Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
versuchte es noch einmal. »Jackson kennt schon jeden.« Er verstummte. Bass hörte ihm ganz offensichtlich gar nicht richtig zu. Er ließ Mellas nur aus Höflichkeit ausreden.
    »Lieutenant, ich glaube, eine Menge Jungs werden glauben, dass Sie ihn nur nehmen, weil er ein Brother ist.«
    »Und was glauben Sie?«, fragte Mellas.
    »Ich glaube, dass das zumindest zum Teil stimmt.« Bass sah ihn an und wartete auf seine Antwort.
    »Also gut, ja. Ich will nicht, dass China einen Fuß in die Tür kriegt«, sagte er, wobei er die letzten Worte fast flüsterte.
    Bass sah ihn einen Moment lang an. »Ich mag das nicht, dieses Getue wegen der Hautfarbe. So was könnte uns tief in die Scheiße reiten.« Er senkte den Blick auf seinen halb fertigen Brief und seufzte, als wünschte er sich nach Hause. »Aber vielleicht haben Sie recht. Es ist nicht mehr wie früher, so viel steht fest. Als ich mich vierundsechzig verpflichtet habe, ging es darum, amerikanische Bürger und amerikanisches Eigentum zu beschützen. Die Scheiße hier …« Plötzlich wurde er sich der Anwesenheit von Skosh bewusst und brach ab. »Skosh, häng dich an deine Kiste und krieg raus, ob Class Six unterwegs ist.«
    »Ich hab die erst heute Morgen gefragt, Sergeant Bass.«
    »Frag – sie – noch mal«, sagte Bass, jedes Wort einzeln betonend.
    Skosh rief den Befehlsstand, und Mellas sah Bass an. »Sie sind also einverstanden mit Jackson?«
    »Ja, ich bin einverstanden. Aber keine Scheißkumpeleien.«
    Mellas lachte, eher erleichtert als belustigt. »Okay. Keine Kumpeleien.«
    Er schlüpfte hinaus in den Nieselregen. Von den Stellungen wehten die leisen Töne von James Browns »Say It Loud« herüber. Er sah Hawke mit einer Zigarre im Mund den Hang herunterkommen. Hawkes roter Schnurrbart wirkte unterhalb seines nassen schwarzen Haars fehl am Platz. Mellas wartete auf ihn.
    »Ganz gleich, was Sie gerade machen wollten«, sagte Hawke, »lassen Sie’s.«
    »Wieso?«
    »Jetzt, da die Geschützbatterie hier ist, wird die Befehlsstandsgruppe des Bataillons nicht lange auf sich warten lassen. Fitch möchte, dass Ihre Stellungen sauber gemacht werden.«
    Mellas brauste auf. »Meine Stellungen sind die saubersten von allen. Was soll ich machen, einen roten Teppich ausrollen für den Colonel?«
    »Hey, immer mit der Ruhe.« Hawke sah Mellas von der Seite an. »Sie haben ein hitziges Temperament, wie?«
    »Normalerweise nicht. Ich bin bloß müde.«
    »Sie meinen wohl, Sie zeigen es normalerweise nicht. Fitch will nur, dass das Scheißkaugummipapier und die Kool-Aid-Tüten auf einen Haufen kommen, damit es hier unten nicht wie auf einer Müllhalde aussieht. Und es geht hier nicht um besser oder schlechter, kapiert?« Er nahm einen langen Zug von seiner Zigarre. »Aber wenn Sie’s unbedingt wissen wollen, Ihre Stellungen sind tatsächlich sauberer als die der anderen Züge.« Mellas lächelte. »Aber Sie haben ja auch Sergeant Bass.«
    Mellas lachte. »Es reicht, Hawke. Sind Sie nur gekommen, um mir das zu sagen?«
    »Na ja, nicht nur.« Hawke kniff ein Auge zu und sah Mellas von der Seite an, während er den Tabak auf seinen Lippen kostete. »Ich dachte, Sie wollen vielleicht wissen, wie es Fisher ergangen ist. Oder sind Sie zu beschäftigt?«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Mellas eifrig, spürte aber zugleich, wie er rot wurde. Er hatte nur insofern an Fisher gedacht, als dieser einer Lücke hinterließ, die es zu schließen galt.
    »Sie haben ihn zu weiteren Operationen nach Japan geflogen.«
    »Wie ist die Prognose?«
    »Keine Ahnung. Der schlimmste Fall ist, denke ich, dass er ihn nie wieder hochkriegt.«
    »Schöne Scheiße«, sagte Mellas. Er sah in die Ferne, hinunter zu den Schützenlöchern der Zweiten Gruppe. »Ich muss ihn trotzdem ersetzen.« Die Worte galten ihm selbst ebenso wie Hawke.
    Hawke musterte ihn kühl. »Wenn Sie sich nicht entspannen, Mellas, werden Sie die schöne Landschaft nie lieben lernen.«
    Der kleine Scherz riss Mellas aus seiner trüben Stimmung, und er lachte.
    »An wen haben Sie gedacht?«, fragte Hawke und stieß bedächtig eine Rauchwolke aus.
    »Jackson.« Mellas achtete auf eine Reaktion. Es kam keine. »Er hat was auf dem Kasten.«
    »Könnte klappen, könnte aber auch ins Auge gehen.«
    »Wieso?«
    »Er ist ein Brother. Scheiße, er ist schwarz, Mellas.«
    »Na und?«
    »Sämtliche Brothers in der Dritten Gruppe blicken zu ihm auf, stimmt’s?«, sagte Hawke.
    »Ja, deswegen hab ich mich ja für ihn entschieden.«
    »Und was

Weitere Kostenlose Bücher