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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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heraus. Ist doch klar, oder?«
    Werner zog die buschigen schwarzen Augenbrauen hoch, als Matti vor der Wohnungstür stand. Sie hatten sich telefonisch verabredet, und Matti fühlte sich saublöd.
    »Na, dann komm mal rein«, sagte Werner mit seiner tiefen Stimme, die aus einem mächtigen Brustkorb kam, wie überhaupt alles an ihm überdimensioniert erschien. Riesenhände, Riesenfüße, Elefantenohren und dazu ein großes pickeliges rundes Gesicht mit einem schwarz gekräuselten Bart. Mittendrin ragte eine Boxernase. Sie standen in einem handtuchartigen Flur, links, neben einer Tür, Haken in der weiß getünchten Wand, die als Garderobe dienten, rechts, neben einer weiteren Tür, ein paar Fotos in rahmenlosen Bildhaltern. Matti erkannte Angela Davis, Che, Dutschke.
    Matti schloss die Tür, und Werner ging voran ans andere Ende des Flurs. Aus einer Tür drangen laute Stöhngeräusche – »Gaby hat Besuch« –, in der Küche herrschte das Chaos, und es müffelte. Werner setzte sich, und Matti setzte sich ihm gegenüber.
    »Was war das nun, das du am Telefon nicht sagen konntest?«, brummte Werner.
    »Wir brauchen die Bullenmarke. Kriegst sie auch wieder.«
    Werner grinste, und sein Gesicht verzerrte sich wie ein Pfannkuchen, der in die Breite gezogen wurde. »Ach, ne!«
    »Ja«, sagte Matti. »Aber erklären kann ich dir nichts.« Und er stellte sich vor, wie Werner das Großmaul an der Theke im Clash stand und schwadronierte, dass er wieder eine echt geile Aktion geleitet habe. »Du hättest im Zweifelsfall nur Scherereien, und das macht man nicht mit Genossen. Ist nicht ungefährlich, wir halten dich raus.«
    Werner trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und war wichtig. »Ich mach mit, also natürlich erst, wenn ich es … geprüft habe.«
    »Geht nicht«, sagte Matti scheißfreundlich. »Echt nicht. Jeder, der noch mitmacht, gefährdet die Sache unnötig. Und das willst du doch nicht als alter Genosse. Du kennst doch so was, hast doch solche Sachen auch schon gemacht, und da muss man manchmal sogar auf so erfahrene Genossen wie dich verzichten. Es gibt für andere keine Aufgabe mehr. Auch wenn du der Erste wärst, der infrage käme.«
    »Das hat Dornröschen ausgeheckt«, brummte Werner, aber so richtig schlecht gelaunt war er nicht. Nur wichtig.
    Matti zuckte mit den Achseln.
    »Klar«, sagte Werner. »Wenn du hier ankommst, steckt Dornröschen dahinter. Logo.«
    Matti zog die Brauen hoch und ließ sie wieder fallen.
    Werner gab den Denker. »Und wenn die was macht, dann hat das Hand und Fuß …« Ein prüfender Blick auf Matti. Der entdeckte am Küchenoberschrank neben der zugemüllten Spüle ein Demofoto, in der ersten Reihe Werner in schwarzer Lederjacke und mit längeren Haaren als heute, daneben Dornröschen und Twiggy. Matti überlegte, wo das war, aber es fiel ihm nicht ein. Ein Stöhnen erklang aus dem Flur und erstarb.
    »Ich krieg sie wieder?« Werner fixierte Matti.
    »Klar«, sagte der.
    Werner wiegte wichtig seinen Kopf. »Na gut«, sagte er. Er stand auf, fuhr sich mit Hand durch die schwarzen Locken und verließ die Küche. Als er zurückkam, hatte er die Polizeimarke in der Hand, ein ovales Messingschild mit der Aufschrift Kriminalpolizei und einem Bullenstern, links eine Öse, in die eine feine Kette eingehakt war. Werner setzte sich und spielte mit der Marke herum, als überlegte er es sich noch mal.
    »Wir brauchen das Teil echt«, sagte Matti scheißfreundlich, auch wenn er dem Kerl lieber an die Gurgel gegangen wäre. »Auch wenn du nicht … vor Ort sein wirst, bist du doch dabei. Ohne das Ding geht’s nicht. Ist entscheidend.«
    »Hört man was davon?« Werner deutete auf ein altes Grundig-Kofferradio, das auf dem Unterschrank neben einem rostbefleckten silbrigen Toaster stand.
    Matti schüttelte den Kopf.
    »Hm, schade. Und was bringt’s?«
    Matti hob die Hände und ließ sie sinken. »’ne Menge, ist eben ein Dornröschen-Projekt.«
    »Hm«, sagte Werner und pulte sich in der Nase. »Hm«, wiederholte er. Dann schob er die Marke über den Tisch, schaute ihr einen Augenblick nach und schien zu überlegen, ob er sie sich nicht zurückholen sollte. Aber er hatte doch zu viel Angst vor Dornröschen. Die war als langmütig bekannt, aber wenn einer in Verschiss geraten war, blieb er dort bis zu seinem Lebensende. Es sei denn, er hieß Norbi und verfügte über exklusive Fähigkeiten und Möglichkeiten. Aber Norbi war tot, Werners Fähigkeiten waren keineswegs exklusiv, und Dornröschens

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