Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
Auch wenn die Situation alles andere als lustig war, musste Rebekka doch lächeln, als sie den Gesichtsausdruck des Professors bemerkte. Er war erst rot und dann ganz furchtbar bleich geworden, seine Unterlippe hatte sich leicht vorgeschoben wie bei einem schmollenden Kleinkind. Seine Augen, hinter den Brillengläsern, weiteten sich von Sekunde zu Sekunde ein paar Millimeter mehr. Wahrscheinlich hatte er sich vor Angst eine Art Wunschdenken zurechtgelegt, denn er konnte nicht ernsthaft glauben die Berauschten wären in Null Komma nichts besiegt und er in Sicherheit. Geräusche einer anscheinend etwas lauter geführten Debatte unter ihren Füßen, ließen den ehe schon angeschlagenen Professor noch deutlich mehr erbleichen. In diesem Haus war es wohl nicht an der Tagesordnung, dass andauernd irgendwo ein Tumult ausbrach, denn wieder war Sir Shane eiligst von seinem Platz aufgesprungen und zur Türe geeilt. Er hielt sich einen Finger an die Lippen und bedeutete den anderen, bis auf Sir George, ruhig und an ihren Plätzen zu bleiben. Sir George folgte ihm hinaus aus der Bibliothek, während Rebekka unschlüssig abwechselnd zu ihnen und dann zu Professor Harris blickte und wieder zurück. Einerseits hegte sie den Wunsch den Beiden nachzueilen und ihnen behilflich zu sein, andererseits aber wollte sie auch den verängstigten Professor nicht allein zurücklassen. Sicher erwartete Sir Shane von ihr, dass sie beim Professor blieb und auf ihn aufpasste, so lange wie er weg war. „Na schön Professor, halten Sie sich vom Fenster fern und nehmen Sie einen Scotch! Das wird Sie beruhigen!“, sie hielt ihm ein halbvolles Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit vor die Nase. Der Professor, obwohl sichtlich nicht abgeneigt, versuchte sich dagegen zu sträuben. „Warum glauben Sie, würde ich etwas zur Beruhigung benötigen, meine Liebe? Es geht mir gut … aber dennoch könnte ich ein Gläschen vertragen.“, er kicherte verunsichert und bemühte sich seine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen. Das musste er gar nicht, denn seine blasse Haut verriet seine Angst ohnehin schon. Die Laute aus dem Bereich unter ihnen, das musste der Keller sein, machten das Ganze auch nicht besser. Ganz im Gegenteil.
Der Keller bestand aus drei aneinander grenzenden Räumen. Diese konnte man durch eine schwere Eichentür im inneren, oder aber auch durch eine Tür außerhalb des Hauses erreichen. Hinter dem Haus, auf der Rückseite des Anwesens, führte eine Steintreppe direkt zu den Kellerräumen hinunter. Die Tür dort war zwar gut verriegelt, aber dennoch kein unüberwindbares Hindernis für einen Vampir. Das aufbrechen der Tür brachte jedoch keinerlei Vorteil, sondern eher das Gegenteil. Der wahre Schutz des Hauses fing erst in den dahinter liegenden Räumen selbst an. Dort hatten Sir Shane und Maxwell ganze Arbeit geleistet. Es folgten in regelmäßigen Abständen diverse Fallen, die durch bestimmte Mechanismen ausgelöst wurden, wenn man sich als Fremder dort hinein wagen sollte. Die Wände des Kellergeschosses waren aus groben Gesteinsbrocken, über die man eine etwa zehn Zentimeter dicke Schicht aus Eichenholz angebracht hatte. Der Boden bestand weitestgehend aus festgestampftem Lehm und Erde.
Im Keller war die Hölle los. Rechts von der Tür steckte ein Berauschter, festgenagelt an der mit Holz vertäfelten Wand. Ein etwa einen Meter fünfzig langer Speer hatte sich durch seinen Oberkörper gebohrt und hielt ihn eisern an Ort und Stelle. Er zappelte und gab schreiend wütende Schimpftiraden von sich. Sein Wortschatz war nicht sonderlich ausgedehnt, er berief sich ausschließlich auf sehr obszöne Worte. Als er die beiden Jäger sah, spuckte er in ihre Richtung und fletschte die Zähne. Seine Wut steigerte sich ins unermessliche. Rosafarbener Speichel troff aus seinem geifernden Mund. Gut einen Meter hinter ihm blickte verwirrt ein zweiter Berauschter zwischen seinem Kumpan und dem Gang durch den sie hereingekommen waren, hin und her. Er suchte eindeutig eine Fluchtmöglichkeit, war aber noch hin und hergerissen zwischen einem feigen Rückzug oder der Überlegung seinem Kameraden zu helfen. Hinter ihm, ein paar Kellerräume weiter, lag eine Tür die nach draußen führte. Sir Shane wusste sofort wofür er sich entscheiden würde und noch während der Berauschte sich umdrehte um davonzulaufen, erwischte ihn ein aus Silber gefertigter Bumerang seitlich am Hals und trennte so seinen Kopf vom Rumpf. Der mit dem Speer durchbohrte
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