Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
überwältigt und vielleicht sogar verletzt oder getötet? Jede Sekunde des Wartens kam ihm wie eine kleine Ewigkeit vor. Ein Uhrwerk ganz in der Nähe schlug die volle Stunde und plötzlich hielt er es einfach nicht mehr aus, er konnte nicht länger in diesem Haus bleiben. Ohne zu überlegen und über die Konsequenzen nachzudenken, lief er durch die Bibliothek und schlitterte durch die Empfangshalle. Zügig öffnete er die Sicherheitsriegel an der Eingangstür, riss sie auf und stürzte ins Freie. Orientierungslos stolperte er über den Rasen. Er schlug wild um sich als er an einem der üppigen Rosensträucher hängen blieb und die Dornen sich in seinem Hemd verfingen. Taumelnd schleppte er sich bis zur Straße und lehnte sich erschöpft gegen einen dicken Baum um ein paar Minuten zu verschnaufen. Vorsichtig spähte er um den mächtigen Stamm herum und wiegte sich schon beinahe in Sicherheit, als sich von hinten ein Arm um ihn schlang und sich in Windeseile eine Hand auf seinen Mund presste. Aber anstatt sich zur Wehr zu setzen, erschlaffte der Körper des Professors. Er verdrehte die Augen und fiel schließlich in Ohnmacht.
Gefolgt von Sir George rannte Sir Shane die Treppe zu den Wohnräumen hinauf und hechtete in die Bibliothek. Sie fanden Rebekka am Boden liegend vor, dort wo sie so plötzlich zusammengesunken war. Von Professor Harris jedoch fehlte jede Spur. Wo war er hingegangen? Sir Shane kniete sich neben Rebekka auf den Boden und strich ihr behutsam eine verirrte Haarlocke aus der Stirn. Vorsichtig schob er einen seiner Arme unter ihren Kopf, den anderen unter ihre Kniekehlen und hob sie so sanft vom Boden auf. Bei ihm sah das so mühelos aus, als sei sie so leicht wie eine Feder. Er drehte sich zu Sir George um und fing unnötigerweise an zu flüstern um Rebekka nicht aufzuwecken. „Wir müssen nach Professor Harris suchen. Am besten sprichst du kurz mit Max, vielleicht hat er eine Ahnung was hier passiert ist. Ich kann keinerlei Spuren eines Kampfes entdecken. Daher nehme ich an, der Professor ist hier noch irgendwo. Zuerst aber bringe ich Miss Brooks auf ihr Zimmer.“ Und schon war er an Sir George vorbeigeeilt und auf dem Weg zur Treppe die zu den Schlafgemächern führte.
Noch bevor man nach ihm rufen musste, war Maxwell bereits hinter Sir George aufgetaucht und räusperte sich kurz um seine Anwesenheit zu demonstrieren. „Wir waren alle zu sehr damit beschäftigt den Rest des Hauses zu sichern, Sir. Deshalb haben wir leider nicht mitbekommen, was in der Bibliothek vor sich ging. Wir dachten, wenn Miss Brooks bei ihm wäre, dann würde Professor Harris schon nichts geschehen. Aber als ich gerade eben in die Empfangshalle gekommen bin, da stand die Eingangstür auf und der Professor war verschwunden.“, entschuldigend hob er die Schultern.
Sir Shane hatte Rebekka in die Obhut von Nelly gegeben und war schon wieder am Treppenabsatz aufgetaucht. Den letzten Satz von Maxwell hatte er noch mitbekommen und eilte bereits die Stufen hinunter und zur Tür hinaus. Dicht gefolgt von seinem Partner und seinem Diener, die nun ebenfalls die Verfolgung des Professors aufnahmen. Alle hofften der Mann war, aus welchem Grund auch immer, freiwillig gegangen und das sie ihn schnell wiederfinden würden.
„Wir sollten uns aufteilen.“, schlug Sir George vor. „Vielleicht ist er noch auf dem Anwesen und hat sich versteckt.“ Sir Shane verdrehte daraufhin die Augen zum Himmel: „Das wäre diesem Angsthase durchaus zuzutrauen. Herrgott, wie konnte er bloß aus dem Haus verschwinden!? Na schön, Max du gehst hinters Haus, George du suchst in dem Bereich vor dem Haus und ich sehe mich bei den Pferdeställen um. Vielleicht haben wir Glück und der Professor taucht von selbst wieder auf. Nelly wird sich inzwischen im Haus umsehen.“ Maxwell seufzte ergeben und ging als Erster los, was auch Sir George als Startsignal wertete und er sich ebenfalls unverzüglich auf die Suche begab.
Sir Shane war gerade dabei sich gründlich in den einzelnen Ställen der Pferde umzusehen, als er leise aber unverkennbar drei kurz aufeinanderfolgende Pfiffe wahrnahm. Eindeutig ihr Zeichen dafür, dass einer von ihnen etwas entdeckt hatte. Dreimal hintereinander Pfeifen war ein ausgemachtes Signal um sich gegenseitig herbeizurufen, wenn sie nicht allzu weit voneinander entfernt waren. Aber sollte einer von ihnen in Gefahr geraten, dann war Schreien sowieso am effektivsten. Die Pfiffe, die durch den Morgen hallten, waren von Sir George
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