Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Lernstile
Nachdem Sie bereits viel darüber gelernt haben, was mit Ihrem Teenager passiert und Sie ihn und sein manchmal merkwürdiges Verhalten besser verstehen können, lassen Sie uns nun betrachten, wie Menschen lernen. Sie sind einer der wichtigsten Lehrer im Leben Ihres Kindes. Je besser Sie verstehen, wie Ihr Kind lernt, desto spezifischere Hilfestellungen können Sie ihm geben. Es gibt viele verschiedene Methoden, Lernstile zu kategorisieren. Lassen Sie uns ein paar Modelle ansehen und dabei jeweils über die praktischen Anwendungen für Sie und Ihre Familie nachdenken.
In der ersten Aufteilung von Lerntypen geht es darum, wie man Information am besten aufnimmt, verarbeitet und behält: 9
1. Der visuelle Lerntyp lernt durch das Sehen. Er liest gerne und sieht gerne Bilder, Illustrationen, Grafiken oder Karten an, um neue Dinge zu verstehen. Außerdem schreibt er gerne mit und erinnert sich am
besten an das, was er gelesen und gesehen hat. Visuelle Lerner brauchen eine schöne, ruhige und geordnete Lernumgebung. Unordnung und zu viel visuelle Stimulation lenken ihn leicht ab. Sie beobachten, was jemand tut, und lassen sich etwas Neues zeigen, um es zu verstehen. Ein Beispiel:
Melanies 15-jährige Tochter Tanja lernt visuell. Bevor die beiden das wussten, stand Tanjas Schreibtisch am Fenster und der Fernseher in ihrem Zimmer lief ständig. Ob es ein Arzttermin war oder die Bitte, den Müll rauszubringen, Tanja vergaß immer wieder, was ihre Mutter ihr sagte, egal wie oft Melanie sie erinnerte. Als Melanie etwas über Lerntypen hörte, veränderte sich in der Familie einiges zum Besseren. Jetzt hängt eine Tafel neben der Wohnungstür, auf die Melanie alle wichtigenTermine und Aufgaben schreibt.Wenn Melanie Tanja an etwas erinnern will, schickt sie ihr eine SMS, statt sie anzurufen. Seit der Schreibtisch an der Wand steht, an der das Bild einer Berglandschaft hängt, das Tanja sich ausgesucht hat, alle ihre Bücher, Papiere und Schreibutensilien in einem neuen Regal geordnet sind und der Fernseher im Schlafzimmer steht, sind Tanjas Noten besser geworden. Auch ihren Lehrern ist positiv aufgefallen, dass sie jetzt fast immer alle Hausaufgaben macht, die sie sich in den neuen Planer schreibt, den ihre Mutter ihr gekauft hat.
2. Der auditive Lerntyp lernt durch das Hören. Dieser Lerntyp lernt am besten, wenn ihm der Lernstoff vorgelesen oder erzählt wird oder er ihn sich selbst laut vorliest. Dieser Typ kann gut auswendig lernen, lässt sich aber in schriftlichen Prüfungen schnell durcheinanderbringen, wenn die Fragestellung von dem abweicht, was er auswendig gelernt hat. Ihm liegen mündliche Aufgaben besser. Nebengeräusche lenken ihn schnell ab. Ein Beispiel:
Thomas und sein 16-jähriger Sohn Mark sind beide auditive Lerntypen.Thomas las seinem Sohn jahrelang alle möglichen Bücher vor, bis Mark dafür zu cool war und dankend ablehnte. Auf lange Autofahrten nahmen die beiden immer ausreichend CDs mit Hörspielen mit. Mark hat ein ausgezeichnetes Grundwissen und die Schule sollte ihm eigentlich leichtfallen, er bekommt in Klausuren aber immer unterdurchschnittliche Noten, obwohl er darauf besteht, dass er gelernt und den Stoff verstanden hat. Mark ist sehr ehrgeizig und möchte gerne Medizin studieren, aber er hat einfach nicht die Noten dafür.Als die Familie vom Konzept der unterschiedlichen Lerntypen erfuhr, trafen sich Thomas und Mark mit Marks Lehrern und seinem Konrektor. Dabei stellte sich heraus, dass Mark in seinen Klassenräumen meistens am
Fenster saß, die - vor allem im Sommer - oft offen waren. Die Schule lag an einer Straßenbahnhaltestelle und Mark wurde durch das ständige Kommen und Gehen vom Unterricht abgelenkt. Um ihm bei Klausuren zu helfen, vereinbarte er mit seinen Lehrern, dass, wenn möglich, die Aufgabenstellung laut vorgelesen wurde (oder er die Gelegenheit bekam, sie sich selbst laut vorzulesen).Außerdem bekam er die Erlaubnis, Oropax während der Klausuren zu benutzen, um Nebengeräusche auszuschalten.
3. Der kommunikative Lerntyp lernt durch Gespräche. Er versteht den Lernstoff am besten, wenn er sich durch Diskussionen und Gespräche damit auseinandersetzen kann. Gespräche sind besonders dann hilfreich, wenn der Lernende sowohl die Fragen stellt als auch die Erklärungen abgibt. Auch mit Rollenspielen kann man hier gute Ergebnisse erzielen. Ein Beispiel:
Moritz ist 14. Seine Eltern sind frustriert und genervt, weil er ständig alles hinterfragt und über alles
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