Mattuschkes Versuchung
nicht verdient habe.«
»Papperlapapp, dazu wird es schon noch kommen, nur keine Sorge, wie viel?«
»Ich dachte an viertausend«, sagte sie zaghaft.
»Gut, dann werden sechstausend reichen, vielleicht brauchst du ja noch was für den Winter. Komm morgen ins Büro, dann habe ich es dort liegen oder soll ich es überweisen?«
Sie kicherte verlegen: »Ich habe noch gar kein Konto, bisher gab’s keine Notwendigkeit. Das ist … also, was ich sagen will, das ist viel zu großzügig von dir, soviel brauche ich wirklich nicht.«
»Also darunter geht nichts und jetzt keine langen Diskussionen mehr, sonst ist die Nacht vorbei, ehe wir zur Augenpflege gekommen sind. Gute Nacht Louise, ich bin sehr froh, dass du dich so entschieden hast.«
»Gute Nacht Heinz, vielen Dank und entschuldige meinen nächtlichen Überfall.«
»Ist es nicht der Traum jeden Mannes, in der Nacht von einer bildhübschen Frau geweckt zu werden?«
Er lachte laut, es lag nicht die geringste Anzüglichkeit in seinem Blick. Sie gab ihm einen spontanen Kuss auf die Wange und verschwand in ihrer Wohnung.
Kaum hatte sich die Tür geschlossen, vollführte sie einen Luftsprung. Sie konnte die Wohnung behalten, die Entscheidung war getroffen. Zwar wollte sie ihn eigentlich noch ein wenig zappeln lassen und die peinliche Geldgeschichte hinauszögern, aber so war es optimal gelaufen und der Betrag ließ ihr großzügige Möglichkeiten. Sie stieß einen Jubelschrei aus und warf sich mit vollem Schwung auf’s Bett. »Du bist ein Glückspilz Louise«, sagte sie laut vor sich hin und lachte befreit.
Am nächsten Abend suchte sie ihn im Büro auf.
»Schön, dich zu sehen, wie war dein Tag?«
»Nichts besonderes, Vorlesung, Seminar, Bibliothek, das übliche, bis auf Schnee und Kälte, die plötzlich hereingebrochen sind.«
Er reichte ihr den Umschlag mit einem Bündel Geldscheine und bat sie, ein Papier zu unterschreiben: »Nur eine Formsache, damit du beruhigt sein kannst, dass ich es dir nicht schenke.« Sie unterschrieb den Wechsel, ohne auf Fristen zu achten.
»Vielen Dank Heinz, Ende der Woche ziehe ich für zwei Wochen zu Gila. Wird das für die Umgestaltung reichen?«
»Ich denke ja, sobald wir fertig sind, sage ich dir Bescheid, vielleicht kommen wir auch mit weniger aus. Wenn du zurück bist, bekommst du die ersten Aufträge von mir, damit du dein Gewissen beruhigen kannst. Übrigens deine Plätzchen, die ich probiert habe, waren großartig. Hast du sie gebacken?«, ein liebevolles Lächeln umarmte sie.
»Nein, meine Patentante, ich kann mir ja Rezept und Eisen von ihr geben lassen, obwohl ich nur ahnen kann, was dabei herauskommt. Kann ich dir auch zumuten, die Fische zu füttern? Ich könnte natürlich alle zwei Tage reinschauen.«
»Nein, keinesfalls, das wäre unnötiger Aufwand für dich, ich mache das gerne, bin ja ohnehin hier.«
Sie zog vorübergehend bei Gila ein. Abends hatten beide frei, die Försterklause war wegen eines familiären Festes geschlossen, so dass sie das herzliche Willkommen das in großen Lettern an Gilas Tür prangte, mit Sekt und sündhaft teuren Häppchen aus Würmelings Feinkostladen gebührend feiern konnten. Am nächsten Tag schliefen sie lange, frühstückten ausgiebig und brachen in euphorischer Kauflaune zum Geschäftebummel auf. Gila bot an, die Winterjacke bei einem ihrer Dekorationskunden zu kaufen, wo sie erhebliche Nachlässe bekomme. Louise, die schon ein bestimmtes Objekt im Auge hatte, wollte das nette Angebot nicht ausschlagen und so sahen sie sich zunächst in der Boutique ,Giselle, die exquisite Mode’ um. Auf Anhieb gefiel ihr eine der offerierten Jacken, sie war noch pfiffiger als die, von der sie schwärmte, aber auch wesentlich teurer.
»Das ist der Hammer, die kleidet dich wie Cindy Crawford, wenigstens. Was gibt’s da noch zu überlegen?«, drängte Gila.
Louise wand sich innerlich wie ein Wurm, drehte sich in dem eleganten Teil vor dem Spiegel und schaute verstohlen auf das Preisschild. Fast das Doppelte des anderen Preises, ihre Mutter bekäme einen Herzanfall, wenn sie das wüsste.
»Wie wäre denn …«, sie hüstelte verlegen, »der endgültige Preis, wenn … «
Die Boutiquebesitzerin, nickte wissend, sah Gila an und nannte einen Preis, der deutlich niedriger war, allerdings immer noch einen Batzen über dem der ursprünglich begehrten Jacke lag. Gila entdeckte am Kragen eine winzige Macke, die ihr nie aufgefallen wäre, was den eben genannten Preis noch geringfügig nach unten
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