, und sie gaben sich die Hand. Der Sergeant Major begleitete Mellas zum Zelteingang.
    »Da ist noch etwas, Sergeant Major«, sagte Mellas.
    »Sir?«
    »Es wäre vielleicht ein bisschen heikel, wenn irgendwelche Schwarzen beim Messeabend an den Tischen bedienen müssten.«
    Das Lächeln des Sergeant Major verschwand. »Wenn sie Messedienst haben, dann tun sie, was man ihnen sagt. Hier wird niemand bevorzugt.«
    »Natürlich nicht«, sagte Mellas. »Und ich finde es bewundernswert, dass Sie lieber die Verantwortung für einen Anschlag auf sich nehmen, als bei Ihren Prinzipien Abstriche zu machen. Jeder Untersuchungsausschuss würde das gutheißen.«
    Der Atem des Sergeant Major ging schneller. Er schluckte sichtlich. »Ich habe nicht gemeint, dass ich einen Anschlag riskieren würde.«
    »Natürlich nicht, Sergeant Major«, sagte Mellas. »Es ist ein Dilemma, und ich weiß, die Sache schmeckt Ihnen genauso wenig wie mir. Daher weiß ich Ihre Hilfe in dieser Sache wirklich zu schätzen. Vielen Dank, Sergeant Major.«
    Mellas drehte sich um und verließ das Zelt. Er rückte sich sorgfältig seinen aus den Staaten mitgebrachten Buschhut zurecht und machte sich auf den Weg zurück zur Landebahn. Er hatte keinerlei Zweifel, was der Sergeant Major tun würde.
    Mehrere Stunden später rannten Mellas und die anderen Offiziere durch den Regen zu dem großen Kapellenzelt. Hawke und McCarthy – Letzterer von den Glassplittern in seinem Hinterteil offenbar völlig unbeeinträchtigt – standen

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