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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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»irgendwann kommen Sie nach Hause …«
    »In hundertdreiundachtzig Scheißtagen und einmal Aufwachen«, sagte Skosh leise.
    Mellas setzte sich im Schneidersitz auf das Ende von Bass’ Gummilady. Der Besitz einer der seltenen Luftmatratzen war ein Luxus, der Ranghöheren oder Längergedienten vorbehalten blieb. Alle anderen schliefen auf dem Boden. »Der Unterricht ist heute ziemlich gut gelaufen«, begann er. »Hat sie anscheinend interessiert.«
    »Sogar Infanteristen haben irgendwann die Schnauze voll vom Löchergraben.«
    Mellas nickte lächelnd. »Hey, ich überlege mir, Jackson zum Gruppenführer zu machen, wenn Janc in Urlaub geht.« Er fand, dass er genauso gut gleich zur Sache kommen konnte.
    »Das gefällt mir nicht, Lieutenant. Ich will nicht, dass er und seine Scheißkumpel die ganze Zeit rumkumpeln und ihre Scheißdschungelmusik hören. Ich hab was gegen dieses Kumpel-Ding, Sir.«
    »Sie meinen, er ist ein Brother.« Mellas achtete genau darauf, wie Bass reagieren würde. Der andere zuckte nicht mit der Wimper.
    »Ja, Sir, aber nicht so, wie Sie denken. Im Marine Corps gibt’s nur eine Farbe, und die ist Grün, daran glaube ich. Ich glaube nicht, dass Jackson das auch tut. Das heißt, ich glaube, er würde die Splibs bevorzugen.«
    »Ja, aber er hat was drauf. Die Leute mögen ihn. Sowohl die Chucks als auch die Splibs.«
    »Einen Gruppenführer sollen die Leute gar nicht mögen«, sagte Bass entschieden.
    »Quatsch, Sergeant Bass. Mit einem Gruppenführer, den sie nicht mögen, hat man auch eine Scheißgruppe.«
    »Mich haben die Leute auch nicht sonderlich gemocht, als ich Platoon Sergeant geworden bin.«
    »Sie sind anders.«
    »Er ist auch ein Lebenslänglicher«, warf Skosh ein.
    Mellas lachte.
    »Kümmer du dich um dein Scheißfunkgerät, sonst melde ich dich freiwillig für die CAG «, gab Bass zurück. »Dann wirst du dir wünschen, du hättest ein paar Lebenslängliche um dich rum, wenn die Scheiß-Gooks dich hängen lassen.«
    Skosh machte die Schultern krumm und widmete sich wieder seiner Zeitschrift. »Schön wär’s«, murmelte er. Funker hatten es in festen Stellungen einfacher, und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie ihre Nachtwachen in ihrem wie auch immer gearteten Unterstand abreißen konnten. Je länger sie in einer festen Stellung lagen, desto besser war ihr Unterstand. Bei Spähtruppeinsätzen und Operationen waren sie dafür umso schlechter dran. Nicht nur mussten sie zusätzlich zu der Munition und der Ausrüstung, die alle anderen trugen, auch noch ihr Funkgerät schleppen, sondern sie waren auch bevorzugte Ziele der Feinde, weil sie die Kommunikationsverbindung darstellten und neben den Truppführern marschierten, die ebenfalls bevorzugte Ziele waren.
    »Was ist CAG ?«, fragte Mellas.
    »Was das ist? Der hinterletzte Schwachsinn, den sich irgendein dämliches Zivilistenarschloch in einem klimatisierten Büro in Washington ausgedacht hat.«
    Mellas wartete. Skosh hörte nicht zu.
    »Combined Action Group, Sir«, fuhr Bass fort. »Gute Marines sollen zusammen mit südvietnamesischen Milizionären kämpfen und die Dörfer verteidigen. Nur kämpfen die guten Marines am Schluss immer allein, weil die Gooks nämlich stiften gehen.«
    »Ich habe gehört, es funktioniert ganz gut, Marines mit Dorfbewohnern zusammenzuspannen. Oder hat jedenfalls mal gut funktioniert«, sagte Mellas. Ganz plötzlich fühlte er sich seiner Regierung sehr fern; und er hatte den quälenden Verdacht, dass auch er wie diese Marines im Dschungel im Stich gelassen werden könnte.
    Er unterdrückte seine Bedenken und schlug einen »Kommen wir wieder zur Sache«-Ton an. »Also, was halten Sie von Jackson, Sergeant Bass?« Er sprach hastig weiter, ohne Bass zu Wort kommen zu lassen. »Ich glaube nicht, dass er rumkumpeln würde. Sie können ja mit ihm darüber reden. Außerdem, wen haben wir denn noch? Jetzt, da Fisher weg ist, muss Jake in der Zweiten Gruppe für ihn einspringen. Vancouver macht nichts anderes als vorneweggehen, das wissen Sie doch.« Bass nickte. Jeder wusste, dass Vancouver, ein großer Kerl, der Kanada eigens verlassen hatte, um sich freiwillig bei den Marines zu melden, wahrscheinlich der beste Kämpfer der Kompanie war. Er lehnte nur jedes Mal Führungspositionen ab und zog es vor, stets der vorderste Mann in der Schützenreihe zu sein – der gefährlichste Job in jeder Schützenkompanie. Alle anderen übernahmen nur dann widerwillig die Spitze, wenn sie an der Reihe waren. Mellas

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