Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
blödes Arschloch«, knurrte Cassidy. Eigentlich wollte niemand sie dabeihaben, aber sie waren ihnen vom S- 2 der Division zugeteilt worden, also hatte Fitch sie bei der Hauptquartiergruppe in der Mitte der Kolonne mitmarschieren lassen. Die beiden Kit Carsons unterhielten sich weiter mit leiser, melodischer Stimme auf Vietnamesisch. Fitch stand auf, und alle vergaßen ihre Anwesenheit.
    »Wie Sie wissen, ist Delta den ganzen Nachmittag unserem Pfad gefolgt.« Fitchs Blick senkte sich auf den Boden; er scharrte mit dem Fuß. »Was jetzt kommt, wird keinem von Ihnen gefallen, aber ich habe über Funk mit Delta Six gesprochen, und wie es aussieht, hat das Bataillon ihm erst in letzter Minute gesagt, dass er mit uns ins Tal kommt. Die waren sowieso schon knapp an Proviant, aber sie haben gedacht, sie kehren zur VCB zurück.« Er steckte die Hände in die Gesäßtaschen und blickte in den Dschungel. »Jedenfalls haben sie keine Möglichkeit gehabt, zusätzliche Rationen zu fassen.« Sein Blick kehrte zu der Gruppe zurück. »Also hat ihnen das Bataillon gesagt, sie sollen sich mit uns kurzschließen und die Hälfte von unseren nehmen.«
    Mellas ging zu seiner eigenen Überraschung an die Decke. »Nein, verdammt noch mal. Von mir kriegen die nichts.«
    »Die können nichts dafür, Mellas«, sagte Hawke. »Ich weiß allerdings genau, wie es Ihnen geht.«
    »Was sollen wir machen, auf halbe Rationen umstellen, weil das Bataillon seinen Scheiß nicht auf die Reihe kriegt?« Mellas wusste, er hörte sich wie ein quengelndes Kind an, aber das war ihm egal. Er war müde, er musste einen Hinterhalt organisieren, und er hatte schon jetzt Hunger. Er hatte versucht, sich seinen Proviant so einzuteilen, dass er für die Dauer der Operation reichte.
    »Jeder von Ihnen wird von jedem Mann zwei Tagesrationen einziehen und sie hierlassen.« Fitch ließ sich offensichtlich auf keine Diskussion ein, also widersprach auch niemand. »Und ich will, dass das nach dem Zufallsprinzip passiert. Und dass mir keiner bloß den Scheiß abgibt. Wenn ihr die wärt, würdet ihr auch was Anständiges zu essen haben wollen.«
    »Ich werd verrückt«, sagte Mellas in bissigem Ton. »Der kategorische Imperativ.«
    Goodwin sah ihn an. »Was quatschst du da, Jack?«
    »Die Goldene Regel der Moralphilosophie.«
    »Ja, genau«, sagte Goodwin. »Mach die anderen fertig, ehe sie dich fertigmachen – das ist die beschissene Goldene Regel hier draußen, Jack.« Alles lachte.
    Mellas ging zu der Stelle zurück, wo er und Bass den Befehlsstand des Zugs eingerichtet hatten. Das Wortgeplänkel hatte seinen Zorn etwas gemildert, doch nun kehrte er zurück.
    »Dann müssen wir Delta also unsere Rationen abtreten, Lieutenant?«, fragte Bass, als Mellas auf die Männer zutrat. Mellas hatte es längst aufgegeben, irgendeinen von ihnen mit einer Neuigkeit überraschen zu wollen. Alle waren noch mit Schanzarbeiten beschäftigt, außer Doc Fredrickson, der Malariatabletten ausgab und sein eigenes kleines Schützenloch schon fertig hatte. Im Fall eines Angriffs würde er es ohnehin nicht lange benutzen, da er sich um die Verwundeten kümmern würde.
    »Ja. Scheiße. Stimmen Sie sich bezüglich der Proviant-Nachversorgung mit der Bravo-Kompanie ab.« Sein spöttischer Ton rief da und dort ein Lächeln hervor. »Und Fitch will nicht, dass wir die guten Sachen für uns behalten.«
    Hamilton betrachtete wehmütig sein Marschgepäck. »Gebe ich ihnen meine Pfirsiche oder meinen Sandkuchen?«
    »Willkommen im glorreichen Marine Corps«, sagte Bass, »wo jeder Tag ein Feiertag und jedes Essen ein Festmahl ist.«
    »Lebenslänglicher«, spottete Fredrickson.
    »Lebenslänglich im Dienst fürs Vaterland«, gab Bass zurück.
    »Lebenslänglich zu doof fürs Zivilleben«, konterte Fredrickson.
    Mellas brach in Gelächter aus.
    »Keine Scheißkommentare von rangniedrigen Offizieren«, sagte Bass.
    »Tja, der rangniedrige Offizier geht gleich auf Randale, damit ein gewisser Staff-Sergeant-Anwärter seine dringend benötigte Nachtruhe bekommt und morgen mit der Kompanie mithalten kann. Wenn Sie also so nett wären, dem Zug einen Gutenachtkuss von mir zu geben, schnappe ich mir ein Funkgerät und gehe los.«
    »Aye, aye, Mr Mellas.« Bass griff nach einem der Funkgeräte, die neben den Ponchos lagen, wo er und Skosh sich ihren Unterstand bauen wollten. Er gab es Mellas. »Haben Sie schon einen Codenamen?«
    Mellas überlegte einen Moment. »Vagina.«
    »Geht nicht.«
    »Wieso?«
    »Dürfen

Weitere Kostenlose Bücher