Matterhorn
Kopfschmerzen«, sagte Fredrickson. »Ich gebe ihm so viel Darvon, wie er verträgt, und er holt sich ständig neues.«
»Macht das Zeug süchtig?«, fragte Mellas.
»Keine Ahnung, Sir. Es ist halt das, was wir kriegen. Ich glaube, es nützt überhaupt nichts.« Fredrickson beugte sich vor und spähte in die Dose Spaghetti. »Vielleicht sollten Sie was von diesem Kaffeesahne-Ersatz reintun. Das würde es abrunden.«
»Bleiben Sie lieber bei Ihrer Medizin.«
»Jedenfalls bin ich mir immer noch nicht sicher, ob Mallory wirklich Kopfschmerzen hat. Aber ich habe ihn im Auge behalten, und gestern auf Spähtrupp hat er den Eindruck gemacht, als hätte er Schmerzen.«
»Genau wie alle anderen. Ich habe auch Kopfschmerzen.«
»Vielleicht sollten Sie mal mit ihm reden. Ich hab mit dem Senior Squid geredet, und er sagt, manchmal kriegen die Leute psychosomatische Sachen, und es tut ihnen wirklich weh, auch wenn sich sich alles nur einbilden. Es ist auch möglich, dass ihm wirklich was fehlt.«
»Was? Sie wollen, dass ich das entscheide?«
»Sie sind der Zugführer. Wenn Sie glauben, er sagt die Wahrheit, dann sollten wir ihn vielleicht zur VCB schicken, damit er von einem Arzt untersucht wird. Bloß für den Fall, dass ihm tatsächlich was fehlt.«
»Okay.«
»Er ist jetzt drüben in meinem Unterschlupf.«
Mellas sah Fredrickson aus dem Augenwinkel an. »Na schön.«
Fredrickson ging und kam mit Mallory zurück, einem schmächtigen Jungen mit schmalen Hüften, dünnem Hals und ziemlich großem Kopf.
»Hi, Mallory«, sagte Mellas, um Freundlichkeit bemüht. »Der Doc sagt, Sie hätten immer noch Probleme mit Kopfschmerzen.«
»Mein Kopf tut scheißweh«, sagte Mallory. »Ich fresse Unmengen Darvon, und nützen tut es einen Scheiß.«
»Wie lange haben Sie schon Kopfschmerzen?«
»Seit sie uns ohne Wasser auf diese Operation in der DMZ geschickt haben. Ich glaub, da hab ich einen Hitzschlag oder so was gekriegt.« Mallory sah rasch zu Fredrickson hinüber, um festzustellen, wie der Sanitäter reagierte. Fredrickson hatte sein Pokerface aufgesetzt.
Mellas nahm einen Löffel voll Spaghetti und kaute, während er überlegte. »Tja, Scheiße, Mallory, ich hab keine Ahnung, was das sein kann. Der Doc ist auch aufgeschmissen. Haben Sie das ständig?«
»Ich sag Ihnen doch, der Kopf tut scheißweh«, jammerte Mallory.
»Ich glaube Ihnen ja, Mallory. Es ist nur so, dass wir da nicht viel machen können. Ich denke, wir könnten Sie zu einer Untersuchung zur VCB schicken.« Mellas achtete auf eine Reaktion, aber Mallory hielt sich nur mit beiden Händen den Kopf und beugte ihn nach vorn über die Knie.
»Mein Kopf tut scheißweh.«
Mellas sah Fredrickson an, der die Schultern zuckte. »Hören Sie, Mallory«, sagte Mellas, »ich will sehen, dass wir Sie für ein paar Tage zur VCB verlegen, damit Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen. Im Augenblick müssen Sie aber noch eine Weile durchhalten, okay?«
Mallory stöhnte. »Ich halt das nicht aus. Scheiße, es tut ständig weh.«
Mellas zögerte, dann seufzte er. »Ich gehe zum Senior Squid und rede mit ihm«, sagte er.
»Bei dem war ich schon. Der hat überhaupt nichts gemacht.«
»Na ja, vielleicht kriegen wir Sie hier raus. Halten Sie einfach noch eine Weile durch.«
»Okay, Sir.« Mallory stand auf und schleppte sich den Hang hinunter zu den Stellungen.
Fredrickson fragte: »Was meinen Sie, Sir?«
»Ich weiß nicht. Vermutlich hat er wirklich Kopfschmerzen. Die Frage ist, wie schlimm sie sind.« Mellas stocherte in den Spaghettiresten. »Es wäre schön blöd, wenn es irgendwas am Gehirn ist, und es wird nicht untersucht. Dann säßen wir ganz schön in der Scheiße.«
In Shellers Unterschlupf stieß Mellas auf einigen Widerstand – nicht von Sheller, sondern von Hawke und Cassidy, die mit ihm Binokel spielten.
»Das ist ein Scheißsimulant«, grollte Cassidy.
»Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Mellas.
»Ich kann die Kerle riechen. Die Hälfte der Marines auf diesem Berg haben Kopfschmerzen und Bauchschmerzen und alle möglichen Scheißschmerzen, aber sie bitten nicht ständig darum, zur VCB verlegt zu werden.«
»Angenommen, er hat einen Tumor oder so was. Wollen Sie das riskieren?«
»Alles, was der braucht, ist ein Tritt in den Arsch.«
»Ich finde, Cassidy hat recht«, sagte Hawke. »Mallory hat sich schon vor der Operation in der DMZ drücken wollen, aber wir haben ihn nicht gelassen. Hinterher ging’s ihm prima. Keine Klagen – bis
Weitere Kostenlose Bücher