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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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Unter dem langen Fußweg hatte das Blumensträußchen in seiner Hand beträchtlich gelitten, einzelne Stängel waren bereits in der Mitte abgeknickt, was er selbst aus der Entfernung sehen konnte. Ein kurzer Wink an seine Leute genügte, um sie in Gang zu setzen. »Louise hat weder Interesse an seiner Aufwartung, noch an weiteren Besuchen in der Försterklause, wenn er das nicht versteht, müsst ihr es ihm deutlicher sagen und hiermit nachhelfen.« Er reichte ihnen ein dünnes Päckchen Scheine. Ein verächtlicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    Karsten wurde übel zugerichtet, er würde es kein zweites Mal riskieren, von Louise bestraft zu werden. Das konnte er ihr nicht verzeihen. Schade um die Försterklause, in der er sich immer wohlgefühlt hatte, aber mit diesen Verbrechern würde er sich nicht anlegen. Alles in ihm schrie nach Rache, er wollte es ihr heimzahlen. Andererseits war das Geld ein wirksames Pflaster. Da war er sich schnell wieder selbst der nächste.
    Louise, die nichts von dem Vorfall erfuhr, wunderte sich, wie schnell er sich aus ihrem Leben verabschiedete, selbst in die Försterklause kam er nicht mehr. Sein Gefühl für sie war offenbar sehr flüchtig, und an der Erotikgeschichte mehr daran, als er jammernd vorgab. Wenn sie auch die Beziehung beendet hatte, schmerzte es sie doch, dass er keinen Versuch unternahm, sie zu sehen oder Sehnsucht nach ihr zeigte. Sie empfand es wie heute gesehen und morgen vergessen, er war eben ein Egomane, in den sie vergeblich Gefühle investiert hatte.
    Erst am Grillabend wich die bedrückte Stimmung von ihr. Sie half Mattuschke, einige Saucen und Salate vorzubereiten, Feldsalat mit marinierten Selleriewürfeln, Kartoffelsalat mit Gurkenscheiben, Rucóla und knackige Bohnen mit einer Prise Fleur du Sei. Die Steaks hatte sein Metzger eingelegt, Garnelen brachte Rudinsky mit.
    »Was er in die Hand nimmt, gelingt«, sagte sie zu Vera, die sie stürmisch begrüßte, »er hat Bilderbuchwetter erwischt.«
    »Ja, was er haben möchte, bekommt er auch meist«, antwortete sie und setzte eine vieldeutige Miene auf.
    Rudinskys, Hubers, Vera, Gerrit Wollhüsen, der Geschäftsführer von Mattuschkes Maschinenfabrik mit seiner zierlichen Frau und ein weiteres Paar waren eingeladen, von dem sie nur den Namen Schnitzler gehört hatte, und dass die Begleiterin Amina hieß. Irgendwie kam sie ihr bekannt vor, obwohl sie keine Ahnung hatte, wo sie ihr schon einmal begegnet sein konnte. Rudinskys begrüßten sie herzlich mit Kuss, sie freute sich, die netten Leute wiederzusehen, mit denen sie sich schon am ersten Abend gut verstanden hatte. Die Garnelen, von Ida Rudinsky eingelegt, waren wieder exzellent.
    »Pass nur auf Heinz, dass sie nicht zu lange auf dem Grill bleiben und trocken werden«, rief sie besorgt. Im Laufe des Abends in prächtig lauer Sommerluft setzte sich Vera zu ihr und legte den Arm um ihre Taille.
    »Du wirkst traurig, bedrückt dich etwas?«
    »Ach, es gab Ärger mit meinem Freund, aber ich möchte nicht mehr darüber sprechen, es tut nur weh, festzustellen, wie sehr man sich in einem Menschen getäuscht hat.«
    Vera biss sich leicht auf die Unterlippe und schwieg ein paar Sekunden lang.
    »Das war ein wunderschöner Abend neulich bei dir, ich habe mich schon ewig nicht mehr so wohl und angeregt gefühlt. Du bist mir hoffentlich nicht böse, ich war ziemlich beschwipst?«
    »Aber nein, Vera, ich war genau so aufgedreht übermütig, weil alles geklappt hat und die Stimmung so gut war.«
    »Dann ist es gut, aber eins würde ich auch im nüchternen Zustand zu dir sagen, dass ich dich wahnsinnig gern mag und Lust hätte, mich auf der Stelle an dich zu kuscheln.«
    Dabei lachte sie herzerfrischend, drückte sie fest und sah sie mit einem so lieben Blick an, dass Louise spontane Rührung verspürte. Veras Gefühl war ehrlich, da hatte sie keine Zweifel.
    »Ich mag dich auch gerne Vera und bin froh, dass wir uns kennengelernt haben. Außer Gila, dir und Heinz gibt es keine Menschen, die so gut zu mir sind. Ihr seid wirkliche Freunde.«
    Vera schwieg, für einen Augenblick huschte ein schmerzlicher Schatten über ihr Gesicht, sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, schloss ihn aber wieder. Louise hatte es nicht bemerkt.
    Huber hatte bereits deutlich Schlagseite und sich mit Amina in den hinteren Gartenteil zurückgezogen, um zu rauchen. Sie sah, wie er sie ungeniert betatschte, sie aber gelassen darauf reagierte. Ein Widerling, dieser Huber, und sie musste

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