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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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sich so entschied, konnte er nicht sagen, selbst für die Fachleute an den Börsen sprach nichts für den Verkauf. Gerade hatte er gelesen, dass diese Aktien in ein historisches Tief gefallen waren, eine Baisse, die Millionen Verluste zur Folge hatte. Kein Wunder, dass ihm das Frühstück heute besonders schmeckte.
    Louise hätte ihn gerne nach den Umständen gefragt, unter denen seine Frau damals umkam, Ida Rudinsky hatte ihr einmal ein Bild von der blendend aussehenden Frau gezeigt, aber schon bei Andeutungen über die Ehephase seines Lebens, veränderte sich sein Gesichtsausdruck in einer Weise, die weitere Fragen im Keim erstickte. Dann wechselte er sofort das Thema.

Guido Erlenbach wehrte sich damals verzweifelt, hatte aber keine Chance gegen die Übermacht der Kräfte. Man stülpte ihm eine Plastikfolie über und verstaute ihn unsanft im Kofferraum seines Wagens. Die Fahrt dauerte nicht lange, er drohte zu ersticken. In einem Waldstück hielt man an. Schemenhaft erkannte er ein Fahrzeug und weitere Personen, die offenbar bereits auf ihn warteten. Er wurde hinausgezerrt, entkleidet, musste niederknien, die Ellbogen auf feuchte Erde gestützt. Winselnd offerierte er sein Auto, Geldbeträge und Britta für seine Freilassung. Statt einer Antwort erhielt er Fußtritte von den schweigenden Männern, die ihre Gesichter nicht verdeckt hatten. Dann wurde er brutal vergewaltigt. Die schmerzvollen Schreie, durch den verschlossenen Mund gedämpft, verhallten ohne Resonanz. Anschließend drückte man ihm die Autoschlüssel in die Hand, steckte sie ins Schloss seines Wagens und ließ ihn dort stehen. Zum Schluss urinierten sie auf den sich krümmenden Körper, steckten ihm einen Tannenzweig tief in den After, packten ihn wieder in Folie und nahmen ihn mit. Später fand die Polizei den unverschlossenen Wagen, mit dem er offensichtlich zum Wald gefahren war, die Schlüssel wiesen allein seine Fingerabdrücke auf; von ihm fehlte jede Spur; er schien vor dem Prozess geflüchtet zu sein.
    Im Silverspot herrschte Hochbetrieb. »Gibt's Freibier für alle?«, wollte Louise wissen und setzte sich zu den anderen an die Bar, weil ihre Stammplätze besetzt waren. Sophie und Rick kamen nicht.
    »Die tüfteln sicher schon ihre Hochzeit aus«, sagte Peter vorausschauend.
    »Ist das wirklich geplant?«, fragte sie überrascht.
    »Sie haben etwas in der Richtung angedeutet.«
    Sie wusste nicht warum, aber ein wenig verschlug es ihr die Stimmung. Alex setzte sich neben sie, sie kannte ihn, weil sie dasselbe Seminar besuchten. Er war immer sehr zurückhaltend, aber heute schien er es darauf anzulegen, mit ihr ins Gespräch zu kommen und sie aufzuheitern. Sie fand ihn immer sympathisch, aber näherer Kontakt hatte sich nie ergeben. Sie verabredeten sich für den übernächsten Tag im ,Katheder', einer urigen Studentenkneipe, in der er öfter verkehrte. Hano blickte misstrauisch zu ihr hinüber. Als sie zur verabredeten Zeit dort erschien, lief ihr überraschend Mattuschke über den Weg.
    »Schön, dich so unverhofft zu treffen Louise«, er begrüßte sie mit stürmischer Umarmung, »darf ich dich zu einem Kaffee einladen, ich habe gerade Zeit.« Er legte seine Hand auf ihre Schulter und zog sie ein Stück mit sich.
    »Danke Heinz, das ist lieb von dir, aber ich bin hier verabredet«, mit einer Handbewegung deutete sie auf Alex, der sich verlegen genähert hatte.
    »Da kann man natürlich nichts machen, viel Spaß bis heute Abend«, er gab ihr einen Kuss, begrüßte den jungen Mann, ohne Louises Vorstellen abzuwarten und ging zu seinem Wagen zurück. Der kurze Augenblick genügte ihm, zu wissen, dass von diesem unsicheren Knaben keine Gefahr drohte, wenn man ihn ein wenig einschüchterte. Und das war eine seiner leichtesten Übungen, er lachte diabolisch, als er sich ins Polster fallen ließ: »Bürschchen, Bürschchen, wie gut, dass ich von deiner Verabredung wusste.«
    »War das dein Vater?«, fragte Alex leicht irritiert.
    »Nein, mein Vermieter.« Was ihn noch mehr irritierte.
    Für Louise war der Nachmittag eine angenehme Abwechslung. Alex, ohne Brille erschienen, was ihn weitaus freundlicher wirken ließ, entpuppte sich als intelligenter, witziger Unterhalter, in dessen Gesellschaft sie sich sehr wohl fühlte. Sie trafen sich einige Male, wobei sie sein Interesse deutlich spürte, dann versetzte er sie plötzlich. Am Abend zuvor hatten sie sich noch telefonisch verabredet, aber sie wartete vergebens am vereinbarten Ort. Alex hatte zuvor

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