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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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aufgeregt?
    »Ihr seid wie eine Familie, alles muss laufen, wie es immer gelaufen ist. Nichts darf sich ändern.«
    »Und wenn es so wäre, wo ist das Problem?«
    Sie kaute, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dann hörte sie für ein paar Sekunden auf zu kauen. »Da gibt’s keines, ich hab’s nur festgestellt. Ist ja heutzutage was Besonderes, wenn sich nichts ändert.«
    Nichts ändert? Es hat sich unendlich viel geändert. Sie hatten ihre Illusionen verloren, aber nicht ihre Grundsätze. Wir leben solidarisch. Wir wehren uns gegen Ungerechtigkeit. Immer noch. Aber wir brauchen kein großes Ziel mehr, dem wir unser Leben unterordnen. Wir leben zusammen, weil wir uns lieben. Auf unsere Art, unwiederholbar. Natürlich würden wir das nie aussprechen.
    »Was gut ist, muss sich nicht ändern.« Matti trank einen Schluck und warf einen Blick auf einen kleinwüchsigen Fettsack an einem Tisch an der Wand, der auf sein Glas stierte.
    Der Kotelettentyp streckte seinen Rücken und drückte mit der Hand gegen das Genick.
    »Ihr seid eigentlich ziemlich konservativ«, sagte Lily.
    Früher hätte ihn so ein Spruch auf die Palme gebracht. »Wenn du meinst.«
    Sie schaute ihn an, ihre Augen waren ruhig und rätselhaft. Er konnte nichts in ihnen lesen.
    »Dafür hast du dich verändert. Sehr sogar.« Matti steckte die Gabel in den Mund, ein paar Spaghetti sträubten sich, aber er zog sie in den Mund und wischte ihn ab. »Und ich weiß nicht, ob zu deinem Vorteil.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lily nach einer Pause. »Ich glaube aber, dass du den äußeren Eindruck überschätzt.« Sie hob die Hand und strich sich durch die Haare.
    Er sah jetzt, dass sie keinen BH trug. Und fragte sich gleich, ob sie sich in die Haare gegriffen hatte, weil sie wusste, was es auslösen könnte. Bei keiner anderen Frau hätte er es gedacht. Ihr Körper hatte ihn damals erregt, und er hatte es ihr auch gesagt. Matti erinnerte sich, wie sie gelacht hatte, ein bisschen rau.
    Sie tippte sich an die Schläfe. »Darin hat sich einiges getan, natürlich. Aber hier« – sie zeigte mit einem pathetischen Gesichtsausdruck auf ihr Herz – »hat sich gar nichts geändert. Sagen wir mal, an meinen Sekundärtugenden.« Sie lachte. »Vielleicht sind es ja auch Sekundärschwächen.«
    »Seit wann hast du Schwächen?«
    »Du hast recht.« Sie schaute zum Tresen, dann blickten ihre Augen auf ihn, ohne dass sich ihr Kopf wendete. Ein Grinsen.
    »Erzähl mir, was du so machst. Im Gegensatz zu mir führst du bestimmt ein aufregendes Leben. Bei mir ist es ja seit Jahrzehnten immer das Gleiche.« Er grinste.
    Sie schob eine akkurat gewickelte Gabel in den Mund. »Puh. Neunzig Prozent meiner Zeit verschwende ich damit, Trickser und Täuscher zu verteidigen, Leute, die stinkreich sind, aber den Hals nicht vollkriegen. Die meisten jedenfalls. Bei den anderen zehn Prozent geht’s um Entschädigungen, Erbsachen und so Dinge. Mit den zehn Prozent hole ich aber neunzig Prozent der Kohle für die Kanzlei. Dafür zahlen die mir ein anständiges Gehalt.«
    »Und diese Kanzlei …«
    »Ein paar von unseren Jungs sitzen auch in Ministerien und arbeiten fleißig mit zum Wohl unserer Mandanten, so kriegt man sogar Regierungsaufträge.«
    »Der moderne Gauner schreibt sich seine Gesetze selbst.« Matti lachte.
    »Klingt gut«, sagte sie. »Ist aber ein bisschen übertrieben. Das letzte Wort hat der Staatssekretär oder der Minister.«
    »Und warum macht ihr es dann?«
    »Weil wir vorbildliche Staatsbürger sind.« Sie prustete los, wie früher. Und er fiel ein. Sie lachten Tränen. Andere Gäste warfen erst genervte Blicke zu ihnen, dann mussten sie auch grinsen.
    Matti fixierte den Kotelettentyp im Augenwinkel, der grinste nicht. Der tat so, als würde er nichts mitkriegen.
    Plötzlich schlug ein Mann mit halblangen blonden Haaren und schwarzer Lederjacke Matti mit der Hand auf die Schulter. »Mal wieder was zu lachen, was?«
    Matti blickte hoch und sah in Antifa-Konnys grinsendes Gesicht. Er boxte ihn sanft in den gut trainierten Bauch und erntete einen weiteren Klaps, dann verließ Konny das Lokal, an der Tür hob er die Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger, ohne sich umzudrehen, und schüttelte lachend seinen Blondschopf. Früher war er im Raubdruckgeschäft gewesen und hatte eine Thälmann-Mütze getragen.
    »Kenne ich den?« Sie schaute ihn neugierig an.
    »Ist Konny. Schwer in Ordnung.«
    »Und auch so ein Dino wie du?«
    »Nicht ganz so alt, aber schon mit ersten

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