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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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konnte.
    Hier an Land war es um vieles heißer als an Bord, wie kochender Dunst stieg die Hitze aus der Erde. Bolitho fluchte, denn er trug seine Ausgehuniform und seinen goldbetreßten Hut für diesen Besuch beim Heer. Während er dem jungen Offizier folgte, versuchte er einzuschätzen, wie weit die Truppen bei ihrer Landung gekommen waren. Es wimmelte hier von Soldaten. Einige schleppten Kanonenkugeln und Pulverfässer den Strand hinauf, andere marschierten in geschlossenen Formationen auf die Hügel zu. Man schaute ihm neugierig nach, doch seine Rangabzeichen besagten hier nichts. Einige Soldaten waren braungebrannt vom Garnisonsdienst in Indien, anderen sah man die Rekruten schon von weitem an. Aber alle schwitzten fürchterlich in ihren roten Röcken und waren mit Waffen und Gepäck schwer behängt.
    »Sieht nicht gut aus, Sir Richard.« Allday schob sich den Hut in die Stirn.
    Weit weg hörte man leichtes Artilleriefeuer – englisches oder holländisches? Es klang ungefährlich und fern, aber die zugedeckten Toten am Wegesrand, die hier begraben werden sollten, redeten eine deutliche Sprache.
    Der Hauptmann hielt an und deutete auf eine Reihe Zelte. »Hier liegt meine Kompanie, Sir Richard. Der General ist nicht da, wird aber sicher bald zurückkehren.«
    Irgendwo brüllte ein Mann vor Schmerzen, wahrscheinlich im Lazarettzelt. Die Invasion ging wirklich ziemlich langsam voran, das Lazarett hätte längst hinter die Hügel verlegt sein müssen.
    Der Hauptmann ließ Bolitho in ein Zelt eintreten, dessen Boden Teppiche bedeckten. Die Ordonnanzen hatten sicher lange suchen müssen, bis sie ein so großes ebenes Stück Boden entdeckt hatten. Ein Oberst mit sorgenvollem Gesicht erhob sich müde von einem Feldstuhl und verneigte sich.
    »Ich kommandiere das 61. Regiment, Sir Richard.« Er schüttelte Bolithos Hand. »Wir wußten, daß Sie hier irgendwo kreuzen, aber nicht, daß Sie mitten unter uns sind. Leider hatten wir keine Zeit, Sie gebührend zu empfangen.«
    Bolitho entdeckte oben im Zelt ein Loch, und der Oberst folgte seinem Blick. »Ein Scharfschütze schlich gestern abend durch unsere Linien. Er versprach sich hier wohl ein wertvolles Ziel.« Er nickte einer Ordonnanz zu, die mit gefüllten Gläsern erschienen war. »Das wird Ihren Durst stillen, während wir auf den General warten.«
    »Hatte der Gegner mit uns gerechnet?«
    »Er hat, Sir Richard. Und alle Vorteile sind auf seiner Seite. Aber er kämpft nicht soldatisch. Der Scharfschütze zum Beispiel trug keine Uniform, sondern Lumpen. Er tötete zwei meiner Männer, ehe wir ihn erwischten. Das ist nicht ehrenhaft.«
    »Ich glaub’, ich hab’ den Mann draußen an einem Baum hängen sehen, Sir Richard«, bemerkte Allday trocken.
    Der Oberst starrte ihn an, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Wer sind denn Sie?«
    »Meine Begleitung, Oberst«, sagte Bolitho knapp. Er sah, wie Allday sich ein Glas Wein vom Tablett nahm. Es schien in seiner Faust zu schrumpfen.
    Der Oberst trat an einen Tisch voller Karten.
    »Der Feind zieht sich zurück, wenn wir ihm nachsetzen. Er stellt sich nicht zum Kampf. Deshalb dauert alles viel zu lange.« Er sah Bolitho scharf an. »Und wenn Sie uns jetzt sagen, daß wir keinen Nachschub und keine Verstärkung bekommen, dann werden wir Kapstadt erst in ein paar Monaten statt in wenigen Wochen einnehmen.«
    Hufe klapperten draußen, Kommandos wurden gerufen, Präsentiergriffe knallten. Der General betrat das Zelt, warf Hut und Handschuhe auf einen Stuhl. Er war ein zierlicher Mann mit durchbohrenden blauen Augen. Offenbar einer, der von seinen Untergebenen nur das forderte, was er selber zu leisten bereit war.
    Sir David gab einige Befehle und verlangte dann, daß man sie allein ließ. Allday, der inzwischen drei Gläser Wein intus hatte, murmelte: »Ich bleibe in Hörweite, Sir Richard.«
    Als die Zeltklappe fiel, murmelte der General: »Ein ungewöhnlicher Kerl …«
    »Er hat mir schon einige Male das Leben gerettet und meinen Verstand noch öfter.«
    Der Blick des Generals wurde etwas freundlicher. »Von seiner Sorte könnte ich hier ein paar tausend gebrauchen.« Das Lächeln verschwand wieder. »Die Landung hat geklappt, Commodore Popham hat wahre Wunder vollbracht. Und bis auf die unvermeidlichen Ausfälle lief zunächst alles gut.« Ernst sah er Bolitho an. »Aber jetzt sagt man mir, daß ich keine Verstärkungen erhalte. Ja, Sie wollen sogar noch einige Fregatten abziehen!«
    Bolitho mußte an seinen Freund Thomas

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