Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

gewissen Herausforderung in ihrem Blick. Mit 14 Jahren hatte sie zum ersten Mal Sex. Der Junge war 17. Dann schien sie einen Freund nach dem anderen zu haben. Die meisten waren vier bis sechs Jahre älter als sie. Ihre Eltern brachten sie zu einer Therapiesitzung, weil die Familie dachte, dass Jenny schwanger war. Glücklicherweise war sie nicht schwanger, sondern hatte eine Infektion, die dazu führte, dass ihre Tage ausblieben. In den folgenden Wochen und Monaten stellte sich heraus, dass Jennys Vater sich aus ihrem Leben zurückgezogen hatte, sobald sich ihr Körper veränderte. Als Jörg ein Teenager war, hatte er erlebt, wie eine Mitschülerin ihren Stiefvater beschuldigt hatte, sie sexuell zu missbrauchen. Es stellte sich später heraus, dass er unschuldig war. Sie hatte sich die Geschichte nur ausgedacht, um sich an ihm zu rächen, weil er und ihre Mutter sie nicht mit ihrem Freund in den Urlaub fahren ließen.
Aber das Leben dieses Mannes war ruiniert. Seitdem hat Jörg Angst davor, dass Jenny ihn in eine ähnliche Situation bringen könnte, wenn er sie in irgendeiner Weise berührt. Jenny dagegen hatte Tränen in den Augen, als sie beschrieb, wie ein Vater, den sie über alles liebte, auf einmal nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte: »Nur weil mein Körper sich auf einmal verändert hatte. Auf einmal konnte er mir nicht mehr in die Augen schauen. Früher haben wir immer auf dem Sofa gekuschelt, jetzt steht er sofort auf, wenn ich mich neben ihn setze. Ich dachte, dass ich auf einmal hässlich geworden war, dass ich mich deswegen schämen musste, dass ich zu einer Frau wurde. Ich hatte nichts Falsches getan und er hasste mich auf einmal. Er hörte einfach auf, mich zu lieben, ohne mir zu sagen, warum.« Jörg ist mit seiner Angst, dass die heranwachsende Tochter seine Zärtlichkeiten als Missbrauch deutet (und mit dieser Anschuldigung sein Leben ruiniert), nicht alleine. Aber wenn Väter sich aufgrund dieser Angst aus dem Leben ihrer Töchter zurückziehen, suchen sich die Töchter einen Vaterersatz, oft einen älteren Jungen, um die Liebe und die Zuwendung zu bekommen, die ihnen der Vater entzogen hat. Töchter brauchen die Liebe ihrer Väter. Ganz besonders Mädchen zweifeln ohnehin daran, dass sie normal, hübsch und liebenswert sind, wenn sich ihr Körper während der Pubertät so grundlegend verändert. Wenn ihr Vater ihnen nicht sagen kann, dass sie trotz dieser Veränderungen attraktiv, akzeptiert und geliebt sind, dann werden sie sich eben jemand anderen suchen, der ihnen dies bestätigt. Oft wird ihnen dann von hormongeladenen heranwachsenden Männern weisgemacht, dass Liebe und Sex das Gleiche sind, und sie beginnen eine oberflächliche Beziehung nach der anderen, um sich geliebt zu fühlen.
    Obwohl Jörg versuchte, die alte Nähe zu Jenny wieder zu beleben, wurden seine Versuche hartnäckig zurückgewiesen. Jenny hatte Schwierigkeiten, ihm dafür zu vergeben, dass er sie - ihrer Meinung nach - verlassen und verraten hatte. Außerdem hatte sie sich an ihren neuen Lebensstil gewöhnt und genoss die Aufmerksamkeit der jungen Männer. Mit 17 wurde Jenny tatsächlich schwanger und erst als der Vater des Babys sie verließ, wandte sie sich an ihre Eltern. Die Schwangerschaft war nicht einfach. Jenny musste mehrere Male ins Krankenhaus und bekam Bettruhe verordnet. Während dieser Zeit verbrachte ihr Vater viele Stunden an ihrem Bett und Jenny fing an, ihn wieder etwas näher an sich heranzulassen.
    Leider sind nicht alle Geschichten von Teenagern, die berichten, dass sie missbraucht worden sind, Fantasiegespinste. Leider gibt es auch immer wieder Eltern, die ihre Kinder misshandeln oder missbrauchen.
Eltern, die nie gelernt haben, ihre Wut zu kontrollieren, werden von ihren Teenagern schnell an ihre Grenzen gebracht. Auf wütende und gemeine Worte folgt dann eine handgreifliche Auseinandersetzung. Falls Sie Probleme mit Ihrer eigenen Wut haben, müssen Sie sich Hilfe holen. Egal, wie sehr Ihr Kind versucht, Sie wütend zu machen, Sie sollten nur dann handgreiflich werden, wenn Ihr Kind sie körperlich angreift und Sie sich tatsächlich schützen müssen. Ihre Wut schadet nicht nur der Beziehung zu Ihrem Kind, Sie bringen Ihrem Teenager auch bei, dass Aggressivität eine angemessene Art und Weise ist, mit Wut umzugehen. Wenn Ihr Kind dann Probleme in einer Beziehung hat, wird es ebenfalls handgreiflich werden. Die wenigsten Eltern wollen ihrem Kind beibringen, Konflikte mit Fäusten zu lösen.
    Falls