Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
geriet und eventuell doch verletzt wurde. Auch Vampire konnten verletzt werden und durchaus sogar getötet, wenn man ihnen im Kampf überlegen war. Ihre Wunden heilten zwar viel schneller als bei gewöhnlichen Menschen, aber trotz allem konnten diese auch für einen Vampir ziemlich schmerzhaft sein. Zuerst hatte sie sich geziert, weil sie Sally und Caspar nicht unnötige Sorgen bereiten wollte, doch dann klopfte ein kleiner metallener Schnabel ans Fenster. Chester war ihr wieder einmal gefolgt und saß plötzlich von außen vor einem der Fenster und versuchte auf sich aufmerksam zu machen, indem er abwechselnd mit seinem Schnabel an das Glas pochte und dann einen krächzenden Laut von sich gab. Ein bemerkenswerter Vogel. Sir George schreckte hoch und machte das Fenster gerade so weit auf, um Chester durch einen Spalt ins Haus zu lassen.
Sir Shane ging in die Hocke und sah sich den Raben wissbegierig an. Dann schaute er zu Rebekka auf und überlegte laut: „Sagten Sie nicht er sei Ihr Bote? Dann würde ich vorschlagen Sie übergeben ihm eine kleine Notiz und schicken ihn damit zu Ihren treuen Dienern zurück! Würde das funktionieren?“ Wieder besah er sich Chester und lehnte sich noch ein Stück näher vor. Ein sehr geeignetes Haustier für jemanden mit Allergien, fand er. Dreck oder viel Arbeit machte es auch nicht. Wirklich erstaunlich, was in den letzten Jahren alles möglich gemacht worden war. Rebekka lächelte und lobte ihren Gastgeber: „Da haben Sie aber wirklich gut aufgepasst! In der Tat, Chester ist unter anderem auch mein Bote. Ich werde Ihren Rat unverzüglich befolgen und eine Nachricht schreiben.“ Tatsächlich hatte sie nichts dagegen noch eine Weile Gast bei Sir Shane zu sein. In seiner Nähe fühlte sie sich so wohl wie schon seit langem nicht mehr. Sie wusste, dass eine Beziehung zwischen Menschen und Vampiren nicht üblich oder gar allzu erwünscht waren, aber vielleicht hatten sie ja doch eine winzige Chance um zusammen sein zu können. Sie genoss diesen Moment, in dem sie von einer gemeinsamen Zukunft mit Sir Shane Matthews träumte und sie sank lächelnd in die Knie. Sie lächelte sogar noch breiter, als dieser sie verwirrt ansah und fragend eine Augenbraue hochzog. Als könnte er plötzlich ihre Gedanken lesen, lachte er schelmisch und half ihr mit einem Ruck auf die Füße. Unwillkürlich fragte sie sich, wo er diese Kraft her nahm. Waren Menschliche Männer tatsächlich so stark? Jedenfalls hatte sie bisher noch keinen getroffen, der so war wie Sir Shane. Gedankenverloren steckte sie automatisch ihre verfasste Nachricht in ein kleines Geheimfach unter den angeklebten Federn des Raben, brachte diesen zum Fenster und ließ ihn fliegen. Er würde alleine zurück zu ihrem Zuhause finden und die Nachricht überbringen. So hatte Rebekka das schon unzählige Male mit ihm gemacht.
Sobald sich der Morgen näherte, würde Rebekka sich in das dunkelste Zimmer des Hauses zurückziehen. Nicht das kleinste bisschen Tageslicht würde durch die Vorhänge dringen und ins Zimmer gelangen. Das hatte ihr das Hausmädchen, welches ihr das Zimmer gezeigt hatte, fest zugesichert. Wenn die Sonne ihre ersten Strahlen aussandte, dann würde nicht nur Rebekka schlafen, sondern auch die Berauschten würden verschwunden sein. Dann konnten sie alle bis zum nächsten Abend aufatmen und weitere Vorkehrungen treffen. Sie wollten sich das Tageslicht unbedingt zu Nutze machen. Alle bis auf Rebekka natürlich.
„Die Vampire, die zuerst versucht haben Sie zu entführen … die können sich doch von Ihrem Elixier nichts verabreicht haben, oder!? Dann hätte es niemand geschafft sie zu Enthaupten. Oder was meinen Sie Professor?“, fasste Sir Shane nachdenklich zusammen. Gedankenverloren kratzte er sich am Kopf und seine dunklen gewellten Haare wippten dabei auf und ab. Die Miene des Professors hellte sich auf. „Sie haben recht! Vielleicht ist das Elixier bereits aufgebraucht und sie haben keines mehr um sich unverwundbar zu machen. Dann können Sie ihnen leichter den Garaus machen.“ Sir Shane hatte eigentlich gehofft, dass jemand der den Titel Professor trägt, etwas klüger wäre. Denn leider musste er dessen Enthusiasmus ein wenig dämpfen. „Man kann das auch anders interpretieren, haben die kein Elixier mehr, dann wollen sie umso dringender wieder eine neue Menge davon haben. Sprich, die wollen noch schneller an das herankommen, was in Ihrem Kopf steckt. Lieber heute als morgen und am besten schon gestern!“
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