Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
steigen mußten.
    An der Tür meldete der Posten: »Der Schiffsarzt, Sir!«
    Der Eintretende war so hager wie Warren und schien kein Lächeln zu kennen. »Tut mir leid, Sir, aber der Midshipman der
Miranda
möchte sofort auf sein Schiff zurück«, berichtete er.
    Warren runzelte verärgert die Stirn. »Das müssen Sie entscheiden. Ich habe jetzt keine Zeit …«
    »Geht’s dem Fähnrich wieder besser?« fragte Bolitho.
    Der Schiffsarzt schien verwirrt von der goldbetreßten Uniform, die Bolitho jetzt statt des gewohnten Hemdes trug. »Es ist eine schwere Wunde, Sir. Und ein tapferer junger Mann.« Mehr sagte er nicht.
    »Dann soll er zu uns auf die
Miranda
kommen. Kümmern Sie sich bitte darum, Stephen.« Als der Flaggleutnant aufatmete, fügte Bolitho hinzu: »Ja, diesmal kommen Sie mit. Wenn Allday mein rechter Arm ist, dann sind Sie mein linker.«
    Er erinnerte sich, wie Jenour ihn angesehen hatte, als er vor ein paar Stunden auf sein Flaggschiff zurückgekommen war. Ein Kurier hatte Depeschen überbracht und es so eilig gehabt, daß er nicht einmal ankerte. »Im Umschlag Ihrer Lordschaften ist auch ein privater Brief für Sie, Sir Richard.«
    Bolitho drehte sich um. »Von wem?«
    »Von Ihrer Lady«, hatte Jenour schnell geantwortet, und als er Bolithos Frage spürte, sofort hinzugefügt: »Aus Falmouth.«
    Endlich, der erste Brief von Catherine! Hätte Belinda ihm geschrieben, hätte sie nur wieder mehr Geld für ihre aufwendige Lebensführung verlangt. Nun trug er Catherines Brief ungeöffnet in der Tasche bei sich, bis er in der drangvollen Enge der
Miranda
irgendwo ein Plätzchen fand, um ihn ungestört zu lesen. Nach dem Angriff würde er ihr antworten und all seine Sehnsucht in die dürren Worte legen. Und falls er fallen sollte? Dann lag im Safe des Schiffes ein Brief für sie.
    Bolitho verließ die Kajüte. Draußen wartete Ozzard mit seinem Hut. »Wenn wir dies hier erledigt haben, geht’s zurück nach Falmouth.« Seltsamerweise stieg bei diesen Worten Furcht in Ozzards Augen auf. »Hier bist du gut aufgehoben. Kommodore Warren wird sich um dich kümmern.«
    Als er zum Fallreep eilte, folgten ihm alle Blicke. Sicher war man froh, daß er das Schiff verließ. Sein Bleiben schien nur Gefahr zu signalisieren.
    Langsam sank die Sonne, hielt sich noch als feuriger Ball über ihrem eigenen Spiegelbild. Der Horizont leuchtete wie ein glühender Draht. Commodore Warren nahm den Hut ab, die Pfeifen schrillten, und die Seesoldaten präsentierten das Gewehr. Bolitho stieg ins Beiboot und sah den Midshipman neben Jenour und Allday sitzen.
    »Guten Tag, Mr. Segrave.« Der Junge antwortete etwas, aber es blieb ungehört, weil das Boot ablegte und die Riemen ins Wasser tauchten.
    Jenour sah zurück, froh, daß er nicht bei Yovell und Ozzard auf der
Themis
bleiben mußte. Er prüfte die Sorgleine, die sein Handgelenk mit dem Degenkorb verband, und schob das Kinn vor.
    Allday sah die Sonne untergehen. Ihr Rot bedeutete diesmal Tod – für Freund oder Feind? fragte er sich.
    »Und was steckt noch in Ihrem Postsack, Stephen?« fragte Bolitho in die Stille hinein.
    »Eine Nachricht für die
Miranda
, Sir Richard.« Jenour dachte an den Privatbrief für Bolitho. Wie wichtig er für ihn gewesen war! Da befehligte der Mann mit kühlem Kopf eine ganze Flotte, aber ein einziger Brief aus Falmouth machte ihn weich und verletzlich.
    Als Bolitho an Bord der
Miranda
kletterte, begrüßte Tyacke ihn an der Reling. Über das dunkle Wasser hinweg sahen sie die
Albacora
im Schein der untergehenden Sonne daliegen.
    Der schmutzige Schoner sah aus, als ob er schon in Flammen stünde.
    »Wir haben unser Bestes getan, Sir Richard«, berichtete Tyacke.
    »Sie hat keine Stückpforten, also haben wir Löcher ins Deck geschnitten. Trotzdem wird sie brennen wie eine Fackel, wenn’s so weit ist.« Beide Schoner würden Anker lichten, sobald es dunkel genug war, und sich davonstehlen wie Diebe in der Nacht. »Früh morgens sollten wir dann auf die
Truculent
stoßen«, fuhr Tyacke fort. »Da werden Sie es dann bequemer haben als hier.«
    Im rötlichen Sonnenlicht sah Tyackes entstelltes Gesicht aus, als blute es. »Ich brauche keine Bequemlichkeit«, antwortete Bolitho.
    »Ich habe hier gefunden, was ich suchte. Wenn alle Schiffe so geführt würden wie Ihres …«
    Abrupt drehte sich Tyacke um. »Es gibt noch viel für mich zu tun, Sir. Bitte entschuldigen Sie mich.«
    Die riesige rote Sonnenscheibe rutschte unter die Kimm. Eigentlich müßten

Weitere Kostenlose Bücher