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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Herrick denken. Auch dessen Augen strahlten so blau, blickten so ernst und verläßlich.
    »Was ich will, spielt keine Rolle, Sir David«, sagte er knapp.
    »Der König hat die Befehle unterschrieben, nicht ich.«
    »Ich hätte trotzdem gern gewußt, wer ihm die Hand dabei führte.«
    »Davon habe ich nichts gehört«, antwortete Bolitho.
    Der General lächelte gequält. »Das hängt auch keiner an die große Glocke.«
    Wie zwei Duellanten, die sich plötzlich eines Besseren besannen, traten sie an den Kartentisch, und Bolitho legte seine Karte über alle anderen. »Sie sind Soldat, ich bin Seemann. Aber ich weiß, wie wichtig der Nachschub für die kämpfende Truppe ist. Der Feind erwartet bestimmt Verstärkung. Wenn die eintrifft, ehe Sie Kapstadt einnehmen können, Sir David – welche Chance für einen Sieg haben Sie dann noch?«
    Der General schwieg lange, studierte die Karte und die Notizen, die an sie geklammert waren. Schließlich sagte er mit belegter Stimme: »Dann haben wir kaum noch Chancen.« Etwas von der früheren Schärfe kehrte in seinen Ton zurück: »Aber es ist die verdammte Pflicht der Marine, genau das zu verhindern. Blockieren Sie den Hafen, wehren Sie jeden Eindringling ab!« Das hörte sich fast wie eine Anklage an.
    Bolitho dachte an die Handvoll Schiffe unter seinem Kommando. Jeder Kommandant wußte, was er zu tun hatte. Die drei Fregatten würden vor dem Kap kreuzen und das umliegende Seegebiet absuchen. Die beiden Schoner hatten den Kontakt zwischen ihnen und Kommodore Warren zu halten. Trotzdem konnten bei Dunkelheit feindliche Schiffe leicht zwischen ihnen durchbrechen und in den Schutz der Küstenbatterien gelangen. Dann blieben ihre Chancen so mäßig wie bisher, und ein Eindringen in die Bucht würde bestenfalls zu einem Waffenstillstand führen. Den schlimmsten Ausgang aber wollte sich Bolitho gar nicht vorstellen: daß die britischen Truppen sich geschlagen zurückziehen mußten, weil sie keinen Nachschub bekamen und der Feind hinhaltenden Widerstand leistete. Diese Niederlage würde durch ganz Europa schallen. Der grandiose Sieg bei Trafalgar war bestimmt schnell vergessen, wenn das Heer Kapstadt nicht einnehmen konnte. Die unfreiwilligen Alliierten Napoleons würden dann enger an ihn gefesselt werden, und der Widerstandswille in England konnte bröckeln.
    »Keiner von uns hat sich nach diesem Auftrag gesehnt, Sir David.«
    Aber der General wandte sich dem jungen Hauptmann zu, der plötzlich im Zelteingang stand. »Ja?«
    »Eine Meldung von Major Browning, Sir. Er möchte seine Artillerie verlegen.«
    »Er soll nichts tun, bis ich dort bin. Und lassen Sie mein Pferd holen.« Dann wandte er sich wieder Bolitho zu. »Ihre Nachricht wirft uns zurück, trotzdem verlasse ich mich auf Sie. Nicht weil ich an meinen Offizieren und Männern zweifle, sondern weil ich keine andere Wahl habe. Man wird die Lage am Kap genau beobachten. Wenn hier alles klappt, wird es auch in Europa gegen Napoleon vorangehen. Vergessen wir nicht, ein Sieg ist trotz aller Triumphe auf See erst errungen, wenn der Infanterist das feindliche Land besetzt hat.«
    Stimmen erklangen draußen und der müde Hufschlag eines Pferdes, das zu einem neuen Gewaltritt gesattelt wurde. Der General leerte ein Glas Brandy und griff nach Hut und Handschuhen. »Sie erinnern mich an Nelson«, sagte er spöttisch. »Der war ein guter Seemann und hielt sich auch für einen guten Infanteriebefehlshaber.«
    Kühl antwortete Bolitho: »Die Marine hat Bastia erobert und Calvi eingenommen, nicht die Infanterie.«
    »Gut pariert.« Der General verließ das Zelt. Bolitho folgte ihm. Soldaten marschierten vorbei und wirbelten roten Staub auf. Der General drehte sich um. »Schauen Sie sich diese Leute an. Wofür werden sie sterben müssen?«
    Bolitho sah Allday unten am Strand das Beiboot heranwinken.
    »Wenn Sie mich besser kennten, würden Sie mir eine solche Frage nicht stellen.«
    Die blauen Augen des Generals waren kalt wie Eis, als er in den Sattel stieg. »Aber ich kenne Sie nicht, habe nur von Ihnen gehört, Sir Richard. Und ich frage nicht, als Soldat bitte ich Sie um Ihre Hilfe!«
    Der Oberst begleitete Bolitho den Strand hinunter zum Beiboot.
    »So habe ich den General noch nie erlebt, Sir Richard«, sagte er. Dann salutierte er zum Abschied. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder.« Bolitho musterte den flach abfallenden Strand. »Entweder in Kapstadt oder in der Hölle.«
    Als sie den ankernden Schoner fast schon erreicht hatten,

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