Mattuschkes Versuchung
ihren Augen. Sie trank einen Kaffee und legte sich wieder hin, fühlte sich wie zerschlagen. Gegen Mittag rief sie Gila an und berichtete ihr kurz die Situation. Sie war einige Male ins Silverspot mitgekommen und kannte Sophie flüchtig.
»Ich habe gleich gemerkt, dass sie scharf auf Rick ist, das war unübersehbar, aber er hat nicht im mindesten darauf reagiert, so war jedenfalls mein Eindruck«, sagte Gila, »das ist eine Scheißsituation, vorübergehend kannst du natürlich zu mir kommen, bevor sich was anderes anbietet, aber es ist nicht mit deinem Luxus vergleichbar. Es tut mir leid für dich. Dass es mit euch beiden nichts auf Dauer ist, habe ich vorausgesehen, aber ein solches Ende ist wirklich bitter. Ich weiß nicht, was Rick an dem schiefen Hasenzahn findet. Soll ich zu dir kommen?«
»Danke, ich komme schon zurecht.« Sie fühlte sich nicht danach, zur Uni zu fahren und legte sich ins Bett, das nach Rick roch und Erinnerungen an die gute Zeit mit ihm wachrief. Wieder wurden ihre Augen feucht. Mutter fiel ihr ein, sie würde triumphieren; ,ich habe es gleich gesagt’, sogar ihren wissenden Gesichtsausdruck sah sie vor sich. Das Gespräch mit ihr würde sie so lange wie möglich hinausschieben, bevor sie reumütig um Asyl bitten würde.
Am übernächsten Tag sprach sie sich mit Rick aus, der zerknirscht war. »Glaub mir Louise, das Letzte was ich wollte, war, dich zu verletzen. Ich hätte es dir direkt sagen müssen, das ist mir klar, aber an unserem gescheiterten Gemeinschaftsprojekt hätte es nichts geändert. Ich werde Ende dieser Woche ausziehen, wenn es dir recht ist. Ein Freund hat mir eine Zweizimmerbleibe besorgt. Ich will zunächst allein bleiben und nicht zu Sophie ziehen.«
Er gab ihr einen Kuss und drückte sie an sich, seine Stimme hatte gezittert.
»Das finde ich vernünftig«, sagte sie gepresst und roch wieder Parfüm an ihm, aber ein anderes, nicht das, das sie ihm geschenkt hatte.
Als sie Mattuschke informierten, reagierte er überrascht und konnte seine Verärgerung nur schlecht kaschieren.
»Ich lasse mir das mal durch den Kopf gehen, wir sprechen noch darüber«, sagte er kurz angebunden und verschwand. Louise saß geknickt auf dem Stuhl und stützte den Kopf auf ihre Fäuste.
»Willst du nicht in der Wohnung bleiben, ich kann sie ohnehin nicht halten?«, fragte sie und hoffte inständig auf Ricks Nein; der Gedanke, dass er mit Sophie hier leben würde, in den Räumen, die ihr so viel bedeuteten, wäre ihr unerträglich.
»Kommt nicht in Frage, ich könnte mich mit Sophie hier nicht wohl fühlen und die ganze Sache mit Mattuschke war mir eh suspekt. Ich weiß auch nicht, wie lange ich noch in seinem Betrieb bleibe, manches, was da läuft, ist kriminell, und auf Dauer möchte ich da nicht hineingezogen werden. Die Fische lasse ich vorerst hier.«
Louise sagte Gila, dass sie ihr Wohnangebot vorübergehend annehme. Schweren Herzens würde sie hier Abschied nehmen müssen. Rick zog aus, nahm seine wenigen Möbel und das Geschirr mit, ihr blieb nur das Nötigste und das, was sich bereits in der Wohnung befand.
»Hör mir bitte zu Louise«, Mattuschke kam kurz nach Ricks Auszug und nahm am Küchentisch Platz, »was hast du jetzt vor?«
»Ich werde vorerst zu meiner Freundin Gila ziehen und suche dann nach einer anderen Lösung.«
Er nickte kurz: »Ich bitte dich, nicht auszuziehen, bleibe hier! Das ist mein Wunsch, und ich weiß auch einen Weg.«
Sie schaute ihn verblüfft an, was sollte denn jetzt kommen? Seine Verärgerung war nicht mehr spürbar, er war ebenso nett, wie in der Zeit vorher, charmant und mit diesem besonderen Strahlen in den Augen.
»Ich bin nicht auf das Mietgeld angewiesen, das weißt du. Ich kann mir aber vorstellen, dass du es nicht annehmen würdest, hier umsonst zu wohnen, was ich auch verstehe. Daher mein Vorschlag, es bleibt bei der bisherigen Miete, du hilfst mir bei der Buchführung und betriebswirtschaftlichen Dingen, und ich zahle dir ein Entgelt dafür, so dass du gut zurechtkommen kannst. Was den Autoservice anbelangt, ändert sich nichts, auch wenn Rick als Fahrer ausfällt. Für notwendige Anschaffungen bekommst du einen Vorschuss, den du abarbeiten kannst. Ich hätte nur die Bitte, dass du für zwei Wochen zu Gila ziehst, damit ich in der Zwischenzeit kleinere Umbauten vornehmen kann. Unter anderem einen Einbauschrank in die Schlafzimmerwand, damit du deine Garderobe vernünftig aufhängen kannst. Den brauchtest du schon mal nicht zu kaufen.
Weitere Kostenlose Bücher