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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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ständig mit ihm zusammenarbeiten, um Mattuschkes kreative Buchführung wasserdicht zu machen, wie er sich ausdrückte. »Das sollte er mal bei mir versuchen, der schmierige Vogel«, sagte sie angeekelt, »bei den gemeinsamen Sitzungen achte ich schon immer darauf, keine Blusen mit größerem Ausschnitt zu tragen, ich fühle mich schon allein von seinen gierigen Augen angefasst.«
    Den Rest des Abends verbrachten Vera und Amina in angeregtem Gespräch.
    Wollhüsen gefiel Louise sofort, ein Mann mit klaren, ehrlichen Augen, jünger als Mattuschke, Mitte vierzig vielleicht, bodenständig wie Rudinsky und mit einer Power, die in seinem Umfeld geradezu energetische Strahlung erzeugte. Kein Wunder, dass Mattuschke große Stücke auf den tüchtigen Mann hielt. Vielleicht hat er ihn als potentiellen Nachfolger für sein Unternehmen im Auge, sieht in ihm so etwas wie den jungen Mattuschke damals, nur in seriöser Ausgabe. Louise hatte Bücher und Bilanzen des Unternehmens gesehen. Solidität pur mit satten Gewinnen. Auch seine Frau war reizend, strahlte Wärme und Liebenswürdigkeit aus. Mit Mattuschke schien sie sehr vertraut zu sein. Louise schätzte sie altersmäßig etwa wie ihren Mann ein, aber das konnte täuschen bei der zierlich schlanken Figur, dem kecken Pagenschnitt und der jugendlichen Art.
    Diesmal bat Vera nicht um Asyl, sie ließ sich von Frau Huber mitnehmen, die nach wie vor Erfolg mit ihrem Autohaus hatte und sich den ganzen Abend über mit Mineralwasser, Saft und dem unerfreulichen Schauspiel begnügen musste, das ihr Mann bot. Amina und Vera küssten sich zum Abschied länger als flüchtig, wie Louise aus dem Augenwinkel beobachtete, ebenso Frau Wollhüsen und Heinz, gleichgültig ließ es sie nicht.

Nach langer Abwesenheit kreuzte sie wieder im Silverspot auf, freute sich, die Gruppe wiederzusehen, genoss die unkomplizierte Konversation, die lustigen Bemerkungen und Lästereien, die sie schon vermisst hatte. Sophie und Rick waren ebenfalls da, sie fühlte keine Eifersucht mehr und unterhielt sich ungezwungen wie mit den anderen. Rick hatte den Job in der Werkstatt vor kurzem aufgegeben und sich mit zwei Bekannten selbstständig gemacht. Häufigere Meinungsverschiedenheiten führten seinen endgültigen Entschluss herbei.
    »Er ist und bleibt ein unverbesserlicher Sturschädel«, beschwerte Mattuschke sich kürzlich bei ihr, »ich hatte ihn als späteren Nachfolger für meinen Laden im Auge, technisch ist er ein As, schade.«
    Er war nicht verärgert oder nachtragend, sondern gewährte Rick für die gute Arbeitsleistung eine saftige Prämie, mit der sich der Neustart leichter bewältigen ließ. Louise fand es toll und sah es als Ausdruck seiner menschlichen Souveränität, außerdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass er sich in gewisser Weise für Rick verantwortlich fühlte.
    Eric fehlte, besorgt erkundigte sie sich nach ihm, sie hatte in der Vergangenheit einige Male telefoniert, in der Zeit mit Karsten aber keine Zeit für ein Gespräch gefunden.
    »Es geht ihm gut«, sagten alle und grinsten, »stell dir vor, er konnte die neuen Gedichte tatsächlich bei einem Verlag unterbringen. Heute ist er dort, um letzte Einzelheiten vor der Veröffentlichung zu klären, ist das nichts? Und die ganze Zeit sagt er das habe ich nur Louise zu verdanken, meinem Schutzengel.«
    Sie musste unwillkürlich schlucken: »Das ist wunderbar, ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich für ihn freue.«
    Hano rückte zu ihr und sah sie mit verklärtem Blick an, früher fand er kaum Gelegenheit, sie zu beachten, so sehr war er auf die Funktion des Alleinunterhalters fixiert.
    »Ich, das heißt wir alle haben sehnsüchtig auf dich gewartet, wie schön, dass du wieder bei uns bist. Wie geht es, erzähl doch mal?«
    Louise war nicht wenig erstaunt, dass er seine Rolle als Wortführer freiwillig an sie abgab, er war wirklich ungewöhnlich nett zu ihr, das musste sie schon sagen. Sie berichtete von ihrem Erlebnis mit Karsten, was einige Diskussionen nach sich zog. Hano zeigte sich betroffen und legte tröstend seinen Arm um sie, Sophie kamen tatsächlich Tränen, Peters Augen wagten sich noch deutlicher hervor, nur Rick schüttelte zweifelnd den Kopf, als könne er nicht glauben, was geschehen ist.
    »Für mich passt das nicht zusammen.« Er hatte seine eigene Theorie.
    Mattuschke lud sie jetzt öfter ein und zeigte sich mit ihr in der Öffentlichkeit. Sie aßen in angesagten Restaurants, alleine oder mit Geschäftsfreunden, er nahm

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