Maurice, der Kater
mit der Ratte passiert, die ihr fortgebracht habt?«, fragte Keith.
»Keine Ahnung, junger Herr. Eine Ratte mit einem Hut auf dem Kopf
kam von der Decke herab, schnappte sie und flog mit ihr davon!«,
plapperte Rattenfänger 2. »Und dann kam eine andere große Ratte in die Grube, schrie alle an, biss Schnappi in seinen… in sein bestes Stück,
sprang aus der Grube und lief weg!«
»Deine Ratten scheinen in Ordnung zu sein«, stellte Malizia fest.
»Ich bin noch nicht fertig«, sagte Keith. »Ihr habt von al en gestohlen und den Ratten die Schuld gegeben.«
»Ja! Das stimmt! Ja! Das haben wir getan, ja!«
»Ihr habt die Ratten getötet«, sagte Maurice ruhig.
Rattenfänger 1 drehte ruckartig den Kopf. In der Stimme des Jungen
lag eine besondere Schärfe, die er kannte. Er hatte sie bei der Grube
gehört. Manchmal begegnete man ihnen: Burschen, die sonderbare
Westen trugen und sich den Lebensunterhalt mit Wetten verdienten oder
damit, andere Leute mit Messern zu töten. Sie blickten sonderbar, und sie
klangen seltsam. Man nannte sie »vornehme Mörder«. Es war in jedem
Fal besser, einen vornehmen Mörder nicht zu verärgern.
»Ja, das stimmt!«, brabbelte Rattenfänger 2.
»Sei vorsichtig, Bill«, sagte Rattenfänger 1 und beobachtete Maurice.
» Warum habt ihr das getan?«, fragte Keith.
Rattenfänger 2 sah von seinem Boss zu Malizia und dann zu Keith.
Offenbar versuchte er zu entscheiden, vor wem er sich am meisten
fürchtete.
»Nun, Ron meinte, dass die Ratten ohnehin Sachen fressen«, sagte er.
»Und deshalb… Er meinte, wenn wir alle Ratten verschwinden lassen
und uns selbst den Kram schnappen, so wäre das eigentlich kein
Diebstahl. Es ist eher eine… Umordnung. Ron kennt da jemanden, der
mitten in der Nacht mit einem Segelboot kommt und uns bezahlt…«
»Das ist eine diabolische Lüge!«, rief Rattenfänger 1, schnitt dann eine
Grimasse und sah aus, als müsste er sich übergeben.
»Aber ihr habt Ratten lebend gefangen und sie ohne Nahrung in Käfige
gesperrt«, fuhr Keith fort. »Diese Ratten töten und fressen andere Ratten,
um zu überleben. Warum habt ihr das getan?«
Rattenfänger 1 presste sich einmal mehr die Hände auf den Bauch. »Ich
spüre, wie hier drin was passiert!«, stieß er hervor.
»Das ist nur Einbildung«, erwiderte Keith.
»Wirklich?«
»Ja. Weißt du denn gar nichts von dem Rattengift, das ihr verwendet? Es dauert noch mindestens zwanzig Minuten, bis dein Magen zu zerlaufen
beginnt.«
»Donnerwetter!«, entfuhr es Malizia.
»Und hast du eine Ahnung, was anschließend mit deinem Gehirn
passiert, wenn du dir die Nase putzt?«, fragte Keith. »Begnügen wir uns
mit dem Hinweis, dass du dann ein großes Taschentuch brauchst.«
»Das ist hervorragend!«, sagte Malizia und kramte in ihrer Tasche. »Ich
muss mir Notizen machen!«
»Und wenn du dann… Nun, geh besser nicht auf die Toilette. Frag
nicht nach dem Grund. Nein, frag nicht. In einer Stunde ist al es vorbei,
bis auf den Schleim.«
Malizia schrieb schnell. »Lösen sie sich auf?«, fragte sie.
»Ja«, bestätigte Keith. »Blubbernd.«
»Das ist unmenschlich!«, heulte Rattenfänger 2.
»Nein, es ist sehr menschlich«, sagte Keith. »Es ist äußerst menschlich.
Es gibt kein Tier auf der Welt, das so etwas einem anderen Geschöpf
antun würde, aber euer Gift macht es jeden Tag mit Ratten. Erzähl mir
jetzt von den Ratten in den Käfigen .«
Schweiß strömte dem Assistenten des ersten Rattenfängers übers
Gesicht. Er sah aus, als steckte er in einer Falle ganz besonderer Art.
»Rattenfänger haben immer wieder Ratten lebend gefangen, für die
Rattengrube«, stöhnte er. »Das ist Tradition! Al e Rattenfänger machen
es! Schon immer! Um genug Nachschub zu haben, begannen wir mit der
Zucht. Uns blieb keine Wahl! Und es ist doch nicht verkehrt, die Ratten
mit toten Ratten aus der Grube zu füttern. Jeder weiß, dass Ratten Ratten
fressen, wenn man das grüne wabbelige Ding weglässt, und dann…«
»Ach, es gibt noch ein ›Dann‹?«, fragte Keith.
»Ron meinte, wenn wir überlebende Ratten für die Zucht verwenden,
ich meine, Ratten, die den Hunden in der Grube entwischt sind, so
bekommen wir größere und stärkere Ratten, verstehst du?«
»Das ist wissenschaftlich «, warf Rattenfänger 1 ein.
»Welchen Sinn sollte so etwas haben?«, fragte Malizia.
»Nun, Fräulein, wir… Ron meinte… wir dachten… ich dachte… wir
dachten, dass… es ist nicht direkt
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