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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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holländisches Gegenstück gut bemannte und bewaffnete Handelsschiffe, die sich gegen Kaperer wehren und manches Kriegsschiff in die Flucht jagen konnten. Die Schiffe hier stellten eine Gefahr dar. Sie hatten wahrscheinlich Truppen und Nachschub nach Kapstadt gebracht und warteten jetzt auf weitere.
    Bolitho sah nach unten und erschrak. Der Mast lag so weit über, daß unter ihm nur Wasser war und er seinen eigenen Schatten über die Wellen gleiten sah.
    »Sie können halsen, Mr. Tyacke!« Hatte man ihn gehört? Doch die Männer liefen schon auf ihre Manöverstationen.
    Plötzlich sprang eine Wassersäule vor ihnen aus der See, und Sekunden später hörte Bolitho das Echo eines Kanonenschusses. Woher kam der? Er lag zu nahe, als daß er ignoriert werden konnte.
    Bolitho wollte schon nach unten klettern, als der Ausguck ihm zurief: »Da ist noch ein drittes Schiff, Sir.«
    Bolitho setzte das Glas wieder an. Er mußte sich beeilen, denn schon tobte der Klüver und knallte wie wild, während unten Ruder gelegt wurde. Dann sah er – trotz der schnellen Bewegungen der
Miranda –
das dritte Schiff. Sein niedriger Rumpf war bisher von den beiden Kauffahrern verdeckt worden. Bolitho hatte drei Fregatten kommandiert und erkannte eine, wenn er sie sah. Das da hinten war eine Fregatte, eine holländische oder französische. Vielleicht wartete sie auf den Brief, den Tyackes Männer mit der
Albacora
abgefangen hatten. Bolitho wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Der Mast schwang auf die andere Seite hinüber, und die Saling ächzte, als wolle sie bersten.
    Nach Tyackes Karte war diese Bucht zwanzig Meilen breit, also größer als die Tafelbucht, die sie vor der Dämmerung passiert hatten. Was immer der holländische Oberbefehlshaber am Kap vorhatte, diese Bucht und die hier ankernden Schiffe würde er schützen. Ein Frontalangriff des englischen Geschwaders mußte teuer werden und konnte möglicherweise in einem Desaster enden.
    Bolitho tippte dem Ausguck auf die Schulter. »Bewahren Sie sich Ihre guten Augen.« Dann begann er seinen Abstieg, ohne die Antwort des Mannes abzuwarten.
    Tyacke unten hörte ihm genau zu, dann sagte er: »Die könnten versuchen, unser Geschwader zu spalten.«
    »Zu spalten, bis sie Verstärkung bekommen. Das denke ich auch. Bitte versuchen Sie, so schnell es geht zum Geschwader zurückzusegeln. Danach werden wir auch mit dem General reden müssen. Sir David wird das alles gar nicht gern hören.«
    Tyacke trat zur Seite, rief Befehle, überwachte Kompaß und Ruder, während Simcox auf der Schiefertafel den neuen Kurs berechnete.
    Neben den Luvwanten traf Bolitho auf Allday.
    »Ist Ihnen die Größe der Kanonenkugel aufgefallen, Sir Richard? Die wurde von einem Fort abgeschossen, nicht von der Fregatte. Wir brauchen mehr Schiffe, und selbst dann wird’s nicht leicht.«
    Allday seufzte. Seine Wunde schmerzte ihn wieder, er rieb sich die Brust.
    Bolitho sah ihn freundlich an. »Ich möchte nicht, daß hier Männer sinnlos fallen. Wir segeln zurück. Es gibt nur einen Weg zu beiden Zielen, und wenn wir den verpassen, vermasseln wir alles.«
    Tyacke stand in Lee, als Simcox nähertrat, sich das Gesicht mit einem roten Tuch wischend. »Das eben war nur knapp vorbei, James.«
    Tyacke sah, daß Bolitho Allday die Hand auf die Schulter legte. Der jugendliche Vizeadmiral in seinem nassen Hemd und den teerbeschmierten Strümpfen lachte so lange, bis endlich auch sein Bootsteurer grinsen mußte.
    »Wir haben’s noch lange nicht geschafft, Ben.« Tyacke verspürte Erleichterung, als das Land hinter ihnen im Dunst verschwand.
    »Aber wenn es so weit ist, werden unsere Männer nicht schlechter kämpfen als die anderen. Obwohl es ihr erstes Gefecht sein wird.«
    Doch Simcox hörte ihn nicht mehr, er war schon wieder bei seinen Leuten.
     

Wofür sie sterben müssen
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Sir Richard?« Der junge Hauptmann starrte Bolitho entgegen, der den sanft ansteigenden Strand emporstieg, als sei er gerade von einem anderen Stern gekommen.
    Bolitho sah sich um. In der Bucht ankerten die englischen Schiffe dicht an dicht und zwischen ihnen und dem Festland waren alle Arten von kleinen Booten unterwegs. Einige setzten rotgekleidete Infanteristen ab, die durch das flache Wasser an Land wateten, andere waren so schwer mit Waffen und Ausrüstung beladen, daß sie zu kentern drohten.
    Bolitho sah seine Gig hastig zur
Miranda
zurückkehren. Tyacke war sicher froh, wenn er diese Bucht wieder verlassen

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