Mattuschkes Versuchung
Fakt.«
Aber da war Louise anderer Meinung; die Sache mit Ricks Bruder war der letzte Mosaikstein. Inzwischen war sie auch überzeugt, dass Mattuschke hinter der Juwelieraktion steckte, die gehorteten Visitenkarten bewiesen es ihr, aber würden sie auch als Beweis in einem Strafverfahren ausreichen?
»Sie sollten so schnell wie möglich dort ausziehen«, hörte sie Kornfelds Stimme wie durch einen Filter, obwohl er nur wenige Zentimeter neben ihr stand. Ihr Kopf schwirrte. »Ich glaube zwar nicht, dass er Ihnen etwas tut, aber ihr Freund ist gefährdet, Heinz ist psychisch krank und schwer kalkulierbar. Genauso wenig glaube ich, dass er die von Ihnen gemachten Aufnahmen anderen zur Verfügung stellt. Er betrachtet Sie als persönlichen Besitz, selbst den Blick auf Sie gönnt er keinem anderen. In dieser Hinsicht können sie sicher beruhigt sein.«
Sie bedankte sich für das aufschlussreiche Gespräch. Kornfeld hielt ihre Hand länger als üblich fest und sah sie an. »In ihrer wachen Frische und natürlichen Ausstrahlung ähneln sie Martine, das geht mir schon die ganze Zeit durch den Kopf, nicht vom Aussehen, aber von Ihrer Art. Wenn ich ein junger Mann wäre, würde ich glatt um Sie werben«, sagte er mit verschmitztem Lächeln: »Passen Sie gut auf sich auf. Melden Sie sich wieder bei mir?«
Verstört versprach sie, noch einmal Kontakt aufzunehmen, dann fuhr sie besorgt zurück. Auf dem Rückweg suchte sie Veras Grab auf und fand es über und über mit frischen Blumen übersät.
Mattuschke tobte, als er hörte, dass ihr Bewacher sie aus den Augen verloren hatte und offen blieb, wo sie den Tag bis zum Abend verbracht hatte. Nur die vollständige Information über alles, was sie tat und wo sie sich aufhielt, gab ihm Sicherheit und das machtvolle Gefühl, sie vollständig zu besitzen. Akribisch hatte er sich in ihrer Studentenzeit die Vorlesungspläne notiert, wann sie in der Försterklause arbeitete und zu welchen Zeiten sie zurückkehrte. Gab es Lücken, verlor er seine Ruhe, was gefährlich war. Die Kühle, die ihn noch zu Kornfelds Zeiten auszeichnete, besaß er nicht mehr, die Gedanken um Louise hatten sie ihm genommen und Unruhe beschert.
Als sie am nächsten Morgen in ihr Auto steigen wollte, war es nicht mehr da, wo sie es abgestellt hatte. Sie ging in die Werkstatt und sah es hochgefahren auf der Hebebühne. Freddy lümmelte rauchend bei den Monteuren herum. Sie hob die Hand kurz zum Gruß. Seit wann verkehrt der bei Mattuschkes Leuten? Das hatte nichts Gutes zu bedeuten.
»Soll ich von der Schanze fliegen?«, fragte sie verärgert, sie war schon spät und wollte sich mit ähnlichem Ablenkungsmanöver auch heute ihres Verfolgers entledigen, um in der neuen Wohnung weiterzuarbeiten.
»Inspektion war fällig, ist einiges zu machen«, brummte Elias unfreundlich, »du wirst gefahren, Fips wartet am Tor.«
Tatsächlich stand dort ein Wagen mit laufendem Motor. »Kann ich nicht selbst mit dem Wagen fahren?«
»Geht nicht, der wird am Tag gebraucht.«
Um nicht zu spät zu kommen, musste sie das Angebot annehmen. Sicher die Reaktion auf das Austricksen. Sie war schlechter Laune, als sie das Büro erreichte. Ausgerechnet heute wollte sie mit Gila die Gardinen auswählen, die Mittagspause würde nicht reichen, wenn sie den Bus nähme und der Trick mit Gilas Hof ginge ohne Auto auch nicht. Also sagte sie verärgert ab.
»Wir verschieben es auf ein anderes Mal.«
In einem unbemerkten Augenblick, Alice Mühsam hatte das Büro gerade verlassen, nahm Paul sie in den Arm. »Schau nicht so traurig, Louise, ich liebe dich und sehne mich nach dir. Ist das nicht Grund genug, ein wenig fröhlicher zu sein?«
Sie strahlte ihn an: »Natürlich Paul, es ist wunderbar, das zu hören, ich liebe dich auch. Bald kommen entspannendere Tage für uns. Schon den bloßen Gedanken daran genieße ich.« Er sah sie glücklich an und gab ihr einen raschen Kuss. In diesem Augenblick kam Alice zurück. Hatte sie etwas gesehen?
Das Telefon klingelte, es war ein Ton der üblen Sorte, ungeduldig, fordernd. Weidenfels bat sie zu sich und, verwöhnte’ sie mit einem Auftrag der Extraklasse, an dem sie gehörig zu knabbern hatte. Private Gedanken musste sie rigoros verbannen. Wahrscheinlich hatte er ihre mangelnde Konzentration in den vergangenen Tagen registriert.
Paul hatte sich zum Laufen verabredet, Hano wartete schon am Ausgangspunkt und trippelte unruhig auf der Stelle. Er möchte die Schmach der damaligen Niederlage wettmachen,
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