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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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ihnen hilft, wenn wir dann überhaupt noch einen haben, den wir zurückschicken können. Dann wären wir dreigeteilt, ein Teil auf dem Berg und einer auf dem Sattel dazwischen. Und alle drei würden den Arsch vollkriegen.«
    »So ist das«, sagte Fracasso, der den Ausdruck plötzlich verstand.
    Dennoch pflichtete man schließlich Fitch bei. Ein ganzer Zug plus die Befehlsstandsgruppe würde bei den Verwundeten auf dem Helicopter Hill bleiben. Zwei Züge würden Matterhorn angreifen. Wenn die beiden angreifenden Züge in Schwierigkeiten gerieten, konnte Fitch zwei Gruppen des Zugs schicken, der die Verwundeten schützte. Damit bliebe zu deren Schutz nur noch eine einzige Gruppe. Dass beide angreifenden Züge in Schwierigkeiten gerieten, war jedoch ein Risiko, das sie eingehen mussten.
    »Warum warten wir nicht einfach, bis wir genügend Pferde für den Job haben?«, fragte Mellas.
    »Der Six hat das Gefühl, wir verlieren die Initiative.«
    »Du meinst wohl, er hat Schiss, dass die Gooks abhauen und wir für unsere dreizehn Toten und vierzig Verwundeten nur einen wertlosen Berg und zehn Bestätigte vorzuweisen haben«, sagte Mellas.
    »So ist das«, sagte Fitch.
    Sie einigten sich auf einen Plan, der sich den Nebel und ihre Kenntnis des Geländes zunutze machen würde. Zwei Züge würden sich im Dunkeln durch den Stacheldrahtverhau arbeiten und unmittelbar vor Tagesanbruch angreifen. Kendall war an der Reihe, den haarigen Teil zu übernehmen. Goodwin und Fracasso forderten Fitch auf, eine Münze zu werfen, um zu entscheiden, wer sich Kendall anschließen würde. Fracasso verlor.
    »Wen hast du an Jancs Stelle gesetzt?«, fragte Mellas Fracasso.
    »Hamilton. Jackson wollte nicht. Da hab ich ihn zu meinem Funker gemacht.«
    »Es sind beides gute Männer«, sagte Mellas.
    Alles verstummte und schaute im trüben roten Lichtkreis auf die Karte.
    »Vielleicht sind ja alle Gooks über die Grenze abgehauen«, sagte Fitch.
    »Genau«, antwortete Kendall.
    Vancouver war der Erste, der auf den Stacheldraht traf. Er schob ihn behutsam nach oben, überprüfte die Spannung, suchte nach dem Durchlass, der, wie er wusste, da war. Der Draht bot Widerstand. Vancouver schob sich zurück. Er robbte ein kleines Stück nach links und versuchte es erneut. Connolly, Jacobs und Hamilton taten das Gleiche.
    Die anderen Männer des Ersten Zugs warteten, hatten den Kopf gegen die feuchte Erde gepresst; sie fürchteten sich beinahe zu atmen. Fracasso lauschte beklommen auf ein statisches Rauschen, das Signal, dass Kendall und der Dritte Zug den Stacheldraht überwunden hatten und in Position waren.
    Kendall hatte seinen Zug leise in westlicher Richtung durch den Dschungel geführt, um zur Südseite des Matterhorns zu gelangen. Er blieb stehen und sah auf seinen Kompass. Die phosphoreszierende Nadel schwankte, dann stabilisierte sie sich. Sie zeigte immer nach Norden. Immer. Aber was nützte ihm das, wenn er nicht wusste, ob der Berg vor ihm oder rechts von ihm lag? Er schluckte und steckte den Kompass wieder in den Beutel an seinem Gürtel. In seinem Bauch stieg kalte Panik auf. Wenn sie nach Süden gingen … Nein, sie gingen nach Westen, in Richtung Laos. Aber wenn der Kamm in Richtung Süden verlief, konnte es sein, dass sein Zug vorzeitig auf dem Hang des Matterhorns landete, ehe sie auf der Südseite Position beziehen konnten. Er tippte dem Jungen vor ihm auf die Schulter. »Ein Stück weiter links halten«, flüsterte er.
    Kendalls Zug begann sich vom Matterhorn wegzubewegen.
    Hamilton spürte plötzlich, wie der Stacheldraht stark nachgab. Er tastete weiter und machte einen der Pflöcke aus, um die der Draht nur locker gewickelt war. Er kroch rückwärts und ließ dabei winzige Fetzen einer C-Ration-Schachtel zurück. Das stumpfe Weiß des Kartons war bis auf eine Entfernung von dreißig Zentimetern zu sehen.
    Die Information wurde nach hinten zu Fracasso durchgegeben. Dann begann Connolly, wie vereinbart, durch die Öffnung zu kriechen, prägte sich dabei jede Wendung ein und hinterließ eine Spur aus Pappfetzen. Ihm folgte Vancouver, der sein Maschinengewehr vor sich her schob; sein Schwert hatte er sich fest ans Bein gebunden, damit es keinen Lärm machte. Während die anderen folgten, beteten sie darum, dass der Nebel, den sie früher so oft verflucht hatten, sie nun schützen würde, und darum, dass jenseits des Drahtes – so unwahrscheinlich es auch war – niemand auf sie wartete.
    Samms, der sich im hinteren Teil von Kendalls

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