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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ihren Tee trinken und ihre Kekse essen können? Ich kenne Bolitho nicht, aber so etwas lasse ich nicht über ihn sagen.«
    In der Stille gurgelte die See ums Heck. »Tut mir leid, Sir«, wisperte Segrave schließlich.
    Tyacke lächelte unerwartet. »Ich hätte Sie nicht anbrüllen sollen, das war nicht fair. Sie können sich nicht wehren.« Er wischte sich die Stirn mit einem zerknüllten Taschentuch. »Aber jedes Wort zählt, also seien Sie auf der Hut.«
    In dem frischen Nordwest war von draußen plötzlich der Ruf des Ausgucks zu hören: »Segel an Steuerbord voraus!«
    Simcox klemmte seine Tasse in einem sicheren Winkel fest. Der Ruf war gerade zur rechten Zeit gekommen.
    »Kurs Südwest zu Süd liegt an, Sir. Voll und bei.«
    Das Deck der
Miranda
neigte sich noch stärker, als der Schoner unter dem Druck von Groß- und Vorsegeln dem Ruder gehorchte. Wasser rauschte um die halbnackten Seeleute, die die gequollenen Leinen dichtholten und mit gekrümmten Zehen Halt an Deck suchten. Leutnant Tyacke zog sich zur Luvreling hoch. Am Bug sprang die Gischt empor und ließ den Klüver im Sonnenlicht metallisch glänzen.
    Simcox nickte zustimmend, als der rundliche Bootsmann George Sperry noch zwei Mann ans Ruder stellte. Die
Miranda
wurde über eine geschnitzte Pinne gesteuert, was in dem harten Wind viel Kraft verlangte. Er sah Midshipman Segrave im Schatten des Großmasts stehen, der unter dem Segeldruck ächzte. Der Junge versuchte müde, den Männern auszuweichen, die an ihm vorbeihasteten, um die Brassen dichtzusetzen. »Wahrschau!« rief er ihm zu. Eine See stieg über die Leereling ein, begrub den Jungen unter sich und rauschte weiter. Segrave kam schnaufend und pitschnaß wieder frei.
    »Her zu mir!« rief Simcox. »Achten Sie auf Segel, Wind und Kompaß, damit Sie endlich ein Gefühl für die
Miranda
kriegen.«
    Hoch oben knallte etwas wie eine Peitsche: Eine Leine war gebrochen und wehte aus. Schon enterte ein Matrose auf, ein zweiter warf ihm eine Leine zum Anstecken nach, denn zum Spleißen blieb keine Zeit.
    Segrave klammerte sich an die Beting unter dem Besanbaum und starrte nach oben. Die Männer, die da arbeiteten, scherten sich einen Teufel um den Wind, der sie aus der Takelage reißen wollte. Noch nie hatte er sich so elend, so verzweifelt und so mutlos gefühlt. Noch immer schmerzte ihn Tyackes Anpfiff wegen Bolitho. So wütend hatte er den Kommandanten noch nie erlebt.
    Segrave wollte Tyacke ausweichen, doch das war auf einem so kleinen Schiff unmöglich. Es gab niemanden, mit dem er reden konnte, der ihn verstand. Auf seinem letzten Schiff hatte er gleichaltrige Kameraden gehabt, aber was blieb ihm hier? Sein Vater war ein Held gewesen, an den sich Roger Segrave allerdings kaum erinnern konnte. Bei seinen seltenen Besuchen daheim war er ihm fremd geblieben, ein unzufriedener Mann. Lag es daran, daß er drei Töchter, aber nur einen Sohn hatte? Eines Tages traf die Nachricht ein, daß Kapitän Segrave in der Schlacht von Camperdown gefallen war. Mit trauriger, doch gefaßter Stimme hatte die Mutter den Kindern den Tod des Vaters mitgeteilt. Da hatte schon ein Onkel, pensionierter Admiral in Plymouth, Roger unter seine Fittiche genommen – zum bleibenden Ruhm der Familie. Als der Onkel ein passendes Schiff gefunden hatte, wurde der Junge mit einer Seekiste an Bord geschickt. So begannen für ihn drei höllische Jahre auf See. Segrave haßte die Marine, ihm war die Familientradition herzlich gleichgültig. Ehe er Portsmouth verließ, hatte er seiner Mutter sein Herz ausgeschüttet, aber sie hatte ihn umarmt und dann von sich geschoben. Ihre Stimme klang verletzt: »Und das, nachdem der Admiral soviel für dich und unsere Familie getan hat! Sei tapfer, Roger. Wir wollen stolz auf dich sein!«
    Segrave versteifte sich jetzt, als der Kommandant sich zu ihm umdrehte. Wenn er nur nicht dieses furchtbar entstellte Gesicht gehabt hätte! Segrave ahnte trotz seiner Jugend, wie sehr Tyacke darunter litt. Und obwohl er es gar nicht wollte, starrte er ihm immer wieder ins Gesicht.
    Wenn er seine Prüfung bestand, würde er zum Leutnant befördert werden. Er duckte sich, als Gischt auf ihn niederprasselte. Dann mußte er die Messe mit anderen Offizieren teilen, und die würden schnell erkennen, was für ein Schwächling er war; eine Gefahr für alle, wenn es zum Kampf kam. Er ballte die Hände, bis es schmerzte, und schluckte vor Furcht.
    Simcox köpfte ihm auf die Schulter. »Fallen Sie einen Strich ab. Neuer Kurs

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