Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Hilfsbereitschaft und Dienstleistungen. Während die Liebestanks der anderen Familienmitglieder gut gefüllt waren, weil in der Familie so viel geredet wurde, war Markus’ Tank fast leer, weil vor lauter Worten die Taten oft zu kurz kamen. Manfred hatte Markus vor drei Monaten versprochen, dass er ihm bei dem Bau seines Modellflugzeugs helfen würde, dieses Versprechen dann aber vergessen. Markus fühlte sich tief verletzt, dass sein Vater ihn »angelogen« hatte. Wenn Markus seine Mutter um Hilfe mit den Hausaufgaben bat, ermutigte sie ihn und versicherte ihm, dass er das schon hinbekommen würde. Sie nahm sich aber nie die Zeit, sich mit ihm hinzusetzen und sich die Aufgaben anzuschauen. Für Kai und Julia waren Maries ermutigende Worte genug. Sie fühlten sich danach geliebt und unterstützt und in der Lage, ihre Hausaufgaben zu machen. Markus brauchte etwas anderes.
Marie und Manfred sprechen die Liebessprache ihres Sohnes immer noch etwas holprig, aber sie werden immer besser. Wenn sie Markus etwas versprechen, bemühen sie sich, dieses Versprechen einzulösen. Wenn Markus einen schlechten Tag hat, nehmen sie sich die Zeit, etwas für ihn zu tun. Marie bietet an, ihm etwas Besonderes zu kochen. Manfred fragt, ob er bei den Hausaufgaben helfen kann. Sogar Kai und Julia haben angefangen, diese neue Liebessprache zu lernen. Julia bietet immer öfter an, die Wäsche für die Familie zu waschen, und Kai hilft immer mal wieder, wenn es darum geht, das Auto zu waschen oder Staub zu saugen. Alle Familienmitglieder sind sich bewusst, wie viel Marie für sie alle tut, ohne dass ihr dies regelmäßig gedankt wird. Markus ist immer noch introvertiert und verbringt viel Zeit am Computer, aber er weiß, dass seine Eltern ihn lieb haben und ihn nicht bewusst anlügen. Er ist insgesamt glücklicher
und findet es manchmal lustig, dass die anderen Familienmitglieder solche Schwierigkeiten mit der neuen Liebessprache haben.
Eltern sind Experten, wenn es um Hilfsbereitschaft und Dienstleistungen geht. Wie viele Windeln haben Sie gewechselt? Wie viele verschnupfte Nasen geputzt? Wie viele Pflaster auf blutige Knie geklebt? Wie viele Mahlzeiten gekocht? Wie viele Betten gemacht? Wie viele dreckige Hosen gewaschen? Wenn Sie das Gefühl haben, als Vater oder Mutter versagt zu haben, rufen Sie sich in Erinnerung, wie oft Sie Ihrem Kind schon gezeigt haben, dass Sie es lieben. Dabei ist wichtig, dass Ihre liebenden Taten freiwillig sind und aus vollem Herzen kommen. Wenn Sie Ihrem Kind ständig ein schlechtes Gewissen dafür machen, dass es Sie um Hilfe bittet, obwohl es sogar in manchen Fällen auf Ihre Hilfe angewiesen ist, dann füllen Sie seinen Liebestank damit nicht. Manchmal erwarten Eltern für ihre Hilfsbereitschaft ein gewisses Maß an Dankbarkeit. Ein Jugendlicher, dessen Liebessprache die Hilfsbereitschaft ist, wird dankbar sein, aber wenn er sich gezwungen fühlt, diese Dankbarkeit in einer bestimmten Weise auszudrücken, wird er die hilfreiche Tat als Manipulation und nicht als Akt der Liebe ansehen. Auch wenn Sie etwas für Ihr Kind tun und im Gegenzug etwas dafür erwarten, sprechen Sie nicht die Liebessprache der kleinen Dienstleistungen. Wenn Sie Ihren Teenager mit einer Dienstleistung für gutes Verhalten oder gute Noten belohnen, dann ist das durchaus eine angemessene Vereinbarung, aber es ist kein Liebesbeweis, sondern wiederum eine Form der Bezahlung.
Sind Hilfsbereitschaft und Dienstleistungen die Lieblingssprache Ihres Kindes, dann müssen Sie darauf achten, dass Sie nicht zu viel für Ihr Kind tun. Es ist leicht, ein Kind zu verwöhnen, statt Liebe zu vermitteln. Jugendliche müssen aber trotz allem lernen, selbstständig zu werden und die entsprechenden Fertigkeiten zu entwickeln. Sie helfen Ihrem Kind nicht, wenn es nie lernt, wie man ein Badezimmer putzt, Spaghetti kocht, ein Zimmer aufräumt oder Wäsche wäscht. Eltern drücken ihre Liebe zu kleinen Kindern aus, indem sie vieles für ihre Kinder tun. Ihre Liebe zu Jugendlichen signalisieren sie dagegen, wenn sie ihnen beibringen, diese Dinge selbst zu tun. Es ist sehr viel einfacher für eine Mutter, die Spaghetti selbst zu kochen (und vermutlich geht es auch deutlich schneller), als es ihrem 15-jährigen Sohn beizubringen. Das Gleiche gilt, wenn man der 14-jährigen Tochter zeigt, wie die Wäsche gewaschen wird, oder dem 16-Jährigen, wie man ein Regal zusammenbaut, die Zündkerzen wechselt oder den Kühlschrank repariert. Eltern zeigen ihre Liebe,
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