Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
der ihn von den Beinen holen konnte.
    Das MG eröffnete das Feuer, und Mellas warf sich hinter eine kleine Bodenerhebung, während die Kugeln Morast und Zweige zerhackten. Das MG verstummte. In der kurzen Stille hörte er Pollini schreien: »Ich bin getroffen. Ich bin getroffen.«
    Mellas presste sich gegen den Boden, als das MG erneut zu feuern begann; er hoffte, Pollini würde zurückrobben. Das war nicht der Fall.
    Bass kam über den Hang heran. »Wer ist getroffen?«, fragte er.
    »Shortround«, sagte Mellas und robbte rückwärts auf Bass zu, der sich seitlich an den steilen Hang lehnte. Zu seinen Füßen kauerte Skosh, der, eine Hand auf dem freien Ohr, den Funkverkehr zu verfolgen versuchte.
    Bass schaute hangaufwärts. »Scheiße, da oben ist ein Maschinengewehr, Sir.«
    »Ich weiß. Shortround lebt noch. Ich hab ihn schreien hören.«
    »Ich auch«, sagte Bass. »Aber ihn von hier aus zu holen, ist Selbstmord. Wir arbeiten uns um das Ding rum. Es ist eingegraben, aber es ist nicht in einem Bunker wie das andere. Vielleicht ein Mike- 26 .«
    Doc Fredrickson kam in die relative Sicherheit unterhalb des Randes der Böschung gekraxelt, wo die drei kauerten. Schwer atmend lehnte er sich mit dem Rücken an die Erde und starrte die lange Kammlinie hinunter, wo ungeschützt mehrere Körper lagen. Er hörte dem Gespräch gar nicht zu.
    Mellas wandte sich an Bass und grinste. »Was meinen Sie, Sergeant Bass? Ist das nicht mindestens eine Navy Commendation Medal wert, wenn ich ihn holen gehe?« Das war als Scherz gedacht, doch Mellas wurde klar, dass er es zumindest teilweise ernst meinte.
    Bass sah ihn an. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. »Da oben gehen Sie drauf, Lieutenant. Machen Sie das nicht.«
    Mellas war plötzlich entschlossen, sich einen Orden zu verdienen; außerdem war es seine Schuld, dass Pollini nicht in der VCB war und Messedienst schob. Er wandte sich an Fredrickson. »Warten Sie hier, bis ich ihn runtergeholt habe.« Fredrickson rang immer noch nach Luft und gab keine Antwort.
    Bass sagte: »Okay, Sir, ich versuche, Ihnen Deckung zu geben. Wenn Sie draufgehen, beantrage ich einen postumen Bronze Star für Sie.«
    »Abgemacht.«
    Bis zu diesem Moment war sich Mellas vorgekommen wie im Kino. Jetzt, als er sich die Folgen seiner Entscheidung vor Augen führte, spürte er, dass der Film gleich reißen würde: plötzliches sengendes weißes Licht, und dann nichts mehr.
    Er sah zu, wie Skosh und Bass sich langsam links von ihm in Stellung brachten. Er nickte ihnen zu, und sie hoben ihre Gewehre über den Böschungsrand und eröffneten das Feuer. Mellas sprang auf, stürzte über den kleinen Kamm, warf seinen Körper nach vorn auf den Boden, feuerte blindlings hangaufwärts und hoffte, der MG -Schütze würde den Kopf unten lassen, während er vorwärtskroch.
    Pollini lag auf dem Rücken, seine Füße zeigten hangaufwärts in Richtung des Maschinengewehrs. Mellas warf sich unterhalb von Pollinis Kopf auf den Boden. Er griff nach oben und versuchte, Pollini an dessen Hemdschultern bergab zu zerren. Das MG fing zu schießen an, sowie Mellas zu feuern aufhörte. Mellas zog, brachte aber nicht genug Hebelkraft auf, um Pollinis Gewicht zu bewegen. Er fluchte. Er versuchte es erneut. Er brachte ihn nicht von der Stelle. Direkt über Pollinis Körper hinweg gab er einen letzten verzweifelten Feuerstoß ab, dann schob er sich neben ihn. Er drehte sich herum und warf sich auf Pollini, sodass er von Angesicht zu Angesicht auf ihm lag. Er schlang die Arme um ihn, wälzte sich mit ihm auf dem steilen Hang seitlich herum und rollte dann rasch mit ihm bergab. Er spürte, wie überall um ihn herum Kugeln einschlugen. Bei jeder Rollbewegung hoffte er, dass Pollini und nicht er die Kugel abkriegen würde.
    Plötzlich gab die Erde nach und er stürzte über die Böschung. Dort wartete Fredrickson. Er löste Pollini aus Mellas’ Griff. Pollini hatte zu atmen aufgehört. Aus seinem Mund kam Blut. Bass und Skosh kamen um die Biegung der Böschung gerannt, und die drei sahen schweigend zu. Das Ziel, den Berg einzunehmen, war ebenso wie der Lärm und das schreckliche Durcheinander, das um sie herum tobte, vergessen, während sie zusahen, wie Fredrickson versuchte, Pollinis Leben zu retten.
    Fredrickson beatmete Pollini und spuckte zwischen den einzelnen Atemzügen Blut und Erbrochenes aus. Er fuhr mindestens eine Minute lang damit fort, dann blickte er zu den drei anderen auf. Er schob das verfilzte, blutige Haar auf Pollinis

Weitere Kostenlose Bücher