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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dort Dampfwolken aufsteigen oder der Rauch einer Explosion, dachte Midshipman Segrave. Er stand am Niedergang, als Simcox ihn fand. »Heute wird es eng an Bord«, scherzte er. »Mal sehen, ob wir einen Platz für Sie finden.« Dann wurde er ernst.« »Bob Jay hat mir von Ihren alten Narben erzählt.« Und als der Junge ihn wütend anstarrte: »Das war seine verdammte Pflicht mir gegenüber.«
    Segrave ballte die Fäuste. »Dazu haben Sie kein Recht!«
    »Wollen Sie mir meine Rechte erklären, Mr. Segrave? Ich trage des Königs Rock ein paar Jahre länger als Sie. Sagen Sie mir also nicht, was ich darf und was nicht.« Simcox’ Gesicht war nur eine Handbreit von dem Segraves entfernt. »Man hat Sie auf Ihrem alten Schiff ausgepeitscht wie einen tollen Hund, daher die Narben. Irgendjemand wollte Ihnen zeigen, welche Macht er hat und wie schwach Sie sind.« Der Junge nickte betroffen. »Das ist jetzt vorbei. Jay wird nie vergessen, daß Sie ihm das Leben gerettet haben.« Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich mußte übrigens auch das dem Kommandanten melden.«
    Segrave wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel. »Es war wohl Ihre Pflicht«, sagte er mit zitternder Stimme.
    »Alles klar jetzt?« fragte Simcox.
    »Nein.« Der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich habe auf der
Themis
gehört, daß ich auf mein altes Schiff zurück muß, wenn wir Kapstadt hinter uns haben.« Er stieg den Niedergang hinunter.
    »Verstehen Sie jetzt?«
    Als die Dunkelheit fiel und die Sterne am dunklen Himmel hervortraten, saß Bolitho in seiner Kajüte am Tisch. Er hörte an Deck Kommandos und das Quietschen der Ankerwinde, als der Anker kurzstag gehievt wurde. Jay, der Mastergehilfe, war mit einer kleinen. Prisenmannschaft drüben auf der
Albacora.
Auf der
Miranda
mußte die reduzierte Mannschaft deshalb härter als sonst arbeiten und Wache um Wache gehen.
    Tyacke schaute herein. »Wir können ankeraufgehen, Sir. Haben Sie noch Befehle?« Das klang anders als sonst.
    »Gibt’s Probleme?« fragte Bolitho.
    »Ja. Ich habe neue Befehle bekommen: Segrave und Simcox müssen die
Miranda
verlassen, wenn das alles vorbei ist.« Tyacke versuchte zu lächeln, aber es mißlang ihm. »Ben Simcox ist ein alter Freund von mir. Und über den Midshipman denke ich jetzt auch anders.«
    »Ich weiß.« Bolitho sah die Überraschung auf Tyackes entstelltem Gesicht. Als er weitersprach, bemerkte Tyacke zum erstenmal die fürchterliche Narbe auf Bolithos Stirn, die eine Strähne nur halb verdeckte. »Einer meiner Flaggleutnants bezeichnete meine Kommandanten und mich einmal als ›eine kleine Schar Beglückter‹. Aber wir wurden immer weniger. Ich weiß, was es heißt, einen Freund zu gewinnen und ihn sofort wieder zu verlieren. Man könnte manchmal meinen, es sei besser, mit niemandem befreundet zu sein.«
    Oben rief eine Stimme:
»Albacora
nimmt Fahrt auf!«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Tyacke, »ich wollte nicht an alte Wunden rühren.«
    »Verstehe«, lächelte Bolitho. »Übrigens werde ich morgen Freiwillige brauchen.«
    Tyacke drehte sich an der Tür um. »Keine Sorge, Sir Richard. Auf diesem Schiff werden Sie genügend Freiwillige finden.« Dann war er verschwunden. Sekunden später erklang der Ruf von Deck: »Anker auf!«
    Bolitho blieb nachdenklich sitzen und hörte den Lärm oben nicht. Er brauchte Männer wie Tyacke und seine Besatzung nicht nur für den Kampf. Aber ob sie das je verstehen würden?
    Dann öffnete er bedachtsam Catherines Brief. Ein Efeublatt fiel heraus. Er hielt den Brief dicht unter die schwingende Lampe und las: »
Mein Geliebter. Dieses Blatt stammt von Deinem Haus, meinem neuen Heim
…«
    Da legte er den Brief zur Seite, denn die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen.

Die Tapferen und die anderen
    Leutnant James Tyacke umklammerte die Luvreling und starrte durch die Gischt voraus, als Bolitho nach oben kam. »Segel in Sicht, Sir!«
    Bolitho griff haltsuchend nach einer Pardune. »Ich habe die Meldung gehört. Sie haben einen guten Mann oben, Mr. Tyacke.« Der Ausguckposten hatte das fremde Schiff bei Beginn der Morgendämmerung gemeldet. In der Nacht hatte der Wind gedreht und kam jetzt aus Nord. Die
Miranda
lief rechtweisend Ost und lag so hart über, daß die Leereling oft genug durchs Wasser rauschte. Die Gischt war eiskalt.
    Noch sah man die Kimm nicht, nur die Wellenkämme und die heranrauschenden Seen. Die Annäherung an den Feind würde für beide Schoner nicht leicht sein. Voraus entdeckte

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