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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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galt auch für alle anderen.
    Jackson, der bei dem auf Fracasso konzentrierten Feuer einen Streifschuss am Arm davongetragen hatte, sah Vancouver, aus dessen Maschinengewehr Patronenhülsen flogen, vorwärtsstürmen. Er konnte ihn nicht allein gehen lassen und sah auch keinen Vorteil darin, durch den Stacheldrahtverhau zurückzukriechen. Also rannte er weiter vorwärts, vergaß allerdings, seine Waffe abzufeuern.
    In guter Verfassung kann ein Mann hundert Meter in ungefähr zwölf Sekunden laufen. Bergauf, mit Gewehr und Munition, einer Schutzweste, einem Helm, Wasser, Granaten, schweren Stiefeln und vielleicht einer letzten Konservendose Proviant dauert der Lauf sehr viel länger. Zwischen den alten Bunkern und den neuen Schützenlöchern, aus denen die NVA -Soldaten schossen, lagen vielleicht fünfundzwanzig Meter. Es dauerte ungefähr fünf Sekunden, diese Todeszone zu überqueren. In dieser Zeit ging von den verbliebenen vierunddreißig Mann des Zugs ein Drittel zu Boden.
    Dann trafen Angreifer und Verteidiger aufeinander, und brüllende, verängstigte, zur Raserei gebrachte Jungs versuchten schießend, knüppelnd und tretend dem Wahnsinn durch noch mehr Wahnsinn ein Ende zu machen.
    Vancouver sprang in ein Schützenloch mit zwei klein gewachsenen NVA -Soldaten und feuerte sein Maschinengewehr direkt vor ihrer Brust ab, sodass sein Mündungsfeuer die drei wie ein Stroboskop beleuchtete. Einer von ihnen schoss Vancouver, bevor er starb, eine Kugel durch den linken Arm, die den Knochen oberhalb des Ellbogens zertrümmerte. Vancouver kraxelte aus dem Schützenloch heraus, halb verrückt vor Schmerzen, aber wild entschlossen, die Bergkuppe zu erreichen. Als er über dem Rand der abgeflachten Kuppe des Matterhorns auftauchte, sah er den Befehlshaber der NVA -Einheit, der seine Leute mit lauten Rufen über die LZ scheuchte, damit sie denen zu Hilfe eilten, die die Ostseite verteidigten.
    Vancouver sah, wie der NVA -Offizier ihn verblüfft anschaute. Selbst im trüben Licht unmittelbar vor Anbruch der Dämmerung konnte er erkennen, dass der Offizier nicht älter war als Mellas oder Fracasso. Der junge Mann griff nach seiner Pistole, die an einem Trageband um seinen Hals befestigt war und in einem Schulterholster steckte. Mehrere andere, die den großen Marine mit dem bluttriefenden Arm sahen, richteten ihre AK 47 auf ihn.
    Wegen seines zerschmetterten Arms außerstande, den Lauf seines Maschinengewehrs anzuheben, warf Vancouver unterhalb der LZ zu Boden. Er wälzte sich nach links, sodass der Zuführer seines Gewehrs den Patronengurt ungehindert einziehen konnte. Er legte den Lauf der Waffe auf den Rand der LZ und betätigte den Abzug. Der Offizier ging verwundet zu Boden, und einem der Soldaten, die auf Vancouver schossen, zerschmetterte eine Kugel das Knie. Vancouver begann, kurze, stetige Feuerstöße über die LZ abzugeben, wodurch er die NVA -Verstärkungen zwang, den langen Weg um den Hügel herum zu nehmen.
    Der NVA -Offizier kroch unter lauten Rufen auf eine verlassene Geschützgrube zu. Gleich darauf schlossen sich ihm zwei Soldaten an, die ein Maschinengewehr mit Trommelmagazin trugen. Der Offizier lenkte ihr Feuer auf Vancouver. Ein über das flache Areal zwischen ihnen prasselnder Kugelhagel wühlte die Erde um Vancouvers Augen auf und zwang seinen Kopf nach unten. Während er Deckung nahm, rief der Offizier etwas, und eine Gruppe seiner Männer hetzte über die LZ .
    Plötzlich begriff Vancouver das Spiel.
    Solange er weiterfeuern konnte, wurden die Verstärkungen aufgehalten, was dem Zug Zeit gab, die Linie von Schützenlöchern zu durchbrechen. Er schaute hinter sich und sah Connolly mit einer Handgranate auf ein Schützenloch zurennen und zwei andere Marines kniend auf das Schützenloch feuern, um die Köpfe der Verteidiger unten zu halten. Eine Minute, mehr war nicht nötig. Die Verteidigungsstellungen würden durchbrochen werden. Wenn der Dritte Zug es rechtzeitig schaffte, würden sie die feindlichen Linien überrennen.
    Die fünf NVA -Soldaten hatten die LZ mittlerweile zur Hälfte überquert.
    Vancouver schob den Kopf über den Rand und schoss seinen Gurt auf sie leer. Zwei gingen verwundet zu Boden. Zwei warfen sich zu Boden und robbten auf eine andere leere Geschützgrube zu. Einer machte kehrt, um sich dem Offizier und den beiden MG -Schützen anzuschließen, die weiter auf Vancouver feuerten.
    Eine der Kugeln zerfetzte Vancouvers linke Schulter. Sein schon verletzter Arm wurde zu einem blutigen,

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