Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
nutzte das steile Gefälle des Hangs als Deckung. Kugeln pfiffen über seinen Kopf. Er fand Jermain, der durch das dichte Buschwerk vorsichtig nach oben kroch und dabei seinen gedrungenen M 79 -Granatwerfer vor sich herschob.
    »Wir brauchen Granaten«, rief Mellas. »Maschinengewehrbunker. Jacobs nimmt ihn sich vor.« Er machte kehrt, ohne auch nur zu schauen, ob Jermain ihm folgte, oder einen Moment lang zu glauben, dass dieser das nicht tun würde. Jermain rannte ihm nach.
    Auf der Vorderseite des kleinen Höckers und zu beiden Seiten von Young spritzte die Erde auf. Er hatte die Zähne gebleckt, und sein Gesicht war angstverzerrt, während er und der MG -Schütze der NVA sich ineinander verbissen und Kugeln zwischen ihnen hin- und herflogen. Aber Young schoss weiter in kurzen, disziplinierten Feuerstößen, um seinen Lauf nicht zu überhitzen, wodurch die anderen die Möglichkeit hatten, sich weiterzubewegen. Jermain rief Robertson und zwei neuen Jungs aus dessen Trupp, die sich oberhalb von ihm befanden, zu, sie sollten Deckung nehmen. Dann stand er auf und begann, dem gegnerischen Feuer ausgesetzt, Granaten in die Öffnung des Bunkers zu schießen. Das NVA -Maschinengewehr hörte zu feuern auf.
    Robertson und die beiden Jungs stemmten sich auf die Knie und schoben sich seitlich an den Bunker heran, um ihm den Rest zu geben. Mellas hatte getan, was er konnte, und rannte bereits weiter. Er sah nicht, wie einer der Jungs zu Boden sackte, nachdem ihm aus einem verborgenen Schützenloch rechts von dem Bunker in den Rücken geschossen worden war. Robertson wälzte sich nach vorn in die Deckung der Büsche, warf seine beiden Granaten in das offene Schützenloch und tötete die beiden Nordvietnamesen, die daraus schossen. Ohne Granaten jedoch konnte er gegen den Bunker mit dem Maschinengewehr nichts ausrichten. Sein Gewehr an die Brust gedrückt, lag er auf dem Rücken. Das Maschinengewehr eröffnete erneut das Feuer. Young schoss zurück. Damit blieb es Jacobs überlassen, zu entscheiden, was er als Nächstes tun sollte.
    Mellas rannte hinter Jancowitz’ Gruppe her. Sie ballte sich zusammen, was den gegnerischen MG -Schützen die Arbeit erleichterte, und das Gelände zwang sie, ohne dass sie sich dessen bewusst waren, in Richtung des weniger mühsamen, aber sehr viel riskanteren Zugangswegs auf der Kammlinie. Mellas sah Bass und brüllte ihm zu: »Schaffen Sie die Idioten von der Kammlinie runter.« Bass nickte, nach Atem ringend, und rannte vorwärts. Skosh klebte ihm mit dem Funkgerät an den Fersen.
    Mellas bewegte sich geradewegs den Hügel hinauf. Er hatte Pollini vor sich, der hektisch versuchte, eine Ladehemmung seiner Waffe zu beheben. Pollini schaute unentwegt hangaufwärts, nicht auf seine Waffe, deren Verschluss sich immer wieder verklemmte.
    Mellas hatte die Falle im Nu ausgemacht. Das Buschwerk unmittelbar vor Pollini war von Bodenhöhe aufwärts auf etwas über fünfzig Zentimeter weggeschnitten, darüber hatte man das Buschwerk unversehrt gelassen. Dadurch ergab sich ein freies Schussfeld für ein Maschinengewehr, das dem Angreifer die Beine ummähen und dafür sorgen würde, dass er in die Kugeln hineinfiel. »Her mit dem Scheißgewehr, Shortround«, rief Mellas. Seine Stimme war über dem Lärm kaum zu hören. Pollini gab Mellas das Gewehr, als könnte es jede Sekunde explodieren. Sein wilder Blick ging von Mellas hangabwärts, in vermeintliche Sicherheit. Dann grinste er Mellas an. »Das Ding klemmt, Sir.«
    Mellas erkannte rasch, dass Pollini das Magazin nicht vollständig eingeführt hatte; dessen oberer Rand blockierte die Bewegung des Verschlusses. Mellas schüttelte den Kopf und ließ das Magazin vollständig einrasten. Er gab einen kurzen Feuerstoß ab. Die heißen Patronenhülsen wurden ausgeworfen und trafen Pollini seitlich im Gesicht. Das brachte diesen mit einem Schlag in die gegenwärtige Situation zurück. Er grinste und griff nach dem Gewehr, und nun schaute er wieder hangaufwärts durch den Tunnel aus gerodetem Buschwerk.
    »Alles klar, Shortround?«, fragte Mellas.
    Pollini lächelte, schluckte und nickte. »Ja. Scheißding hat geklemmt, was, Sir?«
    »Ja, und jetzt klemmt’s nicht mehr. Und passen Sie gefälligst auf. Direkt oberhalb von Ihnen ist ein Maschinengewehr.« Mellas bewegte sich weiter, suchte nach Jancowitz.
    Pollini rappelte sich hoch und stürmte den Hügel hinauf. Er rannte geradewegs den sorgfältig gerodeten Pfad entlang und verschwand aus Mellas’ Blickfeld, ehe

Weitere Kostenlose Bücher