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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Schädeldecke zur Seite und legte ein kleines rundes Loch frei. Mellas erinnerte sich, dass Pollinis Helm oben auf dem Hügel hinter ihm auf dem Boden gelegen hatte.
    »Ich kann nichts mehr für ihn tun, Sir«, sagte Fredrickson, und sein Gesicht verriet Kummer und Hilflosigkeit. »Er hat irgendwo im Kopf eine Kugel. Ich sehe keine Austrittswunde.«
    Mellas nickte und sah Bass und Skosh an.
    »Scheiße, Shortround«, sagte Skosh leise, wandte sich mit mahlendem Kiefer ab und schaute den Hang hinauf.
    Das MG begann erneut zu feuern, seine schweren Kugeln pfiffen durch die Luft. Sie hörten Granaten explodieren. Dann Stille. Dann begann das MG erneut zu feuern.
    Mellas vergaß Pollini und rannte in Richtung der Geräusche. Er stieß auf Amarillo, der vorwärtsrobbte, und schloss sich ihm an.
    Schweiß lief Amarillo übers Gesicht. »Janc, Sir«, sagte er. »Er hat’s auf das Maschinengewehr abgesehen. Er hat Jacksons Trupp dabei.«
    Mellas konnte nichts von Jackson oder Jancowitz sehen. Er blickte hinter sich. Ein Neuer lag eng zusammengekrümmt da, eine Schusswunde in Schulter und Hals. Mellas kannte nicht einmal seinen Namen.
    Amarillo bekam Mellas’ Blick auf den toten Marine mit. »Zu frisch vom Ausbildungsregiment. Rennt direkt auf das MG zu.«
    Mellas gab keine Antwort. Beide überwanden ihr Verlangen, an den Boden gepresst liegen zu bleiben, und krochen vorwärts.
    Jackson bewegte seinen Trupp sprungweise vorwärts und kam dem MG immer näher. Kein Marine schoss. »Wo ist Janc?«, rief Mellas.
    Jackson zeigte nach vorn. »Der ist außenrum gelaufen, Sir. Wir haben keine Ahnung, wo er gerade ist.« Mellas begriff jetzt, warum niemand schoss.
    Links von ihnen hörten sie dröhnende Feuerstöße und Geschrei, aber Mellas registrierte es kaum. Es war Goodwins Zug, den Fitch gerade von der Leine gelassen hatte.
    Inmitten des Dröhnens sahen sie immer wieder flüchtig den Kopf von Jancowitz über dem Gebüsch. Er rannte quer zum Gefälle des Hügels und nahm das NVA -Maschinengewehr von der Seite. Er gab einen Feuerstoß aus seinem M 16 ab. Ein Mann neben dem MG -Schützen richtete sein AK 47 auf Jancowitz, doch der rannte weiter vorwärts.
    Jackson sah, wie der MG -Schütze seine Waffe auf Jancowitz richtete. Er rappelte sich hoch, stürmte den Hügel hinauf und schrie dabei: »Janc, du blöder Idiot. Du dämlicher, blöder Idiot.«
    Jancowitz zog den Sicherungssplint seiner Granate, während der MG -Schütze die Waffe herumschwenkte und das Feuer auf ihn eröffnete. Er schien gleichzeitig die Granate zu werfen und zu Boden zu gehen, während Kugeln aus der Rückseite seiner Schutzweste hervorplatzten. Dann explodierte seine Granate – wie ein plötzliches Händeklatschen in einem leeren Raum.
    Cortell rannte Jackson hinterher und gab dabei immer wieder kurze Feuerstöße auf die MG -Stellung ab. Dann, wie von einer unsichtbaren Hand zurückgerissen, ruckte sein Kopf nach hinten, und sein Helm flog in die Luft hinter ihm. Er sank auf die Knie, starrte wie benommen auf sein Gewehr, das er waagrecht vor sich hielt. Dann kippte er nach vorn und landete mit dem entblößten Kopf auf dem Boden, wie ein Moslem beim Gebet.
    Jackson rannte weiter vorwärts, bemüht, Jancowitz zu erreichen. Mellas erreichte Cortell und drehte ihn auf die Seite. Noch immer hatte Cortell die Knie in Fötushaltung zum Bauch hin angezogen. Blut lief ihm von der Stirn, und sein Haar war davon verfilzt. Er knirschte vor Schmerzen mit den Zähnen. »Janc hat ihn erwischt, Sir«, keuchte Cortell. »Janc hat ihn erwischt. O Janc. O mein Gott.« Mellas griff das Verbandspäckchen an Cortells Gürtel, riss die Verpackung auf und presste es auf die Wunde, die wie eine auf der Stirn beginnende und nach hinten bis über das Ohr reichende Furche aussah. Er legte Cortells Hand auf den Verband, drückte sie fest an. »Lass das ja nicht los«, sagte er.
    Er wandte sich wieder bergaufwärts. Er kam an Jancowitz vorbei. Unter dessen Schutzweste rann hinten immer noch Blut hervor. Langsam breitete sich ein dunkler Fleck auf beide Hosenbeine aus. Drei Fakten drangen ihm gleichzeitig ins Bewusstsein: Das MG war verstummt, Jancowitz war tot, und die Gelegenheit musste ausgenutzt werden. Mellas drehte sich nach links und sah, dass Goodwin sich bereits mit einer ganzen Gruppe auf ihn zubewegte. Goodwin, dessen angeborene Kampfinstinkte rascher funktionierten, als Mellas denken konnte, stieß bereits in die Lücke, die durch die Ausschaltung des Maschinengewehrs

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