Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
verheiratet und haben einen 16-jährigen Sohn, Kevin, und eine 15-jährige Tochter, Anja. Karin beschwert sich seit Jahren, dass Matthias so viel arbeitet, dass er kaum Zeit für seine Familie hat. Matthias dagegen findet, dass Karin ständig an ihm herumnörgelt und dass er ihr nichts recht machen kann. Sein Chef und seine Kollegen dagegen schätzen seinen Humor und respektieren sein Können. Matthias verbringt immer mehr Zeit mit seiner Arbeit und Karin ist immer frustrierter mit der Beziehung. Kevin hat angefangen, abends wegzubleiben. Karin vermutet, dass er trinkt und vielleicht sogar Drogen nimmt. Wenn sie versucht, mit Matthias über Kevin zu reden, sagt er immer nur, dass sie sich zu viele Sorgen macht und dass Kevin schon weiß, was er tut. Anja zieht sich immer mehr von der Familie zurück. Sie verbringt viele Stunden in ihrem Zimmer und vor dem Computer. Karin ist kurz davor, sich von Matthias zu trennen, will der Beziehung aber noch eine letzte Chance geben.
Schritt 1: Eine neue Perspektive
Versuchen Sie, Ihre Beziehung oder Ihr Problem von einer neuen und anderen Perspektive aus zu sehen. Oft hat sich eine Sichtweise so eingeschliffen, dass es fast unmöglich ist, eine Beziehung neutral zu betrachten. Man hat ein Erklärungsmuster entwickelt, das schwer zu ändern ist.
Karin glaubt, dass Matthias so viel Zeit mit seiner Arbeit verbringt, weil er nicht an seiner Familie interessiert ist. Sie ist frustriert und gekränkt und kritisiert deshalb sein Verhalten. In langen Gesprächen mit einer guten Freundin und Eheberaterin entdeckt Karin, dass ihre ständige Kritik Matthias verletzt und er deshalb so viel arbeitet, weil seine Arbeit ihm Respekt einbringt. Diese neue Deutung der Situation erlaubt es Karin, Verantwortung dafür zu übernehmen, wie sie zu diesem Problem
beiträgt. Die neue Perspektive ist nicht einfach, denn diese Sichtweise bedeutet auch, dass Karin sich und ihr Verhalten ändern muss - die Situation schien viel einfacher, als Matthias das Problem war und er sich ändern musste. Aber indem Karin Verantwortung für ihren Teil des Problems übernimmt, hat sie auch die Macht, etwas zu verändern. Denn auch wenn man noch so sehr versucht, das Verhalten der Menschen um einen herum unter Kontrolle zu haben, kann man letztendlich nur das eigene Verhalten kontrollieren.
Ändern Sie Ihre Perspektive und finden auch Sie eine neue Sichtweise und eine neue Erklärung für das Problem, um Ihre Beziehung zu verbessern. Wenn Sie diese neue Perspektive formuliert haben, dann ändert sich sehr oft die Definition des Problems. Statt zu versuchen, das Verhalten eines anderen Menschen zu kontrollieren, können Sie sich darauf konzentrieren, was Sie an sich und Ihrem Verhalten verändern wollen.
Schritt 2: Klare, realistische Ziele
Definieren Sie Ihre Ziele. Was wollen Sie eigentlich erreichen? Oft hat man nur eine vage Vorstellung von dem, was man will oder nicht will. Um ein Problem zu lösen, muss man aber genau definieren, was man erreichen will. Am besten sind Ziele, die man in irgendeiner Weise »messen« kann, damit man weiß, wann man sie erreicht hat. Es hilft oft auch, vage Ziele in konkrete kleine Unterziele aufzuteilen.
Auf die Frage nach ihren Zielen antwortete Karin anfangs, dass Matthias mehr Zeit zu Hause verbringen sollte, Kevin zu trinken aufhören sollte und dass die Familie sich wieder näher sein sollte. Nachdem sie diese allgemeinen Aussagen umformuliert hatte, damit sie konkret und messbar waren, lauteten Karins Ziele folgendermaßen: »Ich möchte, dass Matthias drei Abende die Woche mit uns isst und einmal die Woche mindestens eine Stunde lang mit mir über die Kinder und unsere Beziehung spricht. Ich möchte, dass Matthias jedes Wochenende ein paar Stunden mit Kevin verbringt und dass wir uns zusammen Konsequenzen überlegen und durchsetzen, wenn Kevin sich nicht an die Regeln hält. Ich möchte, dass wir einmal die Woche als Familie etwas zusammen unternehmen.«
Je genauer und realistischer Sie Ihre Ziele definieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sie erreichen. Viele kleine Ziele, die relativ einfach erreichbar sind, vermitteln das Gefühl, dass man Fortschritte macht, auch wenn das endgültige Ziel noch weit entfernt ist. Falls Sie Schwierigkeiten haben, konkrete Ziele zu formulieren, fragen
Sie sich: »Was genau würde eine unbeteiligte Person beobachten und wie genau werden wir uns verhalten, wenn das Ziel erreicht wäre?«
In Karins Fall fragte sie sich:
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