Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
diskutieren will. Egal, was sie sagen oder um was sie ihn bitten, er fragt immer wieder nach und will alles genau ausdiskutieren, bis er bereit ist, etwas zu tun. Bevor seine Eltern herausfanden, dass Moritz ein kommunikativer Lerntyp ist, dachten sie, dass er aufsässig, stur und faul sei und sich durch das viele Reden um die Aufgaben herumdrücken wollte. Mittlerweile wissen sie, dass Moritz nicht böswillig ist, wenn er Fragen stellt oder eine Aufgabe diskutieren will, sondern dass er durch den Dialog lernt und zu verstehen versucht, was genau von ihm erwartet wird. Mittlerweile gehen sie die vielen Diskussionen gelassener an und begrüßen, dass Moritz genau wissen will, was er tun soll.
4. Der motorische Lerntyp lernt durch Bewegung. Dieser Lerntyp versteht neue Konzepte am besten, wenn er Handlungsabläufe selbst durchführen oder imitieren kann. Er lernt am besten durch Übung, das sogenannte »learning by doing.« Ein Beispiel:
Jessica ist 17 und möchte Hotelfachfrau werden. Sie hat ein Praktikum in einem guten Hotel absolviert und dort jeden Tag etwas dazugelernt. Mittlerweile hat sie eine Ausbildung in einem anderen Hotel begonnen und ist völlig frustriert.Vor allem die Berufsschule fällt ihr schwer, aber auch die langen Vorträge ihres Ausbilders und die schriftliche Information, die er den Azubis fast jeden Tag mitgibt, empfindet sie als wenig hilfreich. Sie hat das Gefühl, in den drei Wochen des Praktikums mehr gelernt zu haben als in den drei Monaten ihrer Ausbildung. Frustriert spricht sie mit einer
Berufsberaterin. Durch dieses Gespräch wird ihr klar, auf welche Art sie gut lernen kann: Während des Praktikums hatte sie jede Woche einen anderen »Mentor«, der ihr Aufgaben zeigte und sie diese dann üben ließ, bis sie diese selbstständig erledigen konnte. Durch die Hilfe der Berufsberatung findet Jessica eine Ausbildung, die auf dem Mentorkonzept beruht. Jessica ist glücklich an ihrem neuen Ausbildungsplatz und lernt schneller.
Unabhängig davon, welcher Lerntyp man ist, ist es sehr hilfreich, neue Informationen durch so viele Lernarten wie möglich aufzunehmen, denn je vielfältiger man sich den Lernstoff aneignet, desto mehr Möglichkeiten hat das Gehirn, die Informationen zu verarbeiten und sie auch zu behalten. Die Erinnerungsquote für neue Inhalte steigt deutlich an, je mehr Wahrnehmungskanäle am Lernprozess beteiligt waren. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass man von einer neuen Information, die man akustisch wahrnimmt, etwa 20 Prozent behält. Wenn man sie sieht, behält man 30 Prozent. Wenn man sie sieht und hört, behält man 50 Prozent. Wenn man neue Informationen sieht, hört und darüber diskutiert, behält man 70 Prozent, und wenn man etwas sieht, hört, darüber diskutiert und schließlich handelt, dann behält man 90 Prozent.
Der amerikanische Bildungstheoretiker und Psychologe David Kolb teilt den Lernprozess in vier Phasen ein, die jede neue Erfahrung durchlaufen muss, um »gelernt« zu werden: 10
In Phase eins (Erleben) macht der Jugendliche eine neue Erfahrung. Das setzt voraus, dass er neuen Erfahrungen gegenüber offen ist und diese ohne Vorurteile betrachten kann, ohne sie sofort durch bekannte Erklärungsmuster zu interpretieren.
In Phase zwei (Beobachten) betrachtet der Jugendliche dann diese neue Erfahrung von allen Seiten, beobachtet genau und reflektiert, was denn da eigentlich passiert ist.
In Phase drei (Denken) versucht der Jugendliche, diese neue Erfahrung zu erklären. Er entwickelt eine Theorie oder eine Regel, die es möglich macht, diese neue Erfahrung zu generalisieren.
In der vierten Phase (Tun) wird dieser Erklärungsansatz dann getestet und erprobt. Damit will der Jugendliche herausfinden, ob diese Erfahrung ein einzelnes Erlebnis war oder tatsächlich Ausdruck einer allgemeinen Lebensregel ist. Wenn sich diese Erfahrung verallgemeinern lässt, dann hat der Jugendliche damit eine neue Erkenntnis gewonnen, die er nun auf den Rest seines Lebens anwenden kann. Je nach individuel-lem
Lernstil legen Menschen mehr Wert auf eine bestimmte Phase und verweilen dort am längsten.
Ein Beispiel soll die Bedeutung dieses Modells für Eltern illustrieren:
Frank und Susanne haben eine 15-jährige Tochter, Sophia. Bereits als kleines Mädchen konnte Sophia ihren Vater um den Finger wickeln. Am Anfang war es »süß«, dass der Papa Sophia rettete, wenn sie sich in eine verfahrene Situation gebracht hatte. Mittlerweile ist das ein elementarer Streitpunkt
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