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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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ersten Augenblick ihrer Begegnung an, und mittlerweile glaubte er sogar, sie zu lieben, auf seine ungewöhnliche Weise. Es machte ihn glücklich, sie zu beschenken, zu überraschen, und er genoss die Art, wie sie ihre Freude zeigte, offen, spontan und geradezu kindlich.
    Wie gerne hätte er es vermocht, sie zu berühren, ihren Körper in seinen Armen zu halten oder mit ihm eins zu werden. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihn ebenfalls mochte und es in Stuttgart nach der Zimmerpanne auf ein Zusammensein angelegt hatte.
    Als sie sich von Rick trennte und bereit war, sein Mietangebot anzunehmen, kam ihm die Idee zum Umbau. Er ließ die Wand zu ihrem Schlafzimmer durchbrechen, verkleidete sie auf beiden Seiten mit Einbauteilen und einer großen Spiegelanlage, die von seiner Seite durchsichtig war. So konnte er nicht nur jede ihrer Bewegungen im Raum verfolgen, sondern auch Gespräche mithören und war auf diese Weise über ihre Wünsche, Ansichten oder Stimmungen auf dem Laufenden. Auch im Bad ließ er eine Vorrichtung installieren, die ihm Einblicke gewährte, geschickt hinter Lüftungsschlitzen verborgen, deren Lamellen er mit einem Hebel verstellen konnte. Leider gab die Mechanik ein leises Geräusch von sich. So war er nicht nur sofort im Bilde über Erics Selbstmordversuch und ihre Niedergeschlagenheit, Gesprächspositionen, die sie einnahm, Verabredungen, die Wünsche nach Grillabend oder herbstlichem Sonne tanken am Meer. Louise musste es wie sein sechster Sinn vorkommen. Wenn er abends auf seinem Bett saß, die schmale Bücherwand zum Kaschieren des Spiegels auf unsichtbaren Rollen zur Seite schob, konnte er die Gespräche verfolgen und sich ihre Meinung aneignen. Schnitt sie später die Themen an, wusste er sich mit ihr zu solidarisieren, sie unmerklich zu manipulieren, was ihre Bindung an ihn vertiefte. Sie glaubte an blindes Verständnis. Selbst als ihre Mutter zu Besuch kam, und er ihre zweifelnden Äußerungen hörte, erschien er wie aufs Stichwort, um die Lage zu bereinigen.
    Er sah, wie sie sich abends entkleidete, ins Bad lief, was ihn zu einem Positionswechsel zwang und es im gleichen Zustand verließ, um sich des Nachthemds zu bedienen, das sie unter dem Kopfkissen verwahrte. Lag sie im Bett, saß er so nah an ihrer Seite, dass er sie hätte berühren können. Er hatte sich mit dieser Anlage einen Lebenswunsch erfüllt, von dem er immer geträumt hatte, schon als Junge an Sinas Wohnwagen, wo er nichts sehnlicher erhoffte, als sie betrachten zu können, wann immer er wollte. Er liebte die Art, wie sie ihre Haare kämmte, sich abschminkte, beim Zähneputzen gurgelte und sich befreit von einengender Kleidung bewegte. Eine ihrer Eigenarten wäre ihm fast zum Verhängnis geworden. Die Angewohnheit vor dem Badezimmerspiegel Grimassen zu schneiden, so lustig und schaurig, dass er, unmittelbar an der Lüftung stehend, nur mit Mühe einen Lachanfall unterdrücken konnte, was ihr sicher nicht verborgen geblieben wäre. In ihrer unbekümmerten Art blieb sie oft nackt, las noch in Zeitschriften oder Büchern, hockte im Sessel, um ein letztes Mal ins TV-Programm zu schauen, bevor sie in ihr Hemd schlüpfte und das Licht löschte. Er verfolgte jede ihrer anmutigen Bewegungen, vertiefte sich in Details des Körpers, in jede Falte ihrer Haut und versuchte sogar, ihre Mimik nachzuahmen, um ihr noch näher zu sein.
    Sie war das Glück seiner Augen, die heimliche Frau an seiner Seite, ohne die er nicht sein konnte, seine Quelle der Lust. Er genoss die versteckte Macht, die er hatte und mit der er sie steuern konnte; sein Bedürfnis nach Kontrolle wuchs so stark, dass er keinen Augenblick ihrer Anwesenheit zu versäumen suchte. Außerhalb ließ er sie von seinen Männern beobachten. Nichts durfte ihm entgehen.
    Vom Umbau und dem durchsichtigen Spiegel wussten nur der Monteur, der entfernt lebte und Vera, die er erst unmittelbar vor dem Essen bei Louise einweihte, die aber kein Verständnis dafür aufbrachte. Als absoluten voyeuristischen Höhepunkt stellte er sich vor, Zärtlichkeiten zwischen Vera und ihr beobachten zu können, wozu er sie eindringlich aufforderte. Zunächst war sie nicht bereit, gab schließlich auf sein massives Drängen hin nach. Zu seiner Enttäuschung lief es nicht, wie er es sich erträumt hatte. Vera übernachtete zwar bei ihr und versuchte, sie sanft zu verführen, aber Louise war auch im beschwingten Zustand des heiteren Abends hierauf nicht ansprechbar. Er konnte sich des Eindrucks nicht

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