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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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kurze Sprints ein, warfen sich auf den Boden, um nach oben zu feuern, und bewegten sich dann weiter, immer höher. Der Boden des Hangs vor ihnen wurde aufgewühlt von den Kugeln des Dritten Zugs. Die Marines des Ersten Zugs trafen auf die steile Böschung; die Angriffslinie bog sich sichelförmig zusammen, und die Männer bewegten sich koordiniert sprungweise den Hang hinauf – eine Fortbewegung, die ihnen vom ersten Tag der Grundausbildung an eingedrillt worden war. Einige von ihnen brüllten, um sich Mut zu machen; andere brüllten aus schierer Erregung. Ein paar feuerten hangaufwärts, aber die meisten schossen nicht, weil sie wussten, dass der Winkel ungünstig war.
    Etwa fünfundzwanzig Meter hangaufwärts zündete Fracasso eine grüne Rauchgranate, um dem Dritten Zug und den Mörsern zu signalisieren, dass sie das Feuer einstellen sollten. Fitch befahl Feuereinstellung, um nicht die eigenen Leute zu treffen.
    Ein, zwei Sekunden lang herrschte Stille.
    Dann explodierte Helicopter Hill vom stetigen ohrenbetäubenden Feuer schwerer Maschinengewehre und dem tonlosen Rattern der soliden automatischen AK 47 - und halb automatischen SKS -Gewehre der Nordvietnamesischen Armee. Im selben Moment spritzte Erde und Schlamm vom Boden unter den Füßen des Ersten Zugs auf, an vielen Stellen dunkelrot gefärbt.
    Mellas rannte vorwärts, warf sich dabei immer wieder hinter Felsen, setzte über exponierte Stellen und suchte dann wieder jede Art von Deckung vor dem auf sie hereinprasselnden Feuer. Sein ganzes Sein konzentrierte sich in seinem wild schlagenden Herzen und der rasch zunehmenden Hitze des durch sein Gehirn und seine Beine strömenden Bluts. In Zweier- und Dreiergrüppchen rannten und schlängelten sich die Männer durchs Gelände. Fracasso gab sich alle Mühe, den Zug zusammenzuhalten. Connollys Gruppe, auf der Nordseite des Kamms, war dicht zusammengeballt, wodurch eine große Lücke entstanden war zwischen ihr und Jancowitz, dessen Gruppe sich zur einen Hälfte auf der einen und zur anderen Hälfte auf der anderen Seite des Kamms befand. Jacobs, auf der Südseite, ließ seine Gruppe in raschen Sprüngen vorrücken, wobei jeweils zwei Trupps schossen, während der dritte sich vorwärtsbewegte.
    Die NVA -Einheiten, die nun nicht mehr vom Feuer des Dritten Zugs niedergehalten wurden, hielten ihr eigenes schweres Feuer aufrecht. Die Welt schien aus den Fugen, während Mellas zusah, wie weiches Fleisch gegen heißes Metall anrannte. Was eben noch geordnete Bewegung gewesen war, löste sich nun auf in Verwirrung, Lärm und Blut. Der Angriff mochte so aussehen, als würde er noch immer überlegt geführt, aber das war nicht der Fall. Er lief ab, weil jeder Marine wusste, was er zu tun hatte.
    Mellas war wie entrückt; er wuchs über sich hinaus. Es war, als sähe sein Verstand kühl zu, während sein Körper vor Leidenschaft und Angst heftig raste. Seine Angst war größer als jede Angst, die er jemals empfunden hatte. Aber diese strahlende und intensive Angst, dieses schreckliche Hier und Jetzt, die alles entscheidende Bedeutung jeder seiner Körperbewegungen, all das zusammen stieß ihn über eine Grenze, von deren Existenz er bis zu diesem Moment nichts gewusst hatte. Er gab sich ganz und gar dem Gott des Krieges in ihm selbst hin.
    Ein Feuerstoß aus einem Maschinengewehr pfiff über seinen Kopf hinweg, während er parallel zur Höhenlinie des Hügels rannte, um dabei mitzuhelfen, die Gruppen wieder zusammenzuführen. Er hörte Schreie nach einem Sanitäter. Er rannte auf die Stelle zu und stellte fest, dass Doc Fredrickson schon da war. Zwei Mann waren am Boden, einer atmete noch abgerissen, dem anderen war der Oberkiefer durchschossen, sein Hinterkopf zeigte eine klaffende Austrittswunde. Die zwei verbliebenen Mitglieder des Trupps bewegten sich noch immer hangaufwärts, dem Feuer entgegen. Mellas rannte ihnen nach. Er sah, wie sich Jacobs hinter eine Felsnase kauerte, während er sich zu einer MG -Stellung vorarbeitete.
    Young schloss zu Jacobs auf, stellte das Zweibein am Laufende seines MG s auf einen kleinen Höcker und belegte das NVA -Maschinengewehr mit stetigem Feuer. Das ermöglichte es den beiden verbliebenen Jungs des Trupps, mit Granaten in den Händen weiter den Hügel hinaufzukriechen.
    »Wo ist Jermain?«, brüllte Mellas hinter Jacobs her. »Wir brauchen einen M 79 .« Jacobs drehte sich zu Mellas um, der sich direkt unterhalb von ihm befand. Er zeigte in eine bestimmte Richtung. Mellas rannte los,

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