Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim

Titel: Matti & Dornröschen 03 - Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
Stück weiter. Vorne hielt ein Auto mit Wohnwagen inmitten einer Pfützenlandschaft.
    »Bitte schön«, sagte Georg.
    Am Ende hatten sie alle die Toilette benutzt.
    Spranger sah mit Hoffnung suchendem Blick zu Anja, aber die hatte schon wieder ihre Stöpsel in den Ohren. »Haben Sie überhaupt kein Mitleid mit einem alten Mann? Sie verschleppen mich jetzt an einen geheimen Ort und bringen mich um.« Endlich hatte er gewagt, es auszusprechen.
    »Mitleid habe ich schon, komischerweise. Aber man soll dem Mitleid nicht immer nachgeben. Wem sage ich das?«, erwiderte Matti.
    Spranger schüttelte wieder den Kopf. Er tat dies immer vorsichtig, als hätte er Angst um Schädel oder Hals. »Sie haben doch mit diesen Dingen gar nichts zu tun«, jammerte er.
    »Mehr als Sie ahnen, Parteigenosse Spranger.«
    Der riss die Augen auf, dann schaute er weg. »Was haben Sie davon, wenn sie mich …?«
    »Warten Sie’s ab.«
    »Was soll ich abwarten?«
    »Wir lassen Sie am Leben. Wir verfahren viel menschlicher mit Ihnen, als Sie es verdient hätten.«
    Jetzt verstand Spranger nichts mehr.
    Georg startete den Diesel und fuhr los. Der Regen hatte nachgelassen. Es platschte, als er den Lieferwagen durch die Pfützen des Parkplatzes steuerte.
    Anja guckte hinaus. Dornröschen war abwesend. Twiggy kramte in seinem Rucksack. Spranger lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    Wir könnten ihm auch sagen, was wir vorhaben, dachte Matti. Aber vielleicht dreht er dann durch. Die Gewissheit könnte ihn zu irgendeiner verrückten Aktion verleiten. Solange er nicht wusste, was geschah, hielt er sich hoffentlich zurück. Er wollte es sich nicht verscherzen mit seinen Entführern.
    Der Verkehr war zähflüssig. Es schien Georg nicht zu stören. Der Genosse schien fast erleichtert. Er war kurz vor dem Ziel. Die größten Hindernisse hatten sie überwunden. Fraglich, ob die Bullen ihnen jemals auf die Spur kämen. Bestimmt empfand Georg Erleichterung bei dem Gedanken, das Leben in der Illegalität hinter sich zu lassen. Sie war ein Gefängnis. Wohl schlimmer als das mit Mauern und Gittern. Jeden Augenblick mit der Verhaftung rechnen müssen. Mit Bullen, die den Terroristen fürchteten und den Finger am Abzug hielten. Ein blöder Zufall konnte einen in Teufels Küche bringen. Wie die Genossin, die so blöd war, ohne Helm Motorrad zu fahren in Paris. Und die den Bullen, der sie als Verkehrssünderin wegen eines Bußgelds verfolgte, zum Krüppel schoss. Wie lebte es sich damit? Wie damit, jeden zu verdächtigen, der einem folgte oder einen ansprach? Immer die Knarre im Gepäck. Immer bereit zu schießen. Auf die Verkäuferin im Klamottenladen, die einen erkannt hatte und hysterisch nach der Polizei schrie. Auf den Fahrkartenkontrolleur in der Bahn. Auf den Campingplatzwärter. Auf den Bankangestellten, wenn Geld beschafft werden musste. Noch schlimmer und deprimierender: Seit die Terroristen selbst den Kampf aufgegeben hatten, weil er sinnlos war, seitdem war auch das Untergrundleben sinnlos geworden. Die paar Genossen, die noch nicht hinter Gittern saßen oder umgekommen waren, liefen nur vor den eigenen sinnlosen Taten weg. Vor sich selbst.
    Twiggy summte ein Lied, während er in der c’t blätterte. Und doch spürte Matti die Anspannung, die tonnenschwer über allen lag.
    Koblenz, Bonn, Köln.
    Anja verteilte belegte Brote und Wasser. Die Ohrstöpsel blieben drin.
    Spranger winkte ab. Er guckte apathisch aus dem Fenster.
    Die Wolken zogen fort. Ein Sommertag begann. Die Landschaft war fast platt. Wiesen, Felder, Wäldchen.
    Mönchengladbach. Dann Viersen.
    »Wir sind gleich da«, sagte Georg endlich.
    Ein Schild kündigte die niederländische Grenze an. 100–80–60–40. Georg hielt sich an die Tempobegrenzungen. Matti spürte seine Angst. Sie näherten sich der alten Kontrollstelle. Sie war unbesetzt, am Rand stand ein holländisches Polizeiauto. Niemand saß darin. Vor ihnen fuhr ein alter Peugeot mit belgischem Kennzeichen. Weiter vorn stauten sich Lastwagen auf der rechten Spur. Georg wechselte auf die linke Seite. Er zog an der Kolonne vorbei.
    Hinter ihnen heult eine Bullensirene. Georg guckt in den Spiegel. »Scheiße!«, ruft er und gibt Gas.
    Matti dreht sich um. Deutsche Polizeiautos. Mindestens zwei.
    Venlo-Zuid steht auf dem Schild. Georg nimmt die Abfahrt auf den letzten Drücker. Aber die Bullen bleiben dran. Spranger glotzt nach hinten. Georg folgt der N 271 in die Stadt. Er wechselt wild die Spuren. Das Bullenauto versucht sie zu

Weitere Kostenlose Bücher