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Matto regiert

Matto regiert

Titel: Matto regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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fragte Studer abschließend:
    »Und was habt ihr vom Direktor gehalten?«
    »Vom Herrn Direktor Borstli? Das war ein alter Bock…« So sprach der rothaarige Pfleger Gilgen, der mit Fünfzig vom Schaufelaß geschoben hatte. Und dann ließ er den Wachtmeister auf dem Hofe stehen…

Ein Mittagessen
    As Studer die Mitte des Hofes erreicht hatte, machte er halt und sah sich um. Es stimmte, die Anstalt war in Form eines eckigen U gebaut, und die Gebäude, zwei, auch drei Stockwerke hoch, zusammenhängend untereinander, umgaben ihn von drei Seiten. Hinter dem Wachtmeister erhob sich das Kasino, rechts war der Männerflügel, links der Frauenflügel. Und vor ihm hockte ein flaches Gebäude, langgestreckt, niedrig, an dessen einer Ecke, ganz hinten, ein Kamin aufragte, der schwarzen Rauch träge ausspie.
    Durch die weitgeöffnete Türe, die sich vor ihm auftat, sah der Wachtmeister riesige Kessel, die mit Dampf geheizt wurden. Sie standen schief. Küchenmädchen waren damit beschäftigt, große Behälter zu füllen, mit Suppe, mit zerkochten Makkaroni und große Schüsseln mit Salat. In dem Wirrwarr rollte lautlos eine dicke Person weiblichen Geschlechts über die Fliesen. Lautlos, das heißt: ihre Schritte waren nicht zu hören. Dafür stieß sie aber von Zeit zu Zeit ein Göissen aus, das die Meitschi in Schwung brachte. Studer sah zu, der Betrieb interessierte ihn, der Wirrwarr dauerte auch nicht lange. Bald traten links und rechts, aus Türen, die Studer nicht sah, weil sie durch eine Mauerecke verdeckt waren, zwei lange Pilgerzüge hervor. Frauen links, Männer rechts. Die Frauen trugen weiße Hauben, weiche und gestärkte, andere waren barhäuptig. Die Männer trugen fast alle weiße Schürzen… Die Pfleger und Pflegerinnen gingen, um die Abteilungen vom R bis zum U mit Essen zu versorgen.
    Die Küchenmädchen verschwanden, unfeststellbar wohin, und die dicke Person weiblichen Geschlechts, die so unhörbar zu rollen verstand, trat unter die Tür und nickte dem Wachtmeister zu. Studer grüßte lächelnd zurück. Die Wangen der Frau waren rot und glänzend wie reife Tomaten.
    – Ob er der neue Schroter sei? fragte die Frau.
    – Jawohl, erwiderte Studer, er sei Wachtmeister bei der Fahndungspolizei. Studer sei sein Name.
    Sie sei die Jungfer Kölla, und ob der Wachtmeister nicht eintreten wolle? Sie sei früher auch mit einem Landjäger gegangen, aber das sei schon lange her, der Landjäger sei ein Lumpenhund gewesen, er habe eine reiche Bauerntochter geheiratet und sie sitzen gelassen.
    – Eintreten könne er schon, meinte Studer, aber Dr. Laduner erwarte ihn zum Mittagessen, darum könne er nicht lange bleiben. »Mittagessen!« sagte die Jungfer Kölla mit Verachtung. Er solle mit ihr zu Mittag essen, sie werde ihm ein Beefsteak braten, so wie er es gerne habe. Und dann könne man ein wenig miteinander b'richten. Sie wisse allerlei, was den Wachtmeister interessieren könne. Besonders über die Ereignisse der letzten Nacht.
    – Er danke der Jungfer für die freundliche Einladung, aber er wisse nicht, ob es Dr. Laduner nicht übelnehmen werde…
    »Machet kes Gstürm!« sagte die Jungfer Kölla energisch. Sie werde dem Dr. Laduner anläuten, und dann sei die Sache erledigt. Bei ihr bekomme der Wachtmeister doch einen anständigen Tropfen… Sie schien zu Dr. Laduners Weinkeller kein großes Vertrauen zu haben…
    Die Jungfer Kölla hatte eine behende Zunge. Sie begann von ihrer Jugend zu erzählen, von andern Männern, die…
    Der Redestrom mußte unterbrochen werden, und so stellte Studer seine erste Frage: ob sie sich an die Sichlete erinnere?
    Natürlich! – Ob sie den Direktor gesehen habe? – Der sei um zehn Uhr aus dem Kasino gekommen… – Allein? – Ja, zuerst sei er allein gewesen. – Und dann? – Und dann habe er an der Ecke des Frauen-B ein Meitschi getroffen. –Was für ein Meitschi? – …
    Ein maßloses Erstaunen trat in die kleinen Augen der Jungfer Kölla. Sie habe nie gedacht, meinte sie, daß die Schroterei so dumm sei…
    Studer steckte die Bemerkung kaltblütig ein, widmete sich seinem Beefsteak, das wirklich weich wie Anken war, und fragte dann geduldig weiter:
    »Mit wem also?«
    – Eh, natürlich mit der Wasem. Das Meitschi sei ja… und die Köchin brauchte ein Wort, das sonst nur auf einen bestimmten Zustand im Liebesleben der Kühe angewendet wird…
    – Soso… jaja… Und Studer erlaubte sich, zu bemerken, daß er etwas Ähnliches schon vernommen habe…
    Warum er dann so blöd

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