Mattuschkes Versuchung
richtig entfalten konnten. Er war noch schweigsamer geworden. Gila blickte sie verstohlen von der Seite an.
»Wie geht’s Rick? Wie läuft’s mit dem großen Schweiger?«
»Alles okay, das Übliche«, war ihre rasche Antwort, bevor sie das Tablett ergriff und dem Gastraum zustrebte.
Auch Rick entging die Veränderung nicht, seit einem halben Jahr waren sie nun in dem neuen Zuhause, aber in dieser Zeit nicht glücklicher geworden.
Seine Anfangsbegeisterung für Louise war einer gewissen Routine und Ernüchterung gewichen. Er spürte, dass sie mehr erwartete, stärkeres Interesse an ihr und ihren Vorlieben, mehr Initiative, Beteiligung an Gesprächen. Wie oft hatte er sich vorgenommen, sie mit neuem Engagement zu überraschen, aber immer war er gescheitert, gescheitert an Trägheit, Müdigkeit, die ihn nach anstrengendem Werkstatttag befiel und der Angst, ihren geheimen Wünschen doch nicht genügen zu können. Wie er sich selbst ehrlich eingestand, war sie ihm zu anstrengend. Gerade wenn er spürte, dass alle einen Diskussionsbeitrag von ihm erwarteten, ihn mit fragenden Maki-Augen zu einem Kommentar zwingen wollten, reizte es ihn wahnsinnig, seine zynischen Überraschungsraketen abzuschießen, und sie mit vernichteter Stimmung zu bestrafen wie in der letzten Woche, als er Huber als schwindsüchtigen Judas’ titulierte. Auch die erotische Seite ihrer Beziehung hatte nicht mehr das knisternde Feuer, das ihn zu Beginn fast zu verzehren drohte, er schien auch sie nicht so glücklich machen zu können wie andere Frauen, die sich in hemmungsloser Lust unter ihm gewunden hatten. Bisher war es ihm nicht vergönnt, Louise so zu erleben; ihr Feuer für ihn schien ebenfalls langsam zu erkalten.
Aber er war nicht der Typ Mann, der über solche Dinge sprechen konnte oder wollte, fraß Sorgen und inneren Frust still in sich hinein. Vielleicht war es auch seine feige Sucht nach Harmonie oder Ruhe. Louise dagegen versuchte das Thema immer wieder anzuschneiden, aber was hätte er sagen sollen in seinem Schuldbewusstsein, seiner Machtlosigkeit und Schwäche. Sie passten wirklich nicht zueinander. Mattuschkes Worte fielen ihm wieder ein, damals, als sie gerade zu ihm in den Keller gezogen war: »Ich hätte dir eine Klasse Frau wie sie nicht zugetraut. Ehrlich, mein Kompliment.« War er denn ein hässlicher Gnom, Versager oder Widerling, bei dem es verblüffen musste, dass er eine Partnerin findet? Oder sah man ihnen die Gegensätze und unterschiedlichen Lebensvorstellungen schon von weitem an? Er mochte nicht mehr alleine in der Wohnung sitzen und brach auf ins Silverspot, um seine grübelnden Gedanken abzutöten. Man empfing ihn mit großem Hallo.
»Wo ist Louise, sie macht sich rar in letzter Zeit, oder gönnst du uns ihren Anblick nicht mehr?«, forderte ihn Peter heraus. Ein seltsam fiebriges Glimmen lag in seinen vorausschauenden Augen, wahrscheinlich hatte er gerade ein paar Verträge abgeschlossen oder stand unmittelbar davor.
»Sie arbeitet wieder öfter in der Försterklause und muss in der Freizeit mehr für ihr Studium tun.«
Eric schaute resigniert: »Gerade in dieser Phase meines Werks wäre mir ihr Urteil besonders wichtig.«
»Ich werd’s ihr ausrichten, Eric«, tröstete er den untalentierten Poeten und legte ihm den Arm auf die Schulter.
»Danke Rick, das ist nett von dir.« Lange sprach Rick kein weiteres Wort, als er aufblickte, bemerkte er, dass Sophie ihn betrachtete, in Gedanken versunken. Die Augen lösten den magischen Zwang aus, in ihr unergründliches Blau einzutauchen. Als sie es bemerkte, lächelte sie verlegen. Er musste unwillkürlich zurücklachen.
Als er sie in der Nacht nach Hause brachte, nahm sie ihn mit in ihre Wohnung. Er folgte fast willenlos, nahm ihre sehnsüchtig verzweifelten Küsse widerstandslos und verwundert hin, während sie ihn ins Schlafzimmer schob und sich, weiter küssend, die Kleider vom Leib zerrte.
Als er ihren warmen, drahtigen Körper fühlte, erwachte plötzlich eine lange nicht mehr verspürte Lust. Sophie geriet in Ekstase, schon immer begehrte sie Rick, reizte sie das animalische, wie sie es ausdrückte, an ihm, der ihr nie das Gefühl gab, sich für sie zu interessieren, und heute empfand sie eine leidenschaftliche Gier nach seinem Körper, die sie vollkommen überrollte. Sie rieb sich an seinem Fleisch, biss ihm in den Hals, die Brust und fuhr mit hastigen Bewegungen über seinen Leib. Als sie seine Erregung spürte, setzte sie sich auf ihn und versank in
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