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Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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eine Bewegung am Rand meines Gesichtsfelds wahrnahm. Als ich mich umdrehte, sah ich eine Frau, die ungefähr die Größe einer Katze hatte und auf allen Vieren über den Boden des Wohnzimmers kroch. Sie trug eine schwarze Hausmädchen-Uniform, komplett mit weißer Schürze und Morgenhaube.
    Ich stieß mehrere kurze Aufschreie aus, denn sonst hätte ich keine Luft bekommen. Die Frau kroch weiter, ohne Notiz von mir zu nehmen, doch als Robert kam, war sie verschwunden.
    »Eine Maus! Eine Maus!«, schrie ich.
    »Wo?«, fragte Robert und knallte die Tür hinter sich zu. »Wo ist sie hin?«
    »Hinter das Sofa«, erklärte ich, was stimmte, obwohl der Teil mit der Maus offensichtlich gelogen war.
    Von der anderen Seite der Tür her hörte ich Cora und Lucas schreien. Sie wollten wissen, was das ganze Theater sollte. »Was ist los?«, erkundigte sich Cora besorgt. »Geht es Mum gut?«
    »Mum geht es prima«, rief Robert. »Wir haben eine Maus, sonst nichts.«
    »Cool!«, sagte Lucas. »Können wir reinkommen?«
    »Wartet!«, befahl Robert, als sich die Türklinke bewegte. »Wir wollen doch nicht, dass sie in den Rest des Hauses läuft.«
    Natürlich fanden wir gar nichts, nicht einmal ein Miniatur-Hausmädchen.
    »Bist du dir sicher, dass du eine Maus gesehen hast?«, fragte Robert später. »Ich kann mir nicht vorstellen, wo sie geblieben sein soll. Wir haben überall gesucht. Hast du Sehstörungen? Vielleicht solltest du diese Beule nochmal untersuchen lassen.«
    »Die Beule ist weg, und ich sehe ausgezeichnet«, gab ich zurück.
    Verstehen Sie, ich hatte mir bei dem Erdbeben den Kopf angeschlagen. So sehr hat das Haus gar nicht gewackelt, aber offensichtlich hatte ich mich zu schnell umgedreht und war gegen den Türrahmen geknallt. Ach, ich weiß schon, was Sie jetzt denken: Ich muss ohnmächtig geworden sein, und 1909 war nur ein Traum. Das kann ich schon nachvollziehen. Ich hätte das vielleicht auch geglaubt, wenn ich nicht mit Harrys Hemdknopf in der Hand zurückgekommen wäre. Winzig und zerbrechlich sah er aus, vermutlich aus Knochen, und in den Löchern hing noch weißes Garn. Ich umklammerte ihn mit der Faust und dachte, dieser Knopf ist real, also ist es Harry auch. Genauso wirklich wie das Begehren, das durch meine Adern rast.
    Aber ich wagte nicht, ihn wieder zu besuchen, nicht nach der Sache mit dem Hausmädchen. Ich dachte, es wäre meine Schuld. Entweder verursachte das schlechte Gewissen die Halluzinationen, oder ich hatte etwas aus Harrys Welt in meine gebracht, und es fertiggebracht, es unterwegs schrumpfen zu lassen. Es war eine Warnung. Ich musste aufhören, bevor es zu spät war. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, zurückzukehren, sah ich vor meinem inneren Auge Scharen winziger Dienstboten, die durch unser Haus krochen. Wie in aller Welt sollte ich das Robert und den Kindern erklären?
    Aber ach, es war unmöglich. Ich verzehrte mich so nach ihm, dass ich fast den Verstand verlor. Ich wusste nicht, was schlimmer war; der Wahnsinn, den es bedeutete, zurückzugehen, oder der Wahnsinn, mich fernzuhalten. Ich ging immer noch mit mir zu Rate, als die Wände in Roberts Arbeitszimmer zu schwitzen begannen. Eines Abends war ich dort, weil ich die Vorhänge schließen wollte. Ich stand schon eine Weile da und hatte keine Lust, sie zuzuziehen, weil der Himmel über den weißen Häusern so einen wunderschönen apricotfarbenen Ton hatte. Auf was für einen Himmel wohl Harry heute Abend hinaussieht?, fragte ich mich, und dann fiel mir auf, dass die Temperatur plötzlich gestiegen war. Kurz darauf standen winzige feuchte Perlen auf einem Stück Tapete. Es sah fast aus wie Kondenswasser, und als die Tröpfchen herabzufließen begannen, erschien hinter dem Computer ein Fleck, dann noch einer unterhalb der Zierleiste, die um die Wände läuft, und noch einer und noch einer.
    Ich strich mit der Hand darüber, und meine Finger waren nass. Sofort rannte ich auf den Treppenabsatz, um mir ein Handtuch zu schnappen, das über dem Geländer hing – ich wünschte, sie würden das nicht tun – und begann die Wände abzutupfen. Ich wischte die Flecken so schnell ab, wie sie sich bildeten.
    Es fiel mir schwer, Schritt mit ihnen zu halten, und ich weiß nicht, wie lange ich weitermachte. Ich hörte erst auf, als ich Roberts Stimme hörte, der in der Tür stand. »Ruth«, sagte er ruhig. »Was ist nur los mit dir?«
    Die Wände hatten zu schwitzen aufgehört. Kein Tropfen war mehr zu sehen. Ich kam mir so blöd vor, wie ich

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