Matterhorn
draußen im Geniesel. Hawke schüttelte stumm den Kopf. Ein Soldat aus McCarthys Zug in der Alpha-Kompanie, der eine weiße, in Da Nang gekauft Jacke trug, stapfte mit einem großen Topf Suppe an ihnen vorbei. Er schaffte es, die rechte Hand so weit vom Henkel zu lösen, dass er McCarthy den Stinkefinger zeigen konnte.
»Verpiss dich, Wick«, zischte McCarthy ihm zu. Der Junge verschwand im Zelt.
Das Innere war von Kerzen erleuchtet, die einen flackernden gelben Schimmer über alles legten. Tische waren zu einem großen U angeordnet und mit weißen Tüchern bedeckt. Der Kommunikationsoffizier des Bataillons steckte den Kopf zur Tür heraus. »Kommt lieber rein und sucht eure Tischkarten. Wir sollen alle bereitstehen, wenn der Colonel kommt. Blakelys Befehl.« Er verschwand wieder nach drinnen.
Hawke seufzte und ging hinein. Die anderen folgten.
Die Ventilationsklappen des Zelts waren wegen des Regens geschlossen worden, sodass es drinnen unangenehm warm war. An der Rückseite standen mehrere Soldaten neben Töpfen mit Essen bereit und schwitzten in ihren gestärkten weißen Jacken. Mellas bemerkte, dass keine Schwarzen darunter waren.
Shortround, der ganz am Ende der Reihe neben einem großen Topf grüner Bohnen stand, grinste breit, als er die Lieutenants der Bravo-Kompanie das Zelt betreten sah. Mellas freute sich, ihn zu sehen, verkniff sich jedoch ein Grinsen und nickte bloß kurz. Hawke zeigte das Hawk-Power-Zeichen, und Shortround erwiderte es mit einer unauffälligen Fingerbewegung an seiner Hüfte und lächelte voller Stolz, weil er in Hawkes Privatscherz einbezogen wurde.
Mellas fand seine Tischkarte gegenüber von Hawke und zwischen Captain Coates, dem Skipper der Charlie-Kompanie, den er zuletzt bewusstlos auf der nassen LZ gesehen hatte, und einem neuen Lieutenant von der Alpha-Kompanie. Der neue Lieutenant und Coates tauschten Höflichkeiten mit Mellas aus, auf die dieser kaum antwortete. Es war seine Art zu zeigen, dass er gegen seinen Willen hier war und sich nicht amüsierte. Das Gespräch erlahmte, und es folgte verlegenes Schweigen.
Die Spannung löste sich, als der Three das Zelt betrat und Achtung befahl. Blakelys Tarnanzug war steif gestärkt, und sein Majorslaub glänzte im Kerzenlicht. Er stand bolzengerade und machte eine gute Figur. Mellas hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass der eingebildete Schnösel eines Tages General sein würde.
Das Gesicht vor Erregung und Stolz gerötet, trat Simpson ein. »Setzen Sie sich, meine Herren«, sagte er knapp. Die Bänke polterten auf dem Holzplattenboden, als ungefähr dreißig Offiziere sich setzten. Blakely hielt eine kurze Ansprache über die Tradition des Messeabends und hob dann sein Glas zu einem Toast, worauf das offizielle Trinken begann.
Bis sie mit dem Dessert fertig waren, hatten sie größtenteils mindestens eine Flasche Wein pro Nase geleert. Die Gespräche hatte sich zu einem von Lachsalven durchsetzen Stimmengewirr gesteigert. Niemand bemerkte, wie der Colonel von seinem Stuhl aufstand, um einen Toast auszubringen, außer Major Blakely, der gegen sein Glas klopfte, um Ruhe im Zelt herzustellen.
Genau wie bei den Scheißrotariern, dachte Mellas finster.
Sämtliche Stimmen verstummten, nur nicht die von McCarthy. Er hatte seine zweite Flasche Wein schon halb leer getrunken und erzählte gerade einem neuen Second Lieutenant seine Lieblingsanekdote über den Three. »›Aber wir sind hier draußen‹ ,sagt der Skipper. ›Und es ist mir egal, was Ihre dämliche Karte sagt, wir sind hier, und Sie sind’s nicht, und ich sage Ihnen, wir sehen Lichter auf Berg 967 .‹ Aber dieses blöde Arschloch erzählt uns, und zwar über Funk, Scheiße noch mal, das wär unmöglich, und was wir da direkt vor der Nase hatten, wär einfach nicht da …«
Der neue Lieutenant zupfte an McCarthys Ärmel und machte heftige Kopfbewegungen in Richtung des vorderen Tisches. McCarthy lief rot an und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Der Three verkündete, dass der Colonel etwas zu sagen habe. Sein Blick wich keine Sekunde von McCarthy.
Simpson, der leicht angesäuselt und gut gelaunt war, zeigte ein rasches, unpersönliches Lächeln. Er vergoss ein wenig von seinem Wein, als er sich, die Hände zu beiden Seiten seines Tellers, vorbeugte. Dann richtete er sich auf und nahm dabei sein Glas mit. »Meine Herren. Das Erste Bataillon des Vierundzwanzigsten Marineinfanterieregiments hat sich hier in Vietnam einen sehr guten Namen gemacht. Es
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