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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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Bestätigung signalisieren sollte.
    Louise nippte an ihrem Glas. »Ja, das stimmt, als mein damaliger Freund auszog, bot er mir die Wohnung an und baute vorher um, Einbauschränke und Spiegel.«
    Amina räusperte sich und strich ihre Haare mit einer nervösen Handbewegung aus der Stirn.
    »Dieser Spiegel ist von einer Seite durchsichtig. Er kann dich von seinem Zimmer aus betrachten, jedes Gespräch verfolgen, das du führst, während du dich unbeobachtet glaubst.«
    Louise hatte das Gefühl, von heißem Öl übergossen zu werden, so brannten Aminas Worte in ihr, heiß rann es durch die Adern und ließ ihr Gesicht glühen.
    »Das, das kann unmöglich wahr sein«, stammelte sie und verbarg es in ihren Händen. Amina rang um Fassung.
    »Vera wusste davon zunächst nichts, erst als Mattuschke ihr auftrug, bei dir zu übernachten und dich vor seinen versteckten Augen zu verführen, erfuhr sie von dem Spiel und musste ihm widerstrebend Folge leisten. Sie mochte dich Louise, ich glaube sogar, dass sie sich in dich verliebt hatte, aber du konntest ihre Neigung nicht teilen. Danach war sie nicht mehr bereit, seinen Anweisungen nachzukommen. In Dubrovnik sollte sie es erneut versuchen, weigerte sich aber. Er war sehr zornig. Ab diesem Zeitpunkt beauftragte er mich, sie zu kontrollieren.«
    Louise schwirrte der Kopf. Es war so unglaublich, was sie da hörte, dass sie es nicht begreifen wollte. Ihr Mund war plötzlich staubtrocken, die Zunge rau wie die Haut einer Kiwi. Nur langsam ordneten sich ihre Gedanken. Damals hatte sie geglaubt, Vera sei so von Sekt und Übermut beseelt, dass sie ihre Annäherung nicht mehr richtig wahrnahm. Als sie in den Urlaubstagen heimlich zu ihr kroch, um sich anzulehnen, sollte es Mattuschke keinesfalls erfahren. Sie hatte über die kindliche Äußerung geschmunzelt, jetzt wurde ihr klar, warum sie sich vor seiner Reaktion fürchtete. Durch seine Beobachtungen gewann er immer einen Informationsvorsprung, und sie glaubte in ihrer Einfalt schon an einen sechsten Sinn, der ihn einfach erahnen ließ, was sie sich wünschte oder brauchte. Sie leerte ihr Glas und gab der Kellnerin einen Wink. Amina fiel es schwer fortzufahren.
    »Ich«, sie hüstelte, »ich habe große Schuld auf mich geladen. Vera konnte das Versteckspiel nicht mehr ertragen, am liebsten hätte sie dir schon während des Urlaubs reinen Wein eingeschenkt, aber das wäre sicher aufgefallen. Als du Paul kennenlerntest und die erste Nacht mit ihm in deiner Wohnung verbrachtest, hat Mattuschke alles beobachtet und eure intimen Gespräche belauscht. Das war der Anlass für sie, endgültig ihr Schweigen zu brechen. Am Tag bevor sie sich mit dir verabredete, um alles zu gestehen, hat sie mit mir gesprochen. Ich habe den unverzeihlichen Fehler begangen, Heinz zu informieren; schließlich war es mein Job, für den er mich bezahlte. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es so enden würde.«
    Sie begann plötzlich zu schluchzen. Louise war erschüttert, die Hitze wich von ihr, jetzt fror sie am ganzen Körper, Schwindel erfasste sie so stark, dass sie sich am Tisch festhalten musste.
    Nach einer Weile sagte sie matt: »Du meinst Mattuschke war es und kein Unfall?« Amina nickte nur und schnäuzte, Tränen rannen über ihr Gesicht.
    »Ich weiß jetzt, dass er mit mir genauso verfahren würde, wenn er es erführe, deshalb unser Treffen im Schwimmbad, wo es unauffällig ist.« Sie schwiegen, beide jagten angstvolle Gedanken.
    »Veras Tod hat mich so sehr getroffen«, fuhr sie fort, »dass ich es als Verpflichtung ansah, dir zu sagen, wofür sie in den Tod ging.«
    Ihre Augen wirkten wie erloschen. Als sie das Glas ergriff, um zu trinken, zitterten ihre Hände so sehr, dass sie den Inhalt verschüttete.
    »Aber nach den Untersuchungen war es doch eindeutig ein Unfall?«
    »Seine Leute sind raffiniert, sie leisten professionelle Arbeit und werden einen Trick gefunden haben, um es so aussehen zu lassen.«
    »Aber er war doch selbst erschüttert, stand gebrochen am Grab?« Sie dachte an den Morgen, als er weinend in ihren Armen lag und seine Fassung verloren hatte.
    »Ich glaube, das ist echt, sie war ja seine beste Freundin, aber er musste sie töten, um dich zu behalten.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Louise völlig irritiert.
    »So makaber es ist«, antwortete Amina mit brüchiger Stimme, »wie beim Schach, er musste die ,Dame’ schweren Herzens opfern, um den, König zu retten und sein persönliches ,matt’ zu verhindern. Er glaubt, dich zu

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