Matthews Schatten: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Kneipe, Restaurant, Club, und alles in dem Versuch, die betäubende Leere meines Lebens auszublenden. Das alles verschlingende Grau von Cox, Cooks & Evans, der deprimierenden Wirtschaftsprüferpraxis, in der ich arbeite, treibt mich in diese oberflächlichen Oasen aus Wärme und Behaglichkeit. Ich lasse mich volllaufen und drehe mich auf der Tanzfläche mit Fremden im Kreis. Alles, um das Gefühl von verstaubtem Papier und Tweed zu vertreiben.
Der Blonde an der Bar schießt mir schon den ganzen Abend Blicke zu. Er ist auf eine schmierige, zuhälterhafte Art niedlich und trägt ein T-Shirt aus Lycra, das am Hals zerrissen ist und einen faszinierenden Blick auf das, was darunter liegt, erlaubt. Meine Handflächen kribbeln bei der Aussicht, es über seine mit einer Schlangenlederhose bekleideten Schenkel bis zu seinem straffen Hintern hochzuschieben.
Weißblondes Haar verbirgt den Großteil seines Gesichts und fällt in einer fransigen Linie an seinem Kiefer entlang, doch seine Augen hinter diesem Schleier wirken durchdringend und intensiv. Ich ahne schon, dass der Sex mit ihm eine Sache auf Messers Schneide sein wird, voller Überraschungen und Rätsel. Jedenfalls wird es absolut kein Gänseblümchen-Sex, womit wir wohl die gleichen Interessen haben. Ich bin zwar nicht gerade vollkommen neben der Spur, aber schließlich bin ich hier, um vor meinem langweiligen Leben zu fliehen, und ich gehe gern Risiken ein.
Als ich also erneut seinen Blick auffange, erwidere ich ihn und lecke mir über die Lippen. Doch statt herüberzuschlendern, bricht er den Blickkontakt ab und sieht weg. Jetzt stecke ich in einem Zwiespalt: Soll ich noch ein wenig aufdringlicher werden?
Ich könnte schon, aber ich mache es nicht gern, weil ich lieber möchte, dass der andere den Anfang macht. Die meisten tun es, weil sie so voll sind, dass eine Abfuhr ihr sterbenslangweiliges Ego kaum ankratzt. Vielleicht bin ich mir deswegen so sicher, dass er wirklich anders ist. Er trinkt nämlich nicht.
Ich betrachte ihn nachdenklich und werfe verstohlene Blicke in seine Richtung. Er fläzt an der Bar, den straffen Hintern gerade eben auf dem Schemel und einen Stiefel in die Metallsprossen gehakt. Schon die Art, wie er posiert, macht ihn begehrenswert für mich, aber es ist offensichtlich, dass er Welten von mir entfernt ist. Ich bin eine langweilige Sekretärin mit Tipp-Ex an den Fingern, und er sieht aus, als wäre er von einer Bühne gefallen, oder vielleicht von den Sternen.
Dann, gerade als ich betrunken genug bin, um hinüberzugehen und mich vorzustellen, zerschlägt jemand ein Glas auf einem anderen, wobei zuerst der Alkohol und dann Blut fließt. Es gibt Geschrei und Geschiebe, und in der Panik, die ausbricht, verliere ich ihn.
Um nicht in die Schlägerei hineingezogen zu werden, renne ich zum Klo. Doch an diesem Punkt kippt die Situation um, von übel zu verdammt diabolisch.
Ich laufe hinein und denke: Pinkeln, Telefon, Nase pudern. Bis dahin wird das Drama draußen vorüber sein, und die Rausschmeißer haben alles geregelt. Ich hatte erwähnt, dass ich dumm bin, wenn ich mich betrinke, oder? Okay, ich bin auch nüchtern nicht gerade ein Genie, daher auch mein perspektivloser Job bei Langeweile & Co. Das hier ist also meine Vorstellung von einem sicheren Ort, während die Leute draußen in Richtung Besuch beim Schönheitschirurgen schlittern.
Jedenfalls pinkle ich … Ich höre Gestöhn … Anscheinend hat es trotz des Tumults mindestens ein glückliches Mädchen geschafft, jemanden aufzureißen und ist ein paar Türen weiter nicht weit von ihrer ganz persönlichen Krise entfernt. Automatisch drehe ich den Kopf in diese Richtung, als ich aus der Kabine trete.
Die Tür zur letzten Kabine steht weit offen, und das Bild im Spiegel sagt mir, dass ich mich gründlich geirrt habe. Zuerst einmal ist sie allein.
Ich sehe zu, wie sie sich windet, und ihre laszive Zurschaustellung erschreckt und erregt mich zugleich. Ihr Hello-Kitty-Shirt ist bis über ihre nackten Brüste hochgezogen, und ihre bunten Hipster sind heruntergeschoben und lassen das Schamhaar durchblitzen. Ich frage mich, was sie da für ein Spielchen treibt. Macht sie eine Show? Versucht sie, ein Angebot anzulocken? Oder, was das Schlimmste wäre, hat sie einen Blutsturz?
Eine meiner Klassenkameradinnen hatte mal einen während einer richtig heftigen Sportstunde. Sie schlug auf dem Boden auf wie ein Fisch an Land, und ihre Augen verdrehten sich vor Entsetzen. Das gleiche Entsetzen, das
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