Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
wie ihn ein Kapitän brauchte, aber mehr nicht. »Ich kann mir den einen nicht ohne den anderen vorstellen«, antwortete er.
Aber Cazalet war schon verschwunden. Jenour begann darüber nachzudenken, wie er das an diesem Tag Erlebte in einem Brief nach Hause berichten konnte.
Kapitän Hector Gossage, Kommandant des Vierundsiebzigers
Benbow,
lief unruhig auf dem Achterdeck hin und her, die Augen im harten Sonnenlicht zusammengekniffen. Gerade waren acht Glasen geschlagen worden und die Vormittagswache angetreten. Schon jetzt kam ihm die Hitze unerträglich vor. Gossage verfluchte ihr langsames Vorankommen und den Teer, der an seinen Sohlen kleben blieb. An Steuerbord sah er die lange Reihe der Versorgungsschiffe, die sich bis an die diesige Kimm erstreckte. Wie lange würde die Fahrt nach Kopenhagen noch dauern, wo sie Admiral Gambiers Flotte und die Armee versorgen sollten?
Gossage war stolz auf die
Benbow.
Sie hatte seit ihrem Stapellauf fast ununterbrochen Dienst getan und viele erfahrene Matrosen und Offiziere an Bord erlebt. Falls es so etwas wie glückhafte Schiffe gab, dann war sie eins.
Er sah die offenen Decksluken und fragte sich, wann der Konteradmiral an Deck kommen würde. Seit dem Tod seiner Frau hatte er sich stark verändert. Gossage war klug genug, über all das Schweigen zu bewahren, was sein Admiral seither übersehen oder schlicht vergessen hatte. So etwas konnte leicht auf ihn, den Flaggkapitän, zurückfallen. Er war fast vierzig und wollte spätestens in einem Jahr den Wimpel eines Kommodore fuhren. Außerdem war Herrick immer ein verständnisvoller Vorgesetzter gewesen, hörte gern zu und nahm auch Ideen wohlwollend auf. Aber jetzt … Gossage biß sich auf die Lippen, als er an die vielen Nächte dachte, in denen der betrunkene Herrick kaum noch hatte sprechen können. Und das war ein Mann, der früher jeden Offizier davor gewarnt hatte, den Alkohol als Krücke für seine eigenen Schwächen zu benutzen.
Er nahm ein Fernglas aus dem Gestell und suchte die Reihe der Schiffe ab. Sie lagen tief im Wasser und krochen nur langsam vorwärts. Der Wind hatte nachts auf Nord gedreht, bis zum Skagerrak brauchten sie also gewiß noch einen ganzen Tag. Es war ein wichtiger Geleitzug, den sie schützten: zweihundert Kavalleristen der Light Brigade mit ihren Pferden, außerdem Gardeinfanteristen und Seesoldaten mit Vorräten, Waffen und Munition, wie sie eine Armee für eine lange Belagerung brauchte. Gossages Sohlen lösten sich schmatzend vom Teer zwischen den Planken. Aber bei diesem Tempo würde der Krieg vorbei sein, ehe sie Kopenhagen erreichten.
Er suchte im Glas das zweite Begleitschiff, die
Egret.
Er entdeckte sie, aber die Sonne blendete ihn. Die
Egret
war ein uralter Zweidecker mit sechzig Kanonen. Sie hatte lange als Ausbildungsschiff vor Anker gelegen, bis dieser Krieg ihren erneuten Einsatz forderte. Ein Überrest. Aber Hauptsache, sie schwamm, damit die Lords der Admiralität ihre Sollzahlen erreichten.
Beim ersten Tageslicht hatte ein Ausguck weit voraus an Steuerbord Land gesichtet, ein Schatten nur, den der Dunst des Augustmorgens schnell wieder verschluckte, ehe die Sonne die Nordsee in eine glasige Fläche verwandelte, über der die Hitze flimmerte.
Leutnant Gilbert Bowater kam den Niedergang herauf, grüßte und meldete: »Konteradmiral Herrick ist auf dem Weg nach oben, Sir.« Selbst dieser unscheinbare Flaggleutnant versuchte neuerdings, dem Admiral möglichst aus dem Weg zu gehen.
Die Morgenwache richtete sich auf, und der Gehilfe des Masters starrte wie gebannt auf den Kompaß. Gossage begrüßte Herrick.
»Der Nordwind steht durch, Sir. Und der Konvoi hält seit dem Morgengrauen seine Formation.«
Herrick ging zum Kompaßhäuschen und blätterte in den feuchten Seiten des Logbuchs. Sein Mund fühlte sich wie ausgedörrt an, und als er sich umdrehte, schwindelte es ihn im gnadenlosen Licht der Sonne. Er spähte zu den Schiffen hinüber, die sie seit Great Yarmouth begleiteten – eine sinnlose Last, keine stolze Pflicht.
Gossage beobachtete ihn, auf alles gefaßt. »Ich habe den Bootsmann und seinen Leuten befohlen, das stehende Gut zu teeren, Sir. Das Schiff soll gut aussehen, wenn wir einlaufen.«
Zum ersten Mal bemerkte Herrick seinen Flaggleutnant. »Nichts zu tun, Bowater?« fuhr er ihn an. Zu Gossage sagte er: »Lassen Sie den Konvoi nicht trödeln wie eine Herde Schafe, Kapitän. Signal an
Egret:
Sie soll aufschließen und die Reihe anführen!« Sein Ärger ging
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