Matterhorn
schlaffen, unbeherrschbaren Anhängsel.
Mit einer Hand mühte er sich unbeholfen, sein Maschinengewehr nachzuladen. Große, grauschwarze Flecken verdeckten Zuführer und Deckel. Er schüttelte den Kopf, um einen klaren Blick zu bekommen. Seine eine Hand funktionierte nicht richtig. Sie kam ihm ungeschickt und langsam vor. Er hörte, wie Bass ihm etwas zuschrie, verstand aber nicht, was. Er hörte Connollys Granate explodieren und sah ihn neben dem Schützenloch aufstehen und einen Feuerstoß hineinjagen. Im Dämmerlicht entlang der Linie von Schützenlöchern blitzte Mündungsfeuer.
Wieder rief der NVA -Offizier etwas. Die beiden Soldaten in der anderen Geschützgrube sprangen erneut auf und bewegten sich auf Vancouver zu. Eine weitere Gruppe tauchte aus derselben Grube auf wie der Offizier.
Bloß ein paar Sekunden, mehr brauchten Bass und Connolly nicht.
Vancouver zog das Schwert an seiner Seite. Er hatte nie wirklich damit gerechnet, dass er das verdammte Ding einmal einsetzen würde. Ihm hatte es Spaß gemacht, mit dem neuen grünen Lieutenant, Bass und dem Gunny darüber zu witzeln. Er streifte sich das Gurtzeug ab und tauchte mit gebleckten Zähnen über dem Rand des flachen Areals der LZ auf, das Gesicht geschwärzt, ohne Helm, das blonde Haar von Blut verfilzt. Sein linker Arm hing hilflos herab, doch mit der rechten Hand hielt er das hoch über den Kopf gehobene Schwert. Er würde dreißig Sekunden lang rennen und brüllen, und dann würde alles vorbei sein, so oder so.
Die beiden NVA -Schützen konnten ihre Waffen nicht auf Vancouver richten, weil er sich bereits zwischen ihren beiden Kameraden befand, die über die LZ auf ihn zugerannt waren. Beide gingen nun unter seinen Schwerthieben zu Boden.
Ein kleiner, stämmig gebauter Sergeant aus der zweiten Gruppe von NVA -Soldaten rannte direkt auf die Stelle zu, wo Vancouver und die beiden anderen miteinander kämpften, und blieb dann jäh stehen. Vancouver gab dem zweiten Soldaten den Rest und wandte sich dem Sergeant zu, um ihn anzugreifen. Der Sergeant ging in Anschlag und gab rasch drei Schüsse aus seinem Gewehr ab. Zwei trafen Vancouver in den Bauch. Er sank zu Boden. Der Sergeant feuerte erneut. Vancouver zitterte und kippte vornüber. Der Mann winkte seine Gruppe vorwärts und rannte auf den Rand der Landezone zu. Einer der NVA -Soldaten, die Vancouver angegriffen hatten, schrie mit schwacher Stimme um Hilfe. Vancouver, das Gesicht im Morast, hörte ihn und wusste, sie würden zusammen sterben. Irgendwie erschien ihm das angemessen.
Die kleine Gruppe von NVA -Soldaten erreichte den Rand der LZ genau in dem Moment, in dem Samms sich auf dem Südhang durch den Stacheldrahtverhau kämpfte. Außer sich vor Verzweiflung und Scham darüber, dass er den Ersten Zug allein hatte angreifen lassen, warf er sich gegen den Draht, ohne sich die Mühe zu machen, den Durchlass zu suchen. Kugeln wühlten die Erde um ihn herum auf, das trübe Licht erschwerte dem Gegner das Zielen. Samms ruckte an Pflöcken, zog den Draht nach oben und rief durch den trüben Nebel nach seinen Männern. Schließlich riss er sich los. An Armen und Beinen blutend, stürzte er an den leeren Bunkern vorbei auf die Linie neuer Schützenlöcher oberhalb von ihm zu. Wie durch ein Wunder verfehlten ihn alle Kugeln.
Er sah die NVA -Verstärkungen als Silhouetten vor dem grauen Dämmerlicht. Er warf sich auf den Boden, gab zwei rasche Feuerstöße ab und verfolgte die Flugbahn der Leuchtspurgeschosse, die er nach jeweils fünf Patronen eingestreut hatte. Rasch korrigierte er sein Ziel und jagte die Kugeln in die kleine Gruppe von Verstärkungen. Zum Glück für die Bravo-Kompanie, dachte Samms, kam die NVA dreißig Sekunden zu spät.
Der Rest des Dritten Zugs schwärmte an ihm vorbei, während er sein Magazin leer schoss. Sein Funker, dem der Stacheldraht ebenfalls blutende Wunden gerissen hatte, warf sich neben ihm auf den Boden. Samms beachtete ihn nicht, sondern stürmte vorwärts, auf das vom Ersten Zug kommende Feuer zu.
Einige NVA -Soldaten wichen bergauf zurück und schossen im Gehen. Andere blieben in ihren Schützenlöchern und kämpften bis zum Letzten.
Samms kraxelte über den oberen Rand einer kleinen Böschung im Hang und geriet direkt ins Blickfeld des Ersten Zugs. Einer der Neuen schwenkte sein Gewehr herum und gab einen raschen Feuerstoß ab.
Cortell sprang auf den Frischling zu und schrie: »Eigene Einheiten! Eigene Einheiten links!«
Samms starrte die beiden an. Zwei
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