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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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lieben. Mögen sie Geduld haben mit uns.«
    Tyacke trank schweigend mit. Er wußte niemanden, dem sein Leben oder Sterben etwas bedeutet hätte.
    Bolithos Gedanken aber waren in diesem Augenblick weit weg im heimatlichen Cornwall.
    Allday wischte das blitzende Rasiermesser sauber. »Das war’s, Sir Richard. Zu mehr ist das Wasser auf diesem Schiff nicht zu gebrauchen.« Er ließ seiner Verachtung freien Lauf. »Das nächste Mal steigen wir dann auf einen Fischerkahn um, könnte ich mir vorstellen.«
    Bolitho seufzte und schlüpfte in das zerknitterte Hemd. Den Luxus frischer Wäsche vermißte er hier am meisten. Er sah Morgenlicht durchs Skylight sickern und machte sich überrascht klar, daß er diese Nacht fest durchgeschlafen hatte.
    Allday reichte ihm Kaffee. »Nicht gut mit diesem Wasser.« Wie schaffte es Allday bloß, ihn zu rasieren in diesem schwankenden Raum, in dem er sich nicht einmal aufrichten konnte? In all den Jahren hatte Allday ihn nie geschnitten. Aber mit dem Kaffee hatte er recht. Er mußte wirklich Bier anfordern, das würde helfen, bis sie frisches Wasser bunkern konnten.
    Eigentlich hätte Commodore Warren sich darum kümmern müssen, doch der war wohl schon jenseits von allem. Bolitho schob den Kaffee zur Seite.
    An Deck hörte er Pumpen quietschen und Wasser plätschern: Die Mannschaft machte rein Schiff. Auf diesem kleinen Schoner waren alle Geräusche sehr nahe.
    »Ich gehe nach oben«, sagte er und rieb sich den Kopf, weil er an einen Decksbalken gestoßen war.
    Allday klappte das Rasiermesser zusammen. »Ein Pißpott, mehr nicht.« Murrend folgte er Bolitho an Deck.
    Im feuchten Morgenwind ging Bolitho zum Kompaßhäuschen. Überall arbeiteten Männer, schrubbten das Deck, arbeiteten in den Webleinen oder besserten das laufende Gut aus, wo immer es nach der windigen Nacht nötig war.
    Tyacke grüßte. »Guten Morgen, Sir. Unser Kurs ist Südost zu Süd.« Er deutete über das Schanzkleid. »Das Kap liegt vier Meilen voraus.« Er lächelte stolz. »Näher würde ich nicht unter Land gehen, denn auf die Tiefenangaben in der Karte kann man sich hier nicht verlassen. Wo es abgrundtief sein soll, entdeckt man plötzlich Riffe.«
    Bolitho drehte sich um und sah, wie jedermann an Deck schnell wegschaute. Tyacke merkte es. »Machen Sie sich bitte nichts daraus, Sir. Der ranghöchste Offizier, der bisher an Bord kam, war – mit Verlaub – der Kommandeur der Wache in Gibraltar.«
    Simcox gesellte sich zu ihnen. »Es klart auf, Sir.« Das war eine völlig unnötige Bemerkung, doch Bolitho wußte, daß sich Simcox in seiner Gegenwart genauso gehemmt fühlte wie die ganze Besatzung.
    »Wann werden Sie Master, Mr. Simcox?«
    Der Mann wand sich. »Weiß nicht, Sir.« Er sah zu Tyacke hinüber, und Bolitho begriff: Simcox würde als Master auf ein anderes Schiff versetzt werden, dann blieb Tyacke allein auf der
Miranda
zurück. Keiner von beiden wollte das.
    Bolitho beschattete seine Augen. Die See änderte im ersten Morgenlicht ihre Farbe, Schwärme von Vögeln kündeten vom nahen Land. Er sah voraus den gewaltigen Tafelberg und einen zweiten Berg ebenfalls an Backbord, noch vom Morgennebel umhüllt. Nur sein Kamm glänzte wie Gold.
    Simcox räusperte sich. »Der Wind steht günstig, Sir Richard. Aber es sind schon Schiffe südlich von hier vom Sturm bis zum Kap Agulhas gejagt worden, ehe sie umkehren konnten.«
    Bolitho nickte. War das eine gutgemeinte Warnung? Wenn feindliche Kriegsschiffe hinter dem vorspringenden Kap lagen – würden sie wegen eines zerbrechlichen Schoners auslaufen? Kaum. Andererseits war auch die
Supréme
nur ein Schoner gewesen, und trotzdem hatte sich die französische Fregatte über sie hergemacht.
    Tyacke setzte sein Teleskop ab. »Alle Mann an Deck, Ben!«
    Simcox’ Vorname war ihm wohl aus Versehen entschlüpft. »Wir wenden und laufen rechtweisend Ost.« Er sah Bolitho an. »In die Höhle des Löwen!«
    Bolitho blickte zum Stander des Kommandanten hoch. »Anders geht’s nicht, Mr. Tyacke, aber bringen Sie das Schiff nicht unnötig in Gefahr.«
    Die Besatzung rannte an Brassen und Schoten, löste Belegnägel, warf Leinen los und tat das alles so sicher und flink, daß kein Ruf oder Ruch sie antreiben mußte. Der Himmel wurde schnell heller. Bolitho fühlte, wie sein Magen sich beim Gedanken an seinen nächsten Schritt zusammenzog. Allday, der in der Nähe des Rudergängers stand, musterte ihn besorgt, denn er wußte, daß der Admiral gleich aufentern würde.
    Als

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