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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Catherine behandelt hatte.
    »Weißt du, alter Freund«, sagte er wie zu sich selber, »wer helfen will, tut manchmal das Falsche.«
    »Zugleich!« Allday beugte sich an der Pinne vor, als ritte er über holperige Straßen, statt die Barkasse der
Black Prince
zu steuern. Trotz seiner großen Erfahrung machte ihm dieses Übersetzen von einem Flaggschiff zum anderen zu schaffen. Er hielt sich zurück, um in Gegenwart seines Admirals nicht laut zu fluchen, aber später würde er es dafür um so mehr tun. Die untrainierten Rudergasten fürchteten zu Recht Alldays Ungeduld mehr als den hohen Gast im Heck. Bolitho sah zum ersten Mal sein Flaggschiff vom Wasser aus. Im Februarlicht glänzte der mächtige Dreidecker wie poliertes Glas. Sein schwarz-beiger Rumpf mit den weißen Kanonenpforten war der einzige Farbfleck auf der grauen Nordsee. Weit achteraus drehte die
Zest
auf ihren Platz im Geschwader ein.
    Das Schiff lag gut im Trimm. Keen hatte sich rundum rudern lassen, ehe es das erste Mal auf See ging und noch einmal danach. Er hatte Ballast und Vorräte umstauen lassen, bis der Bug höher aus dem Wasser kam. Unter dem Bugspriet drohte mit gezogenem Schwert die Galionsfigur, der Schwarze Prinz, Sohn König Edwards III., in seinem Kettenhemd, geschmückt mit Lilie und englischem Löwen. Unter dem schwarzen, gekrönten Helm starrte er wie lebensecht nach vorn. Der Holzschnitzer war einer der besten Englands gewesen, der hochbetagte Aaron Mallow aus Sheerness.
    Vor ihnen lag jetzt die
Benbow,
Herricks Flaggschiff. Sie führte vierundsiebzig Kanonen wie die
Hyperion,
war jedoch schwerer, denn sie war gebaut worden, als England noch Eichen für seine hölzernen Mauern in Fülle besaß. Jetzt waren die Wälder in Kent und Sussex, in Hampshire und im Westen abgeholzt, denn der Krieg, ewig hungrig, fraß nicht nur die Männer, sondern auch die Bäume.
    Von drüben leuchtete ihnen das Rot der angetretenen Seesoldaten entgegen, Metall blitzte auf. Bolitho mußte wieder an den Toppgast denken, der ausgepeitscht worden war.
    Keen hatte ihm berichtet: Mit nacktem Oberkörper war er an die Gräting gefesselt worden und hatte ohne Schmerzensschrei die zwölf Hiebe ausgehalten – nur die Luft hatte ihm die Peitsche aus den Lungen gepreßt. Aber als man ihn losband, hatte eine Stimme aus der stummen Menge geschrien: »Das zahlen wir denen heim, Jim!« Natürlich konnte weder der Waffenmeister noch der Profos den Rufer finden. Seither war der bis dahin unbekannte Matrose Jim Fittock an Bord so etwas wie ein Märtyrer geworden – wegen Felicitys Sohn Miles Vincent. Das durfte sich auf keinen Fall wiederholen.
    Dann ragte der Rumpf der
Benbow
über ihnen auf, und Allday wurde noch zorniger, weil der Buggast einige Male vergeblich an den Großrüsten einzuhaken versuchte. Schließlich kletterte Bolitho die salzverkrustete Treppe empor. Bei diesem trüben Licht hätte er stolpern können, ohne daß jemand wegen seines Auges Verdacht schöpfte. Der Wirbel der Trommeln, das Schrillen der Pfeifen und die gebrüllten Kommandos zu seinem Empfang schmerzten ihn fast. Aber in diesen wenigen Minuten erkannte er vertraute Gesichter an Bord wieder, die vorschriftsmäßig geradeaus starrten, unter ihnen Hector Gossage, Herricks Flaggkapitän. Er stand wie ein Fels vor den anderen Offizieren. Ein neuer Mann hatte De Broux ersetzt, den Flaggleutnant mit dem »verdammten französischen Namen«, wie Herrick immer gesagt hatte. Der Neue war plump und schien weder besonders intelligent noch besonders interessiert zu sein. Und dann sah er Herrick – und erschrak zutiefst.
    Sein Haar, früher braun und noch kürzlich nur mit wenigen grauen Fäden durchzogen, hatte alle Farbe verloren. Tiefe Falten entstellten das vertraute Gesicht. Sie hatten einander doch erst vor kurzem in der Admiralität getroffen. Konnte ein Mann in kurzer Zeit so altern?
    »Willkommen an Bord, Sir Richard!« Herricks Händedruck war so fest wie immer. »Sie erinnern sich sicher an Kapitän Gossage?«
    Bolitho nickte, ließ aber Herricks Hand nicht los. »Ich fühle mit dir, Thomas.«
    Herrick zuckte mit den Schultern, wollte seine Gefühle verbergen. »Lassen Sie wegtreten, Kapitän Gossage«, befahl er.
    »Bleiben Sie in der Nähe der
Black Prince
und informieren Sie mich, falls sich das Wetter verschlechtert.« Er führte Bolitho nach achtern, und dieser fragte sich dabei, ob Herrick schon immer so gebückt gegangen war.
    In der Tageskajüte, wo er so oft auf und ab geschritten war,

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