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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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er, »sollten wir aber auf das blöde Sie verzichten. Lasst uns duzen, ich bin Heinz für euch.«
    »Louise«, sagte sie, »das ist eine gute Idee von Ihnen, äh, ich meine von dir Heinz.«
    Er stieß noch einmal mit ihnen an, auf Du und Du verzichtete aber auf den üblichen Kuss. Eigenartig, dachte sie, jetzt wäre doch eine unverfängliche Gelegenheit gewesen, und sie hätte es ganz und gar nicht gestört.
    »Wir sollten noch einen weiteren Punkt klären«, griff er die Mietregelungen wieder auf, »man wohnt ja landschaftlich sehr schön hier, aber etwas außerhalb, für das Autohaus ist das kein Problem, wir haben viel Platz, die Kunden sind motorisiert, und wir stellen ihnen für Reparaturen kurzfristig Leihwagen zur Verfügung. Für dich Louise wird es schwieriger, zu deinen Vorlesungen zu kommen, als bisher. Deshalb sage ich zu, dass unser Service auch dir zur Verfügung steht. Wenn Rick einen Wagen hat, kann er dich fahren oder du bekommst selbst einen, und wenn alle Stricke reißen, fährt dich einer meiner Männer oder du vertraust dich mir an. Das wollte ich nur gesagt haben. Wenn ihr wollt, können wir es in den Vertrag aufnehmen.«
    »Vielen Dank für das großzügige Angebot. Gerade für die Winterzeit wäre das natürlich ideal, aber dafür brauchen wir keine Vertragsklausel. Es ist wie im Märchen«, schwärmte sie und warf ihm einen warmen, dankbaren Blick zu.
    Sie fuhren mit dem Papier, das einen neuen Lebensabschnitt für sie bedeutete, nach Hause. Wie auf Wolken gingen sie die Treppe hinunter in ihre öde Bleibe, vor der ihr zum ersten Mal, seit sie hier eingezogen war, nicht graute. »Mir graut es nicht«, wiederholte sie ihre Empfindung halblaut und musste an das scherzhafte Wortspiel denken, mit dem sie Rick in den ersten Tagen ihrer Anwesenheit gleich verärgerte. Er war schon früh aufgestanden, hatte aus den Fenstern nach oben geschaut und beiläufig bemerkt, dass schon der Morgen graut. Etwas schlaftrunken hatte sie geantwortet: »Du wolltest wohl sagen, dass dem Morgen graut«, worauf er sich beleidigt fühlte. Es war als harmloser Spaß gemeint, den sie aus einem Sketch – mit Diether Krebs – in Erinnerung hatte. Bevor sie zu Bett ging, warf sie noch einen Blick in die Tageszeitung, die üblichen Meldungen, Politskandale, Katastrophen und lokale Ereignisse, als sie an einer Zeile hängen blieb:
     
    Fußballfan macht völlig überraschter Freundin Heiratsantrag – zwanzigtausend Anhänger im ausverkauften Stadion live Zeugen einer ungewöhnlichen Liebeserklärung.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wer macht denn so etwas, und wenn sie nicht dazu bereit war?«, murmelte sie vor sich hin, »für mich wäre das jedenfalls nichts.« Sie zeigte Rick den kurzen Artikel. »Die beiden würde ich gerne mal kennenlernen, ich stelle mir nur vor, du würdest mich einmal so vorführen«, knurrte er.
    Der Umzug ging schnell von statten, Panneder stellte den Lieferwagen der Försterklause zur Verfügung, Hano, Eric, Sophie und Gila, mit der sie ihre restlichen Sachen von zu Hause abholte, halfen, und so waren sie weit früher fertig als geplant. In der Küche belegte sie Brötchen, servierte Sekt und Bier und stieß mit allen auf die neue Wohnkultur an. Die Sitzgelegenheiten reichten nicht aus, sie setzte sich auf die Lehne von Ricks Sessel und legte ihm liebevoll den Arm um die Schultern.
    »Schaut euch nur das verliebte Paar an«, rief Eric, »Romeo und Julia auf der Ikea-Wolke.«
    Kopfzerbrechen bereitete nur das Umziehen der Fische, schließlich konnte das Aquarium nicht samt Wasser transportiert werden.
    »Wo liegt das Problem?«, fragte sie, »wir packen sie mit wenig Wasser in einen Eimer, fahren hierhin und füllen das Becken neu.«
    »Man sieht, dass du keine Ahnung hast, das neue Wasser muss erst länger eingefahren werden.«
    So ließen sie die Fische zurück, kauften ein neues Becken, das sie mit Sand, Kies, Pflanzen und Wasser füllten und holten die verwaisten Tiere später nach, als die Wasserverhältnisse biologisch geregelt waren. Ricks altes übernahm der ,Penner’.
    Am Abend überraschte sie Vera, die sie beim Essen in Mattuschkes Wohnung kennengelernt hatten, mit Blumen und einer Flasche Sekt.
    »Ich wollte Ihnen zum neuen Heim gratulieren und alles Gute wünschen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns jetzt öfter sehen könnten.«
    Sie umarmte beide und verabschiedete sich mit einem langen freundschaftlichen Kuss.
    »Warum siezen wir uns eigentlich? Wenn ihr nichts dagegen habt,

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