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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Landezone.
    In der Einsatzzentrale des Bataillons erörterten Simpson und Blakely, ob sie den Angriff auf das Matterhorn am nächsten Tag vortragen sollten oder nicht. Die »Kill Ratio«, das Verhältnis der eigenen Todesopfer zu denen des Feindes, sah schlecht aus – dreizehn gefallene Marines bei nur zehn bestätigten NVA -Toten. Wenn sie das Gefecht fortsetzen konnten, bestand die Möglichkeit, dieses Verhältnis etwas erfreulicher zu gestalten. Aber wie viele Feinde standen auf dem Matterhorn? Handelte es sich um starke Kräfte oder bloß um eine Nachhut – oder Vorhut? Fitch konnte lediglich berichten, dass er Bewegungen in den Bunkern sah, aber nicht, wie viele feindliche Soldaten sich darin aufhielten. Und inzwischen war es da oben stockdunkel. Es konnte sein, dass sich die NVA in diesem Augenblick verstärkte oder zurückzog.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, sagte Simpson grimmig. »Wir müssen angreifen. Bei Tagesanbruch.«
    Blakely wusste, dass Simpson recht hatte. Wenn sich die NVA im Lauf der Nacht verstärkte, würde ein Angriff durch die Bravo-Kompanie mit Sicherheit fehlschlagen, aber so war es nun mal. Sie waren hier, um Gooks zu töten. Wenn sie ins offene Messer liefen, würde Mulvaney das ganze Regiment aufbieten und da oben endlich die Fetzen fliegen lassen. Wenn die Gooks sich in Richtung Grenze abgesetzt hatten und das da oben nur eine Nachhut war, dann wurde die Bravo-Kompanie allein damit fertig, und Simpson stünde dumm da, wenn er nicht angreifen ließe, und sei es nur, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen. Das war der richtige Schachzug. Niemand konnte sie dafür im Nachhinein kritisieren. Wenn sie die Bravo-Kompanie einfach auf dem Berg hocken ließen, könnte ihnen das bei der Division als mangelnde Initiative ausgelegt werden.
    Es bestand allerdings noch das Problem der Artillerie und dieser gottverdammten Bunker, die sie zurückgelassen hatten. Die Hundertfünfer waren allesamt zurückgezogen worden, um die Operation bei Cam Lo zu unterstützen. Die Acht-Zoll-Haubitzen auf Sherpa waren kaum imstande gewesen, das Tal südlich vom Matterhorn zu erreichen. Außerdem würde, selbst wenn man sie näher heranführen konnte, auch ein direkter Treffer durch eine Acht-Zoll-Granate einen solchen Bunker wahrscheinlich nicht zum Einsturz bringen. Blakely hatte gesehen, wie die Bravo-Kompanie sie baute. Vielleicht war es übereilt gewesen, sich so rasch von dort zurückzuziehen. Aber so war es nun mal. Immerhin würde das Ganze nicht nach einem Angriff ohne Unterstützung aussehen, zumal es die Bravo-Kompanie selbst gewesen war, die die Luftunterstützung während des ersten Angriffs vermasselt hatte, und bis jetzt hatte sich niemand beschwert. Und wenn Bainford ein paar Starrflügler in Bereitschaft halten konnte und sich tatsächlich eine Lücke in den Wolken auftat, konnten sie mit Snake Eyes und Napalm rangehen, und dann konnten sie praktisch dabei zusehen, wie die Kill Ratio sich verbesserte.
    Um 2335 bekam Fitch den Befehl, das Matterhorn anzugreifen.
    Die Lieutenants stolperten und krochen durch die neblige Schwärze zu Fitchs Bunker. Ihre Gesichter erschienen in dem Eingangsloch, das von Fitchs Taschenlampe rot beleuchtet war. Zuerst Goodwin, abgezehrt, aber immer noch herumalbernd. Dann Fracasso, aufgewühlt, auf der Nase seine Brille, die einen Sprung hatte. Schließlich Kendall, beklommen, weil er wusste, dass er an der Reihe war, die nächste gefährliche Aufgabe auszuführen.
    Wieder diskutierten und stritten sie darüber, wie sie den Berg nehmen sollten. Sie befragten sämtliche Jungs, die sich an irgendwelche Einzelheiten erinnern konnten, was die von ihnen gebauten Bunker sowie den Verlauf und die versteckten Eingänge der Stacheldrahtsperren anging, die sie verlegt hatten. Wieder wurden sie vom Gelände und vom Wetter, nun aber auch von ihren Verwundeten und Toten behindert. »Wir können die Verwundeten beim Angriff nicht mitnehmen«, sagte Fitch. »Wir müssen diesen Berg sichern.«
    »Und unsere Kräfte aufteilen, wie’s die Scheiß-Gooks gemacht haben?«, wandte Mellas ein. »Das ist der einzige Grund, warum wir überhaupt imstande waren, hier raufzukommen. Wir müssen unsere Verwundeten mitnehmen.«
    »Vielleicht könnten wir eine Gruppe zurücklassen?«, sagte Goodwin.
    »Eine Gruppe kann nicht den ganzen Scheißberg abdecken«, sagte Fitch. »Außerdem, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, müssten wir einen Zug vom Matterhorn zurückschicken, damit er

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