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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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forsch.
    Mattis Blick brachte ihn zum Schweigen. »Wenn du was rauslässt, egal was, wenn auch nur der Verdacht aufkommt, du hättest was weitererzählt oder auch nur angedeutet …«
    Norbi wurde noch bleicher.
    »Aber wenn du das checkst und das Maul hältst …« Er ließ seine Hand über dem Tisch schweben, und Norbi guckte ihn bittend an.
    Matti bewunderte insgeheim Dornröschens Menschenkenntnis. Norbi konnte nur gewinnen, wenn er schwieg. Es sei denn, er war völlig wahnsinnig, aber das war Norbi nicht, der war nur ein Feigling. Und er wusste, dass die Sache von Dornröschen kam, und die hatte nach wie vor einen mythischen Ruf in der Szene. Sie war ein Masterbrain, sie hielt keine großen Reden, sondern zog an den richtigen Fäden und konnte Leute für sich gewinnen, sogar wenn sie die für die größten Arschlöcher der Welt hielt. Bei denen war sie besonders liebenswürdig und schaffte es meistens, sie auf die Moralische zu kriegen. Hinter dem Auftrag an Norbi schwebte die Möglichkeit, dass Dornröschen das große Verzeihen oder wenigstens das Ende der Ächtung erwirkte, und danach sehnte sich Norbi. Er hatte Angst, endgültig in Verschiss zu geraten, bis zum Lebensende aussortiert zu bleiben. Er musste nur ein paar Zeichnungen angucken und sich einen Reim darauf machen. Billiger kriegte er die Wiederbelebung nicht. Matti musste nicht raten, was in Norbis Kopf herumschwirrte, es war so klar wie nur irgendwas.
    Norbi hatte sich der Szene angeschlossen, weil er ohne Anschluss nicht auskam. Er war aus Hamburg nach Westberlin gezogen, die Revolte zog ihn an, und er hoffte, in ihr welche zu finden, die ihm von ihrer Stärke liehen. Das hatte auch geklappt, bis zu dem Tag auf dem Mariannenplatz, als er abhaute, die Bullen ihn erst recht griffen und in die Mangel nahmen. Hausfriedensbruch, Nötigung und Steinwürfe auf Polizisten wollten sie ihm anhängen, und dann war da noch eine andere Ermittlung, und mit der grillten sie ihn endgültig, denn es ging um Terroristen, die er unterstützt habe, wenn auch nur um die Ecke und weil man das so machte damals, er galt als Sympathisant, und aus einem Helfer im Kopf machten die Beihilfe bei der Tat. Und da hat er natürlich niemanden verraten, sondern nur ein bisschen was erzählt, das die dann zusammensetzten mit dem, was andere auch nur ein bisschen erzählt hatten, bis aus ein paar kleinen Erzählungen die große Geschichte wurde und die Bullen Genossen abräumten, die ohne die kleinen Erzählungen nie abgeräumt worden wären. Aber Schuld hatte Norbi nicht, auch wenn er sich nach den Verhören in Luft auflöste. Um vor den Bullen und den Genossen Ruhe zu haben. Und weil er sich insgeheim zutraute, doch mehr zu erzählen als kleine Geschichten. Das alles ging in seinem Kopf herum und noch manches mehr, das Matti aber nicht erriet. Man steckte nie ganz in einem drin, womöglich steckte auch Norbi nicht ganz in sich drin, sodass er morgen vielleicht Dinge tat, die er sich heute noch nicht zutraute. Diese Idee mischte sich mit Mattis anderen Ideen, und sie gefiel ihm nicht.
    Norbis Haare waren igelig. Vielleicht, dachte Matti, vielleicht spreizen die sich noch mehr ab, wenn er sich eine Sauerei überlegte. Dann dachte sich Norbi gerade eine Sauerei aus. Matti fixierte ihn, und Norbis graue Augen zitterten. Matti überlegte kurz, ob er Norbi die DVD , die noch vor ihm lag, wegnehmen sollte, aber dann meldete sich die Disziplin, und die erklärte, die WG habe das mit drei Stimmen bei Robbis Enthaltung beschlossen, und Beschlüsse seien heilig, sagte Dornröschen.
    Mehr um mit seiner Unsicherheit was anzufangen, trank Matti die Tasse leer. Der Kaffee schmeckte wie Spülwasser, aber in Wahrheit schmeckte er dieses blöde Gefühl, das ihn nicht mehr losließ. In dieser Sekunde wusste er, dass Norbi wieder Scheiße bauen würde. Aber dann verflog der Gedanke, und er schalt sich seiner Nervosität und auch seines schlechten Gewissens wegen, weil er jemanden beklaut hatte, dem aber nichts weggenommen worden war.
    Norbis Hand zitterte, als er die Kaffeetasse in die Hand nahm.
    Matti konzentrierte sich darauf, finster zu blicken. »Wenn du was erzählst, solltest du schnell auswandern.« Das fand er selbst übertrieben, lächerlich, doch Norbi senkte seinen Blick auf die Tischplatte und war mächtig eingeschüchtert.
    Matti fuhr noch drei übel gelaunte Lufthansa-Stewardessen nach Tegel, wartete sich dort blöd und las ein bisschen Konfuzius, bis er einen eiligen Amerikaner zum

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