Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Wichtiges mitteilen wollen, dann vermeiden Sie Anklagen, Vorwürfe und Kritik an ihm. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf sich selbst und Ihre Gefühle und Bedürfnisse. Die Vorgehensweise ist die gleiche, die Sie im Umgang mit Ihrem Kind gelernt haben. Drücken Sie zuerst Ihre Gefühle aus (»Ich fühle/Ich bin …«) und beschreiben Sie die Situation, die zu diesem Gefühl geführt hat (»… wenn …«). Wenn es passt, fügen Sie eine Erklärung hinzu (»… weil …«), und enden Sie mit einem Wunsch für die Zukunft (»Ich wünsche mir, dass …« oder: »Es wäre schön, wenn …«).
Karin beschrieb Ihre Gefühle folgendermaßen: »Ich fühle mich traurig und einsam, wenn du so lange arbeitest. Diese Gefühle wühlen viele Erinnerungen in mir auf, weil mein Vater auch immer so viel gearbeitet hat und dann war er auf einmal tot und wir hatten das Gefühl, ihn gar nicht wirklich gekannt zu haben. Ich wünsche mir, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen, denn du bist mir wichtig und ich will nicht, dass du irgendwann weg bist und ich dich gar nicht gekannt habe.«
Bleiben Sie beim Thema
In der Hitze des Gefechts, wenn Sie wütend oder enttäuscht sind, ist die Versuchung groß, sämtliche alten negativen Erfahrungen und Probleme zu erwähnen, um damit zu beweisen, dass Sie recht haben. Sprechen Sie stattdessen nie mehr als ein Thema oder ein Problem an. Versuchen Sie, das Problem nicht zu verallgemeinern (»Du kommst immer zu spät.« Oder: »Du hörst nie zu.«), sondern nur über die konkrete Situation zu reden. Auch wenn Sie in der Vergangenheit keine befriedigende Lösung gefunden haben, dürfen Sie nicht aufgeben. Manchmal reicht es auch, sich darauf zu einigen, dass man sich in dieser Sache nicht einigen kann. Falls diese Situation eintritt, dann suchen Sie nach einem Weg, mit diesem Meinungsunterschied so umzugehen, dass er Ihre Beziehung nicht beeinträchtigt.
Mit Mitgefühl auf Kritik antworten
Wenn man kritisiert wird - oder sich kritisiert fühlt, - dann reagiert man oft defensiv. Man verteidigt sich und versucht zu beweisen, dass die Kritik des anderen falsch oder unberechtigt ist. Als Teil dieses Experiments ändern Sie Ihre Reaktion auf jegliche Kritik Ihres Partners. Statt sich zu verteidigen, fragen Sie sich, warum das kritisierte Verhalten dem anderen so wehgetan hat. Dann drücken Sie Mitgefühl für den erlebten Schmerz des anderen aus.
Matthias ist noch nicht so weit, aber wenn er dieses Experiment durchführen würde, dann würde er auf Karins Kritik, dass er Kevins Problem nicht ernst nimmt, folgendermaßen antworten: »Wenn du mir von deinen Sorgen um Kevin erzählst und ich diese Sorgen nicht teile, dann hast du das Gefühl, dass ich dich nicht ernst nehme; du bist wütend, fühlst dich missverstanden und alleine. Denn du denkst, dass Kevin größere Probleme hat, von denen wir nichts wissen.«
Beachten Sie, dass Matthias nicht sagt, dass er Karins Meinung teilt. Er zeigt nur Verständnis für Ihre Gedanken, Sorgen und Ängste. Damit schafft er die Grundlage für ein weiteres Gespräch. Karin würde sich verstanden fühlen und deshalb wahrscheinlich einen weniger starken Drang spüren, Matthias zu kritisieren. Wenn Matthias sich weniger angegriffen fühlte, wäre er vielleicht bereit, darüber nachzudenken, was wirklich mit Kevin los ist, statt blind auf seiner Meinung zu bestehen.
Experiment 2: So tun, als ob
Viele Beziehungsprobleme entstehen, weil Menschen denken, dass sie die Zukunft voraussagen könnten. Sie glauben, genau zu wissen, wie ihr Partner reagieren wird, welche Gefühle er haben wird und warum ein neuer Lösungsansatz erfolglos sein wird. Wenn man eine bestimmte Reaktion erwartet, dann sendet man oft unbewusste Signale aus, die dann die Reaktion beeinflussen und das erwartete Ergebnis herbeiführen.
Wenn Karin erwartet, dass Matthias wütend reagieren wird, wenn sie ihm etwas mitteilt, dann ist ihre Stimme wahrscheinlich von Anfang an defensiv, ihre Wortwahl darauf bedacht, sich zu verteidigen (oder anzugreifen, bevor er angreifen kann), und ihre Körperhaltung entsprechend abweisend. Deshalb wird Matthias wahrscheinlich, wie erwartet, mit Wut und Frustration reagieren.
In diesem Experiment ändern Sie Ihre Erwartungen. Sie gehen mit der Erwartung an eine Situation heran, dass Ihr Partner Ihnen zuhört, Sie versteht (wenn auch nicht unbedingt der gleichen Meinung ist), und dass Sie eine fruchtbare Diskussion führen werden, die Sie der Lösung des Problems
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